Die österreichische TV-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ ließ 1975 tief blicken in die Abgründe der proletarischen Existenz. Ein cholerischer Wiener Gemeindebaubewohner namens Edmund „Mundl“ Sackbauer, markig gespielt von Karl Merkatz, trat darin in Szene: der Minusmann als Sympathiefigur.
Nun wird dazu der späte Kinofilm nachgereicht – aber Regisseur Kurt Ockermüller verfehlt das Zentrum des Mundl-Mythos weit: Die Dynamik des tobenden Arbeiterhelden ist durch den Rückzug in Einsamkeit, Larmoyanz und Krankheit nicht zu ersetzen. Lustig ist das alles nicht mehr. Ockermüllers auch visuell lieblose Sackbauer-Variation ist als Melodram eine Fehlkonzeption, eine bis zur Verzweiflung pointenlose Angelegenheit, die nichts als Lebensüberdruss zu zeigen hat. Dem Erfolg an Österreichs Kinokassen hat all das keinen Abbruch getan: Mit 370.000 Zuschauern gilt „Echte Wiener“ als vierterfolgreichster österreichischer Film der letzten 30 Jahre.
Text: Stefan Grissemann
tip-Bewertung: Uninteressant
Echte Wiener – Die Sackbauer-Saga, Österreich 2008; Regie: Kurt Ockermüller; Darsteller: Karl Merkatz (Edmund Sackbauer), Ingrid Burkhard (Toni), Klaus Rott (Karli); Farbe, 115 Minuten
Kinostart: 30. April 2009