Lebensnah und sehr vital im Hansaviertel. Ein charmanter Berliner Film über Liebe und Architektur
„Du Arschloch! Ich hasse Dich!“ – Worte, die Sophie ihrem im Auto flüchtenden Ex Georg nachschleudert. Mit im Auto: Sophies Sohn Jakob. Was in den sechs Jahren davor los war zwischen Georg und Sophie, davon erzählt Miriam Bliese in einer Art Kammerspiel im Freien. Premiere war bei der Berlinale 2019 in der Perspektive Deutsches Kino, der Film basiert auf Blieses Kurzfilm „An der Tür“. Die Prämisse, einen ganzen Film fast ausschließlich an einem Schauplatz spielen zu lassen (vor einer Hausfront im Berliner Hansaviertel), die spinnt Miriam Bliese nun auf recht faszinierende Art fort.
Es geht um die Fährnisse einer normal unnormalen Liebesbeziehung rund um das Berliner Kreativmilieu. Georg ist Architekt, Sophie hat sich eine Zeitlang mit schlecht belohnten Konzertkritiken über Wasser gehalten.
Musik spielt eine große, eine wunderbare Rolle in diesem Film: In der vielleicht hübschesten Szene sitzen Sophie, Georg und Jakob auf einem Stück Rasen (freilich erneut vor dem Haus im Hansaviertel): Zu dritt singen sie „Liebeskummer lohnt sich nicht.“ Die längst getrennt lebenden Georg und Sophie werfen sich dabei immer verstohlenere Blicke zu, als würden sie sich in diesem Moment aufs Neue verlieben. Es geht, und das macht diesen Film über seine Stärken als Beziehungsdramödie hinaus interessant, auch um die Einzelteile der die Protagonisten umgebenden Architektur. Bei aller formalen Strenge ist dieser Abschluss-Film an der Deutschen Film-und Fernsehakademie Berlin (dffb) von großer Lebensnähe und Vitalität.
Die Einzelteile der Liebe D 2019, 97 Min., R: Miriam Bliese, D: Ole Lagerpusch, Birte Schnöink, Andreas Döhler, Start: 22.8.; 24.8., 19.45 Uhr, fsk: Miriam Bliese und Editor Dietmar Kraus zu Gast.