Sie fanden an dieser Stelle einen kleinen Gedenkstein am Straßenrand für ihre Familie, die dort einen tödlichen Autounfall hatte. Nur sie überlebte damals; der Täter beging Unfallflucht und wurde nie gefunden. Für ihren Debütfilm „Der rote Punkt“ hat Miyayama nun diese Begebenheit aufgegriffen und folgt der jungen, schweigsamen Aki auf eine Reise ins Allgäu. Dort möchte die Japanerin mit der Vergangenheit Frieden schließen und trifft auf dem Weg auf eine Familie, die einst in den schlimmen Unfall verwickelt war.
Auch wenn Miyayama dabei auf tränenreiche Dramatisierungen verzichtet und ihre Geschichte zurückhaltend mit vielen Auslassungen erzählt, ist nicht nur die Verbindung zur deutschen Familie letztlich zu durchsichtig konstruiert. Deren Probleme und Sprachlosigkeiten lenken zwischendurch auch einfach zu stark vom ursprünglichen Ziel ab. Miyayama hätte daher wohl besser daran getan, sich auf Akis Weg zu konzentrieren und alles in der Schwebe zu halten. Sind es doch gerade diese Momente, die auf stille Weise berühren und mit den sorgfältig komponierten Allgäubildern eine kontemplative Kraft entwickeln.
Text: Sascha Rettig
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Der rote Punkt“ im Kino in Berlin
Der rote Punkt, Deutschland/Japan 2007; Regie: Marie Miyayama; Darsteller: Yuki Inomata (Aki), Orlando Klaus (Elias), Hans Kremer (Johannes); Farbe, 82 Minuten
Premiere in Anwesenheit der Regisseurin und Hauptdarstellerin Yuki Inomata, Eiszeit Kino, Zeughofstr. 20, Berlin-Kreuzberg, Do 4.6., 19.30 Uhr
Kinostart: 4. Juni