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Drama

Ein Witwer in Rage: „Weißer weißer Tag“ im Kino

Ein abgeschieden gelegenes Haus in der unwirtlichen Natur Islands. Minutenlang verharrt die Kamera auf dem nicht eben schönen Gebäude, in harten Schnitten sehen wir die Jahreszeiten vorbeiziehen. Schon mit seiner einführenden Sequenz legt der Autor und Regisseur Hlynur Pálmason Stimmung und Tempo seines zweiten langen Spielfilms (nach „Winter Brothers“ von 2017) fest

Ingimundur (Ingvar Sigurðsson) und seine geliebte Enkelin Salka (Ída Mekkín Hlynsdóttir), Foto: Arsenal Filmverleih

Ganz überraschend ist Ingimundur (Ingvar Sigurðsson) Witwer geworden, seine Frau hatte einen tödlichen Unfall. Der einzige ihm verbliebene Trost ist seine geliebte Enkelin Salka (Ída Mekkín Hlynsdóttir). Doch da beginnt außer der Trauer noch etwas an ihm zu nagen: Hat ihn seine Frau mit einem anderen Mann betrogen?

Ingvar Sigurðsson ist neben Baltasar Kormákur Islands einziger echter Filmstar. Mit Filmen wie „Engel des Universums“ (2000), „Reykjavík – Rotterdam“ (2008) oder „Von Menschen und Pferden“ (2013) hat sich sein kantiges Gesicht eingebrannt. Und mit „Phantastische Tierwesen 2“ und „Justice League“ hat er auch schon US-Blockbusterluft geschnuppert. So wundert es nicht, dass Regisseur Hlynur Pálmason nach eigenem Bekunden Sigurðsson vor Augen hatte, als er das Drehbuch zu „Weißer weißer Tag“ verfasste.

Der spielt die Hauptfigur nun mit einer Intensität, die beinahe Angst macht: ein Trauernder, der mit seinen Gefühlen nicht umgehen kann und ein Ventil sucht. Pálmason findet in seinem spröden Drama exakt komponierte Bilder, die dieses Innenleben widerspiegeln. Die Bilder sagen hier viel mehr als die nicht eben zahlreichen Dialoge. Das war der Jury bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck den Hauptpreis wert.

Weißer weißer Tag ISL/DF/S 2019, 109 Min., R: Hlynur Pálmason, D: Ingvar E. Sigurðsson, Ída Mekkín Hlynsdóttir, Hilmir Snær Guðnason, Start: 20.2.

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