Allein oder nicht? Héloïse ist um die 40 und ihre drei Kinder alleine großgezogen. Nun ist ihre jüngste Tochter Jade kurz davor, als letzte die heimische Wohnung zu verlassen
Die Spezialität der französischen Autorin und Regisseurin Lisa Azuelos ist es, starke Frauen in ihrem Großstadt-Alltag zu schildern: Das gelang in „LOL“ (2012) recht gut und war weniger gekonnt in „Ein Augenblick Liebe“ (2014), beide mit Sophie Marceau. Hier nun ist es Sandrine Kiberlain, die sozusagen das Alter Ego Azuelos‘ gibt.
Denn die Geschichte ist autobiografisch inspiriert: Héloïse ist um die 40, führt ein eigenes Restaurant und hat nach ihrer Scheidung vor 13 Jahren ihre drei Kinder alleine großgezogen. Doch nun ist ihre jüngste Tochter Jade (Thaïs Alessandrin) kurz davor, als letzte die heimische Wohnung zu verlassen, zum Studium in Kanada. Diese Aussicht bringt Héloïse ins Grübeln: Wird sie jetzt ganz alleine vor sich hin vegetieren und schnell zum „alten Eisen“ gehören? Und auch Jade macht es sich nicht einfach: Kann sie ihre Mutter einfach so „alleine“ lassen?
Zuallererst lebt dieser lockerleichte Film vom Esprit der wunderbaren Sandrine Kiberlain, die forsch und humorvoll ihren Alltag meistert. Zudem springt „Ausgeflogen“ von der Gegenwart immer wieder in die Vergangenheit Héloïses zurück, zeigt glückliche und weniger glückliche Momente der Familienchronik (etwa den Moment, als die Eltern den noch recht kleinen Kindern von ihrer bevorstehenden Trennung berichten).
So plätschert der elegant inszenierte Film mit seinem gut aufgelegten Ensemble vor sich hin, verzichtet aber weitgehend auf tiefer gehende Konflikte. Dennoch dürfte der Identifikationsfaktor für die weibliche Zielgruppe hoch sein.
Ausgeflogen F 2019, 87 Min., R: Lisa Azuelos, D: Sandrine Kiberlain, Thaïs Alessandrin, Victor Belmondo, Camille Claris, Start: 18.7.
