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Filmkritik

„Die Rückkehr der Wölfe“ von Thomas Horat: Der beste Feind des Menschen

Doku Es ist möglich, mit dem Wolf zusammenzuleben. Daran lässt der Dokumentarfilm „Die Rückkehr der Wölfe“ von Thomas Horat keinen Zweifel. Er hört sich um unter Wildtierbiolog*innen, Verhaltensforscher*innen, Naturparkmitarbeiter*innen, Jägern und Förstern, Schafhaltern sowie Menschen, die in tatsächlicher Nähe von Wolfsrudeln leben. Unterwegs in der Schweiz und in Österreich, in Polen, Bulgarien, Minnesota, USA, und in der Lausitz sammelt er ihre Erfahrungsberichte, lauscht ihren Erkenntnissen und beobachtet, wie sie Aufklärungsarbeit leisten und für Verständnis werben.

"Die Rückkehr der Wölfe" von Thomas Horat
„Die Rückkehr der Wölfe“ von Thomas Horat. Foto: Filmagentinnen

Er zeigt, worin diese Arbeit besteht: Führungen und Vorträge, Messungen und Sammlungen, Kameras aufstellen, Herden und ihre Schutzhunde beaufsichtigen, durch Ferngläser schauen und in der Landschaft herumwandern. Und hin und wieder bekommt man tatsächlich einen Wolf zu Gesicht; aus der Nähe jene Tiere, die in Gehegen aufgewachsen und an Menschen gewöhnt sind, und aus der Ferne, vermittelt über das Filmmaterial der Professionellen, jene mittlerweile in Mitteleuropa wieder frei flottierenden Raubtiere, die die ganze Aufregung verursachen.

Ein Tier, das Urängste freisetzt: „Die Rückkehr der Wölfe“ von Thomas Horat

Die Blutrünstigkeit der Gedanken, die der Wolf beim Menschen auslöst, überrascht, der Reflex, mit dem in panischer Mordlust zur Flinte gegriffen wird und nach der Falle geschielt, ist so irritierend wie die seltsamen Urängste, die dieses Lebewesen offenbar flächendeckend freisetzt.

Horat aber hält sich mit dem Versuch von Erklärungen psychologischer Natur nicht sonderlich lange auf. Für ihn wie für seine Gesprächspartner*innen steht das Existenzrecht dieses Tiers ebenso außer Frage wie seine Freiheit, den Aufenthaltsort zu wählen. Bruno, der Problembär, Gott hab ihn selig, hat es nicht geschafft, den Menschen den Platz als das einzige Raubtier weit und breit streitig zu machen. Vielleicht gelingt es den Wölfen. Horat leistet mit seinem Film jedenfalls einen wertvollen Beitrag zur Verständigung. Alexandra Seitz

CH 2020; 90 Min.; R: Thomas Horat; Kinostart: 17. 9. 2020


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