Hi-Hi-Hilfe! In der Welt von „Yesterday“ ist das Kultur-Phänomen The Beatles unbekannt
Die Idee ist unschlagbar lustig: Gerade als der megaerfolglose Singer-Songwriter Jack Malik (Himesh Patel) bereit ist, die Musik aufzugeben, hat er nachts während eines weltweiten Blackouts einen folgenschweren Unfall mit einem Bus. Bereits im Spital verwundert es den angeknacksten Jack, dass seine Anspielung auf den Beatles-Song „When I’m Sixty-Four“ bei seiner Vertrauten und Managerin Ellie (Lily James) auf totale Verständnislosigkeit stößt. Doch erst als er seinen Freunden auf einer tollen neuen Gitarre, die sie ihm zur Aufmunterung geschenkt haben, „Yesterday“ vorspielt, geht ihm ein Licht auf.
Denn seine Freunde fragen ihn, wann er diesen wunderbaren Song denn komponiert habe und behaupten, noch nie etwas von einer Rockband namens The Beatles gehört zu haben. Und tatsächlich: Zu Hause in der Plattensammlung unter B – nichts. Eine Google-Suche – nichts. Jack ist in einer alternativen Realität gelandet, in der das größte Pop-Phänomen der Welt nie existiert hat. Und in der Jack offenbar der einzige Mensch ist, der sich an die Fab Four und ihre Songs erinnert. Was eine ganz neue Karriereoption eröffnet.
Wie Regisseur Danny Boyle im nebenstehenden Interview ganz richtig bemerkt, ist „Yesterday“ ein vor allem drehbuchorientierter Film. Was auch bedeutet, dass das Vergnügen in den folgenden zwei Stunden mit all jenen Gags und Einfällen wächst oder fällt, mit denen Drehbuchautor Richard Curtis die Grundidee des Films auszuschmücken vermag. Und das gelingt ihm ziemlich gut, nicht zuletzt auch deshalb, weil er Jack einen ganzen Karrierezyklus abarbeiten lässt: vom Unbekannten zum Superstar und bis zu jenem Punkt, an dem der Musiker sein altes Leben zurückhaben will. Was er sehr passend mit einer krachig-punkigen Version von „Help!“ ausdrückt.
Der Film findet so viele Gags rund um das Musikbusiness, dass die Liebesgeschichte mit der bislang unerkannt in Jack verliebten Ellie eher nebenbei abläuft – um die entsprechenden Verwicklungen und ihre Auflösung hat sich hier niemand sonderlich einen Kopf gemacht. Aber wenn man mal gar nicht mehr weiter weiß, dann kann man ja die Ratschläge von John aus Liverpool beherzigen, der da meint: „Sag der Frau, die du liebst, dass du sie liebst und versuche, dich im Leben an die Wahrheit zu halten.“ Klingt ein wenig trivial – aber es gibt echt schlimmere Ratschläge. Zum Beispiel den von Singer-Songwriter-Superstar Ed Sheeran, der Jack dazu nötigt, „Hey Jude“ in „Hey Dude“ umzubenennen.
Yesterday GB 2019, 117 Min., R: Danny Boyle, D: Himesh Patel, Lily James, Kate McKinnon, Ed Sheeran, Start: 11.7.