Der Alltag der 23-jährigen Rahima ist von Plackerei geprägt, sowohl in der Küche eines Nobellokals in Sarajevo als auch im gemeinsamen Leben mit dem jüngeren Bruder. Die beiden Kriegswaisen zählen zu den Verlierern des Balkankriegs, der ihnen nicht nur die Kindheit, sondern anscheinend auch die Zukunft genommen hat.
Diesen pessimistischen Schluss vermittelt Aida Begics zweiter Kinofilm, in dem die Kamera konsequent den Blickwinkel der jungen Frau einnimmt. Diese bewegt sich wie eine Gehetzte durch die Stadt, die von zwielichtigen Gewinnern und korrupten Politikern gelenkt wird. In „Djeca“ stehen dafür bedrohliche Chefs, Polizisten, Lokalpolitiker und Leute vom Sozialamt, die den Geschwistern die Luft zum Atmen nehmen.
Eine eschichte im engeren Sinn wird in dem sehr düsteren Drama, bei dem selbst der Außenraum beengend wirkt, kaum erzählt; die traumatisierende Vorgeschichte wird allenfalls angedeutet, etwa durch montierte Doku-Szenen aus Sarajevos Kriegsalltag. Dadurch gelingt eine subtile Einfühlung in Rahimas versehrtes Seelenleben – auch dank Marija Pikics intensivem Spiel als Frau, in deren Inneren es brodelt.
Text: Ulrike Rechel
Foto: Barnsteiner Film
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Djeca – Kinder von Sarajevo“ im Kino in Berlin
Djeca Bosnien und Herzegowina/Türkei/Deutschland/Frankreich 2012; Regie: Aida Begic; Darsteller: Marija Pikic (Rahima), Ismir Gagula (Nedim), Nikola Djuricko (Tarik); 90 Minuten; FSK 6
Kinostart: 7. November