Man durfte als Känguru-Fan schon ein wenig Angst haben. Denn die unfassbar erfolgreichen Taschen- und Hörbücher von Marc-Uwe Kling sind neben allen Pointen auch immer hintergründig und sehr politisch. Würde die hier implizierte Daueranarchie wirklich in bewegte Bilder übertragen werden können oder die ganze Chose zum Schenkelklopf-Klamauk verkommen?
Operation gelungen, das Känguru lebt. Und das hat auch mit der sehr geglückten Überführung des kommunistischen Beuteltiers in die reale Welt zu tun: Schnell erkennt man das Känguru als Mitlebewesen ebenso an wie die bunte Schar der Figuren, die Klings Kreuzberger Mikrokosmos bevölkern. Da ist zuallererst Marc-Uwe (Dimitrij Schaad), ein nicht überambitionierter Kleinkünstler und Anarchist, bei dem sich das Känguru einquartiert. Da ist Maria (Rosalie Thomass), Marc-Uwes Schwarm. Da ist der Rechtspopulist und Immobilienhai Jörg Dwigs (Henry Hübchen) samt schwangerer Gefährtin Jeanette (Bettina Lamprecht), die den Kiez rund ums Kottbusser Tor zerstören wollen. Und da sind liebevoll gezeichnete Nebenfiguren, von den Stammkunden der Kiez-Kneipe bis zu den Betreibern des Späti. Eine debile Nazitruppe hat auch ihren Auftritt. Sie alle werden in eine Geschichte um Solidarität, „Anti-Terror-Anschläge“, Liebe, Schnapspralinen und einen Hasenpfoten-Talisman verwickelt.
Das Ergebnis: ein für deutsche Verhältnisse politisch überraschend unkorrekter Anarchotrip mit Tempo und einer Gagdichte, die fast ein zweites Sehen verlangt und auch die jüngeren Hardcore-Fans des vorlauten Beuteltiers zufriedenstellen dürfte.
Termine: Die Känguru-Chroniken D 2020, 93 Min., R: Dani Levy, D: DAS Känguru, Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Henry Hübchen, Bettina Lamprecht, Start: 5.3.