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Filmkritik

„Black Widow“ mit Scarlett Johansson: Der Marvel-Blockbuster endlich im Kino

Natasha Romanoff war in zahlreichen Filmen aus dem Marvel Cinematic Universe zu sehen. In „Black Widow“ bekommt sie endlich ihren großen Solo-Auftritt. Der neue Marvel-Film setzt nach den Ereignissen von „Captain America: Civil War“ an. Ob das Star-Vehikel mit Scarlett Johansson die hohen Erwartungen erfüllen kann? tipBerlin-Filmredakteur Bert Rebhandl bleibt skeptisch.

Scarlett Johansson in "Black Widow" von Cate Shortland. Bild: Disney
Scarlett Johansson in „Black Widow“ von Cate Shortland. Bild: Disney

„Black Widow“ und das UdSSR-Pendant zu Captain America

ACTION Im Kalten Krieg gab es vieles doppelt. Der Westen hatte den Kapitalismus, der Osten den Kommunismus. Dort flog man mit Sputnik ins All, da mit Apollo. Selbst das Universum der Marvel-Comics kommt um solche Parallelaktionen nicht herum: Wenn es einen Captain America gibt, dann braucht es auch einen Gegenspieler auf der anderen Seite, der heißt dann Red Guardian.  Der „Rote Wächter“ führte lange Zeit ein eher irrlichterndes Leben, aber das gilt ja für viele Figuren, die nun schon seit einer Weile in penibler Puzzlearbeit in das Marvel Cinematic Universe eingepasst werden.

In seiner zweiten „Version“ führte der Red Guardian den „bürgerlichen“ Namen Alexei Shostakov, er war verheiratet mit einer Natasha Romanova, und damit ist die Verbindung hergestellt zu dem neuesten Film aus dem Marvel-Universum: denn die Figur Black Widow ist ja auch geläufig als Natasha Romanoff, sie wird von Scarlett Johannson gespielt, tauchte erstmals in „Iron Man 2“ auf, erwies sich schnell als unerwartet populär und hat nun ihren ersten Soloauftritt.

Die Spuren in „Black Widow“ führen oft in den Kalten Krieg

Man muss das alles ein wenig ausführlicher herleiten, weil es in „Black Widow“ vor allem um Herleitung geht. Wie es sich bei einem expandierenden Universum gehört, führt die Spur immer zurück, nicht bis zum Urknall, aber zum Beispiel häufig in den Kalten Krieg.

„Black Widow“ eröffnet mit einer Fluchtszene in Ohio im Jahr 1985. Eine russischstämmige Familie (Vater, Mutter, zwei Töchter) muss Hals über Kopf das Land verlassen. Die denkwürdige Figur ist schon hier erst einmal der Papa, der dann im Verlauf der weiteren Geschichte als Alexei Shostakov in einem russischen Gefängnis wiederauftaucht. Gespielt wird Alexei von David Harbour, den Fans vor allem aus der Netflix-Serie „Stranger Things“ kennen dürften.

Sie könnten aber ein wenig schockiert sein, denn sie bekommen es hier mit einer grotesken Figur zu tun, mit einem Fleischberg, der sich mühsam in seine Uniform als Red Guardian zwängt, mit einem vierschrötigen Gesellen, der sich hinter Gittern zu behaupten weiß. Das amerikanische Kino hat inzwischen gelernt, auf alle möglichen kulturellen Klischees sehr genau zu achten. Russische Kriminelle bilden da anscheinend eine Ausnahme, über die herrschen ziemlich drastische Vorstellungen, und „Black Widow“ tut sich daran gütlich.

Regisseurin Cate Shortland macht aus „Black Widow“ ausdrücklich eine Frauensache

David Harbour ist leider die einzige halbwegs interessante Figur in einer Geschichte, die nach den Ereignissen von „Captain America: Civil War“ ansetzt, und wohl erklären soll, warum Natasha Romanoff diesen melancholischen Blick nie so richtig loswird, der aber sowieso ein Markenzeichen von Scarlett Johansson ist. Cate Shortland macht aus „Black Widow“ eine große Frauensache mit tragenden weiteren Rollen für Rachel Weisz und Florence Pugh. Das sind alles hochkarätige Schauspielerinnen, bei denen man aber oft das Gefühl bekommt, dass sie in erster Linie programmatisch eingesetzt werden: das Genre muss weiblicher werden, das bedeutet nun zuerst einmal eine weitere Verdopplung, denn Natashas jüngere Schwester Yelena ist im wesentlichen eine funktionale Kopie, ohne die melancholische Last, dafür mit einem hübschen weißen Kampfanzug.

„Black Widow“ wurde im Vorjahr von der Pandemie frontal getroffen. Das Studio hat lange gewartet und auf eine Streaming-Premiere verzichtet. Zu groß sind die Hoffnungen auf das Star-Vehikel mit Scarlett Johansson. Die interessante Regisseurin Cate Shortland kann der notdürftigen Geschichte aber nur gelegentlich interessante Aspekte abgewinnen. Immerhin wird im Finale, in dem „Black Widows“ quasi in Serie gehen, das Hauptziel erreicht: Nachdem die eigentliche Schwarze Witwe ja in „Avengers: Endgame“ starb, gibt es nun reichlich potentielle Doppelgängerinnen, mit denen man weitermachen kann.

USA 2020; 136 Min.; R. Cate Shortland; D: Scarlett Johansson, Florence Pugh, David Harbour


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