Vor seinem Krebstod in „Saw IV“ hat der wahnsinnige Foltermeister Jigsaw höchstpersönlich bei seiner Krankenversicherung vorgesprochen, um eine Spezialtherapie mit Antikrebskillerzellen in Norwegen finanziert zu bekommen. In einem der vielen Rückblicke werden wir Zeuge, wie sein Antrag vom kaltherzigen Chef der Versicherung abgelehnt wird. Dafür muss jetzt im neuen Teil der erfolgreichen Folterfilmserie gleich die gesamte Belegschaft der Krankenkasse des Grauens dran glauben.
Machen die Produzenten von „Saw“ jetzt einen auf Michael Moore und prangern die Missstände im amerikanischen Gesundheitssystems an? Nein, weit gefehlt. Auch „Saw VI“ bleibt dem inzwischen ausgelutschten Erfolgsrezept der Serie treu. Der zu Beginn noch recht originell anmutende Plot ist nicht mehr als ein hilfloser Rechtfertigungs- versuch für eine erneut spannungsarme Aneinanderreihung von hektisch geschnittenen Verstümmelungsszenarien, die auf der Tonspur von ballerndem Getöse untermalt wird. Zu keinem Zeitpunkt findet man einen Zugang zu den Opfern. Folglich ist es einem auch egal, ob sie überleben oder von den ausgeklügelten Foltermaschinen in Stücke gerissen werden.
Text: Jörg Buttgereit
tip-Bewertung: Zwiespältig
Orte und Zeiten: „Saw VI“ im Kino in Berlin
Saw VI, Kanada 2009; Regie: Kevin Greutert; Darsteller: Tobin Bell (Jigsaw/John), Costas Mandylor (Mark Hoffman), Mark Rolston (Erickson); Farbe, 91 Minuten
Kinostart: 3. Dezember