Sachbuchverfilmung 

„Das geheime Leben der Bäume“ im Kino

Natürliches Habitat Talkshow: Die Bebilderung des Bestsellers „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben ist vor allem eine Personalityshow

2019 Constantin Film

Spätestens seit Peter Wohlleben 2015 mit seinem Sachbuch „Das geheime Leben der Bäume“ weltweit Bestsellerlisten anführte, ist der Förster mit dem Ökotouch aus der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr wegzudenken. Talkshows, Signiertouren, Waldführungen, weitere Bücher, eine Fernsehserie – Peter Wohlleben allerorten. Nun also auch im Kino. Natürlich heißt der Film ebenfalls „Das geheime Leben der Bäume“, und er unternimmt einen Spagat: Zum einen zeigt er den Förster in seinem natürlichen Habitat – also in Talkshows und auf ökologisch korrekten Veranstaltungen wie einer Hambacher-Forst-Demo und bei der Unterstützung eines nur noch 22 Personen umfassenden First-Nation-Stammes in Kanada, der seinen angestammten Wald retten will. Zum anderen werden die Thesen des Buches erläutert: Wohlleben (wer sonst) liest die einzelnen Kapitel an, die dann von durchaus faszinierenden Naturaufnahmen eines darauf spezialisierten Filmteams untermalt werden.

Kurz gesagt geht es dabei um die Idee des Waldes als eines Lebensraums mit sozialem Bewusstsein: Bäume tauschen Nährstoffe aus, kümmern sich um den Nachwuchs, versorgen Alte und Kranke, warnen sich vor Fressfeinden und haben einen eigenständigen „Charakter“, so Wohlleben. Dass der Autor den Wald gern gefühlig vermenschlicht, macht vermutlich den Appeal seiner Bücher aus. Aber wer wünscht sich nicht mehr Ökologie im Wald? Dass unberührte Laub-Urwälder eine bessere Alternative als kommerziell genutzte Fichtenplantagen darstellen, scheint klar. Doch irgendetwas fehlt in diesem Film. Vor einigen Jahren hat der Regisseur Jörg Adolph mal eine sehr erhellende Dokumentation („Die große Passion“, 2011) über die Passionsspiele in Oberammergau gedreht, die genau beobachtete, wie Kunst, Religion und Lokalpolitik dabei ineinandergreifen – oder sich eben auch aneinander reiben. In seinem neuen Film reibt sich jedoch gar nichts. Eine – durchaus vorhandene – Kritik an Wohlleben und seinen Thesen kommt hier nicht vor. Der große Feind, die Holzindustrie, ist hier nur eine abstrakte Größe, und wie Wohlleben sie revolutionieren will, bleibt sein Geheimnis. Letztlich ist „Das geheime Leben der Bäume“ vor allem eine Personality-Show von Peter Wohlleben. Seinen Fans wird das sicher gefallen. Für einen Dokumentarfilm ist das jedoch nicht genug.

Das geheime Leben der Bäume D 2020, 101 Min., R: Jörg Adolph, Start: 23.1.

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