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Neu im Kino

Filmstarts der Woche: Von „The Batman“ bis zur Neu-Adaption von „Cyrano“

Diese Woche gehört wieder einmal einem Superhelden: Matt Reeves legt mit „The Batman“ einen düsteren Thriller über den Beschützer von Gotham City vor. Robert Pattinson versucht sich in der Hauptrolle, Zoë Kravitz spielt die Catwoman. Cyrano von Bergerac kannten wir bisher als Mann mit einer (zu) langen Nase. In dem neuen „Cyrano“ hingegen spielt der „Game-of-Thrones“-Star Peter Dinklage den legendär romantischen Briefschreiber. Dazu gibt es zwei spannende Dokumentarfilme. Die Filmstarts der Woche im tipBerlin-Überblick.


The Batman

„The Batman“ von Matt Reeves. Foto: Warner

SUPERHELD Der Batman ist so etwas wie der Schattenmann unter den Superhelden. Es gehört zum guten Ton, dass sich die Filme über ihn an Dunkelheit regelrecht überbieten. Christopher Nolan brachte das mit seinem „The Dark Knight“ auf eine Formel. Und Matt Reeves legt jetzt noch einen nach: Er stellt schon wieder einen neuen Batman vor, dieses Mal ist es der britische Schauspieler Robert Pattinson. Und zwar in einer Welt, die im Kino einen eigenen Namen für Schwärze bekommen hat: „The Batman“ von Matt Reeves ist fast ein Film Noir. So nannte man nach dem Zweiten Weltkrieg eine Reihe von Filmen, in denen Privatdetektive sich durch verschlungene Fälle arbeiteten, immer eine Zigarette in der Hand, und häufig eine Femme Fatale an der Seite.

Auch das Batmobil röhrt: Matt Reeves zieht in „The Batman“ alle Register

Geraucht wird heute natürlich nicht mehr, und Bruce Wayne ist auch kein Sam Spade (um eine der berühmtesten Rollen von Humphrey Bogart in Erinnerung zu rufen). Aber die Stimmung in Gotham City erinnert an diese Welt von damals: schwere Jungs beherrschen die Stadt, alles ist korrupt, die politische Öffentlichkeit trifft sich in Nachtclubs. Als der Bürgermeister ermordet wird, gerät der Batman auf eine Schnitzeljagd, die sein Gegenspieler für ihn organisiert: Es ist nicht der Joker, wie man nach dem Riesenerfolg mit Joaquin Phoenix vor drei Jahren vielleicht denken mochte, es ist dieses Mal der Riddler, also einer, der Rätsel aufgibt, und wahrscheinlich auch sich selbst eines ist, wie es sich für einen guten Psychopathen gehört.

Bruce Wayne macht sich auf die Spur einer Mordserie, die gleichzeitig in seine Familiengeschichte zurückführt, und ihm eine Art Schwester einbringt: Zoë Kravitz ist dieses Mal die Catwoman. In der Welt der DC-Comics und in der Welt des Batman im Besonderen war alles immer schon einmal da, und ist alles immer wieder trotzdem ein bisschen neu. Die Nirvana-Ballade „Something in the Way“ und die Melodie von „Ave Maria” wabern durch das exquisite Set Design. Eher pflichtschuldig rafft sich Matt Reeves zu ein paar Action-Sequenzen auf, da darf dann auch das Batmobil wieder einmal röhren, doch zumeist steht alles im Zeichen einer tiefen Melancholie. Dieser „Batman“ wirkt so, als würde er sich am liebsten in seiner Höhle verkriechen. Für eine neue Trilogie sollte es trotzdem locker reichen. Bert Rebhandl

USA 2020; 180 Min; R: Matt Reeves; D: Robert Pattinson, Zoe Kravitz, John Turturro; Kinostart: 3.3.


Cyrano

„Cyrano“ von Joe Wright. Foto: Universal

KOSTÜMFILM Cyrano, das war bisher der mit der großen Nase. Das Theaterstück von Edmond Rostand, erstmals aufgeführt 1898, ist ein Klassiker, seine Titelfigur ein tragischer Held, der sich aufgrund seines Aussehens für unwürdig hält, seiner großen Liebe Roxanne den Hof zu machen – und stattdessen für einen anderen Mann, der weit weniger eloquent ist als er selber, die Rolle des Ghostwriters übernimmt, für ihn Liebesbriefe an die Frau verfasst, die er doch eigentlich in eigenem Namen schreiben sollte. Die falsche Nase erwies sich dabei durchaus als attraktive Herausforderung für Schauspieler, davon zeugen die drei bekanntesten Verfilmungen des Bühnenstücks: einen Oscar gab es sowohl für Jose Ferrer (1950) als auch für Gérard Depardieu (1990), für Steve Martin (im 1980 in die Gegenwart versetzten „Roxanne“) zwei Kritikerpreise (und einen weiteren für seine Drehbuchadaption).

