Anfang der 1980er-Jahre, während der Übergangsphase von der Militärdiktatur zur Demokratie, entführte die angesehene, gutbürgerliche Familie Puccio unter dem strengen Regiment von Patriarch und Mastermind Arquнmedes in Buenos Aires mehrere Menschen und ermordete sie im Anschluss an die Lösegeldübergabe. Diese wahre Geschichte erzählt Pablo Trapero in „El Clan“, der in Venedig 2015 mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie ausgezeichnet wurde.
„El Clan“ ist ein doppelbödiger, man könnte auch sagen: schizophrener Film; tief verwurzelt im Dokumentarischen, der Authentizität der Ereignisse verpflichtet, bedient er das Thrillergenre, während er zugleich als Familiendrama, als Melodram und als Horrorfilm erscheint. Diese Parallele geht einmal schwer daneben, als Trapero eine Sex- mit einer Folterszene parallel montiert und damit in die billigste Exploitation abstürzt.
Ansonsten aber funktioniert die Mischung ganz hervorragend, die eher einem frei flottierenden Hin und Her auch zwischen unterschiedlichen Zeitebenen gleicht und zudem von krachend gutgelaunten Popsongs begleitet wird. Immer wieder packt einen ob des Wahnsinns, der ja kaum einmal von jemandem hinterfragt wird, das nackte Grauen. Verantwortlich dafür ist die strikt durchgehaltene Innenperspektive, die das Verbrechen als Bestandteil des familiären Alltags, als normales Geschäft zeigt.
Text: Alexandra Seitz
Foto: 2016 Prokino
Orte und Zeiten: El Clan
El Clan ARG/E 2015, 108 Min., R: Pablo Trapero, D: Guillermo Francella, Peter Lanzini, Lili Popovich
Kinostart: Do, 3. März 2016