Eine norwegische Gaunerkomödie. Die geht so: Ulrik, ein Mörder, kommt nach zwölf Jahren wieder in die Freiheit und gerät in die Zwickmühle. Mobsterchef Jensen will, dass Ulrik den Verräter umbringt. Seine alternde Hauswirtin fordert Sex und Pünktlichkeit. Dann gibt es noch: Ulriks Trümmer-Familie, die Autowerkstatt mitsamt Buchhalterin Merete und Besitzer Sven, sowie Sohn Geir mit schwangerer Freundin. Alle zerren an Ulrik, stellen Regeln auf, die sich strukturell ins Gehege kommen.
Wie soll denn Ulrik die Autowerkstatt offenhalten und den Verräter beschatten? Wie ahnen, dass hinter dem Kittel von Merete ein traumatisiertes Herz doch liebevoll schlägt? Der Weg zum Guten und der ins Verderben gabeln sich vor Ulrik und sind doch hinreichend verworren. Ulrik aber bleibt stoisch und kaut beim Beischlaf noch Fischfrikadellen.
Norwegen klingt nach Sozialstaat und Nachhaltigkeit, Protestantismus und Alkohol. Die Gangster wirken importiert und Hans Petter Moland macht daraus ein Kaurismäki-Missverständnis: Nicht unlustig, technisch gut gemacht, aber doch nicht mehr als eine artige Skandinavienklamotte mit Kulisse und Kostüm in Retrofarben. Herausgekehrte Skurrilität eben.
Text: Lennart Laberenz
tip-Bewertung: Zwiespältig
Orte und Zeiten: „Ein Mann von Welt“ im Kino in Berlin
Ein Mann von Welt (En ganske snill mann), Norwegen 2010; Regie: Hans Petter Moland; Darsteller: Stellan Skarsgеrd (Ulrik), Bjшrn Floberg (Rune Jensen), Gard B. Eidsvold (Rolf); 111 Minuten; FSK 12
Kinostart: 9. Dezember