André Heller kennt man als Dompteur von Feuerwerken, afrikanischen Körpern und Kristallwelten. Außerdem ist er der Magier seiner eigenen, geglückten Biografie – so hat er das auch 2008 in einem Buch mit dem Titel „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ aufgeschrieben.
Wie in der Erzählung trägt der frühjugendliche Held nun auch in der Verfilmung durch Rupert Henning den Namen Paul Silberstein. Er gehört zu einer Familie, die man nur als Überdosis an Herkunft erleben kann: der Vater ein groteskes Symptom des Faschismus, die Mutter eine dämmernde Schönheit, der Bruder ein Zwängler. Die Silbersteins sind „Weltmeister im Überreagieren“, der kleine Paul muss das ständige Zuviel in seiner Welt irgendwie einfangen. Die Verwirrungen des Zöglings Silberstein dienen alle nur einem Ziel, nämlich einer Selbstakzeptanz unter Bedingungen erhöhter Nichtalltäglichkeit: „Bekenne dich zu deiner Merkwürdigkeit.“
Man kann die Verfilmung als eine etwas angestrengte Kunstkinderei ganz gut auf das öffentliche Bild beziehen, das André Heller später von sich entwickelt hat. Rupert Henning bemüht sich redlich um ein bisschen filmischen Pomp, von der ersten Szene an bietet sich die Welt dem Auge vor allem in schrägen Perspektiven dar. Das Bedürfnis des Vaters, sich den Kragen aufzureißen, kann man irgendwann gut nachvollziehen. Für Paul geht die Sache übrigens bestens aus: Er überlebt seine Kindheit mit göttlicher Bravour („Ich bin, der ich bin“), und trollt sich dann in eine Karriere als „funkelnder Hundling“.
Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein A 2019, 140 Min., R: Rupert Henning, D: Valentin Hagg, Karl Markovics, Sabine Timoteo, André Wilms, Start: 25.4.