Bei ihrer musikalischen Neuadaption für das Theater ersetzte die Autorin Erica Schmidt die große Nase durch die Kleinwüchsigkeit des Protagonisten und verlieh dem Ganzen damit einen bodenständigen Realismus, dem auch das Spiel der drei Hauptdarsteller im Film verpflichtet ist. Man könnte das Werk auch als einen Liebesbrief Schmidts an ihren Ehemann Peter Dinklage lesen, der die Rolle bereits auf der Bühne verkörpert hat. Von der physischen Präsenz der Drehorte auf Sizilien erhebt sich die kunstvolle Inszenierung immer wieder leichtfüßig in luftige Höhen. Ein so aufwendiges Werk inmitten der Pandemie zu drehen, hat Regisseur Joe Wright offenbar geradezu inspiriert dazu, kreativ zu werden. Frank Arnold

GB/USA 2021; 124 Min.; R: Joe Wright; D: Peter Dinklage, Haley Bennett, Kelvin Harrison Jr., Ben Mendelsohn; Kinostart: 3.3.


Dem Leben entgegen – Kindertransporte nach Schweden

„Dem Leben entgegen – Kindertransporte nach Schweden“ von Gülseren Sengezer. Foto: GMfilms

DOKUMENTARFILM Ein hierzulande eher vergessenes Kapitel der Zeitgeschichte sind die Kindertransporte, mit denen humanitäre Organisationen versuchten, Ende der 1930er-Jahre jüdische Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Zugriff der Nazis zu retten. 10.000 von ihnen fanden in Großbritannien ein neues Zuhause; dass auch Schweden 500 Kinder aufnahm, ist kaum bekannt.

Vier Menschen berichten in diesem Film von ihren Erfahrungen. Gertrud Fletzberger, Herta Lichtenstein, Elise Reifeisen-Hallin und Hans Wiener waren zwischen vier und 14 Jahren alt, als sie 1939 ihre deutsche beziehungsweise österreichische Heimat verließen. Der Film findet dabei eine angemessene Balance zwischen den individuellen Geschichten und den Erfahrungen, die alle vier machten, vom Antisemitismus, der auch in Schweden weit verbreitet war, über die teilweise negativen Gefühle gegenüber den eigenen Eltern (von denen sie sich allein gelassen fühlten) bis zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Judentum (niemand von ihnen kam aus einer strenggläubigen Familie).

In chronologische Kapitel gegliedert, sind die Interviews mit starrer Kamera und ohne Schnitte gefilmt, nichts lenkt ab von den in ruhigem Tonfall vorgetragenen Aussagen. Einige zeitgenössische Fotos sind zu sehen, knappe Bewegtbilder und immer wieder Faksimiles von Briefen der zurückgebliebenen Eltern, die aus dem Off vorgelesen werden. Von den Vieren ist Gertrud Fletzberger die einzige, die ihre Eltern lebend wiedersah . Als die Familie nach dem Krieg zurückkehrte nach Österreich, musste sie feststellen: „Willkommen waren wir nicht. Überhaupt nicht.“   Frank Arnold

Schweden/Österreich 2019; 91 Min.; R: Gülseren Şengezer; Kinostart: 3.3.


Was tun

„Was tun?“ von Michael Kranz. Foto: Filmperlen

Das Mädchen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Jenes Mädchen, das in einem Bordell im Rotlichtviertel von Faridpur in Bangladesch zur Prostitution gezwungen wird, und das in Michael Glawoggers Dokumentarfilm „Whores‘ Glory“ (2011) feststellt, dass das Leben für Frauen sehr schwer sei, und sich fragt, ob nicht auch ein anderes möglich wäre. Nach langem Hadern mit seiner Motivation (Eitelkeit? Helfersyndrom?) sowie der Frage nach der Sinnhaftigkeit (Was kann ein Einzelner schon ausrichten?) fährt Kranz schließlich nach Bangladesch und sucht im Rotlichtviertel von Faridpur nach dem Mädchen aus Glawoggers Film.

Mit „Was tun“ schließt Kranz sein Studium der Dokumentarfilmregie an der HFF München ab und legt ein Werk vor, das gleichermaßen Mut beweist wie es Mut macht. Zum einen, weil Kranz aus seiner privilegierten Stellung als „weißer Mann mit Kamera“ kein Hehl macht; vor allem nicht daraus, welche Bilder ihm dadurch erst möglich werden und welche Handlungsspielräume sich ihm eröffnen. Und zum anderen, indem er zeigt, dass auch ein kleiner Schritt in die richtige Richtung führen kann. Denn noch während Kranz recherchiert, entsteht vor Ort ein Heim für Bordellkinder, aus dem wiederum inzwischen der Bondhu Förderverein Deutschland e.V. hervorgegangen ist. Alexandra Seitz

Deutschland 2020; 73 Min.; R: Michael Kranz; Kinostart: 3. 3.


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