Dafoe gegen Pattinson
Ein filmischer Exzess, gedreht in düster-kaltem Schwarz-Weiß und dem alten, hier klaustrophobisch wirkenden 1,19:1-Normalformat, eine Studie von Wahnsinn und Verfall, von Delirium und Seemannsgarn. Ende des 19. Jahrhunderts kommen zwei Leuchtturmwärter für eine vierwöchige Schicht auf eine abgelegene Insel vor der Küste von Maine: der alte Seebär Thomas Wake (Willem Dafoe), den eine Beinverletzung daran hindert, weiter zur See zu fahren, und sein neuer Gehilfe Ephraim Winslow (Robert Pattinson), ein ehemaliger Holzfäller. Wake weist dem Neuen alle niederen Arbeiten zu, während er sich exklusiv um das Leuchtfeuer kümmert. Doch schnell stellt sich heraus, dass Winslow ein prinzipielles Problem mit Vorgesetzten hat. Als ein Sturm aufzieht und die Männer womöglich für weitere Wochen von der Zivilisation abschneidet, spitzen sich die Konflikte zu.
Regisseur Robert Eggers inszeniert eine von widrigen Elementen beherrschte Welt ohne Privatsphäre: Ständig belauern sich die beiden Männer, bei denen man sich schon bald nicht sicher sein kann, dass sie nicht längst dem Wahnsinn verfallen sind. Erschreckende Visionen von Tod und Erotik ziehen vorüber, es wird geflucht, gesoffen, getanzt und gefurzt. Man fühlt sich an die verstörenden Filme David Lynchs erinnert (vor allem auch dank des nervenbohrenden Soundtracks) oder an die Filme von Guy Maddin und ihr Spiel mit den Stilmitteln des Expressionismus. Natürlich ist „Der Leuchtturm“ auch eine schauspielerische Tour de Force: ebenso irritierend wie auf eine abgründige Weise komisch.
The Lighthouse (OT) CDN/USA 2019, 109 Min., R: Robert Eggers, D: Willem Dafoe, Robert Pattinson, Valeriia Karaman, Start: 28.11.