Den Schriftsteller und Maler Brion Gysin dürfte man vielleicht am ehesten als einen langjährigen Weggefährten des Beat-Poeten William S. Burroughs kennen, mit dem er in Paris und Marokko herumhing, wo er ihn mit den Cut-ups, einer literarischen Montagetechnik, vertraut machte.
Als Anlass für die Dokumentation „Flicker“ dient Regisseur Nik Sheehan allerdings eine weitere Erfindung Gysins, die, ganz im Einklang mit seinem übrigen künstlerischen Werk, dem Rezipienten eine andere Wahrnehmung ermöglichen soll: Bei der sogenannten Dream Machine dreht sich ein Zylinder mit Schlitzen um eine 100-Watt-Glühbirne – sitzt man mit geschlossenen Augen davor, stimuliert das stroboskopartige Licht bestimmte Bereiche des Gehirns und macht halluzinogene Erfahrungen ohne Drogen möglich.
Mit Archivmaterial, gelungenen visuellen Nachempfindungen des „Flicker“-Lichts sowie vielen Interviews mit Gysin-Bewunderern wie Genesis P-Orridge, Kunsthistorikern, Wissenschaftlern sowie den Bewusstseinserweiterungsexperten Marianne Faithfull und Iggy Pop macht sich Sheehan in seiner ebenso seriösen wie unterhaltsamen Doku auf die Spuren der Dream Machine und ihres ebenso einfallsreichen wie unerfolgreichen Erfinders. Dabei klärt sich dann auch, was Brian Jones, der Mathematiker Ian Sommerville, persische Assassinen und das Ende der Kunst damit zu tun haben.
Text: Lars Penning
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Flicker“ im Kino in Berlin
Flicker, Kanada 2008; Regie: Nik Sheehan; mit Genesis P-Orridge, Marianne Faithfull, Iggy Pop; Farbe, 75 Minuten
Kinostart: 6. August