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Die Filmstarts der Woche: Von „No Sudden Move“ bis „A Quiet Place 2“

Der offizielle Neustart des Kinos in Deutschland soll erst Anfang Juli stattfinden, diese Woche probieren die Verleiher aber schon mit einigen Titeln, wie das Publikum aufgelegt ist. Wir nehmen die Filmstarts der Woche unter die Lupe und den neuen Gangsterfilm „No Sudden Move“ von Steven Soderbergh sollte man sich nicht entgehen lassen; weiters startet der Thriller „A Quiet Place 2“, in dem sehr lärmsensible Aliens den Planeten Erde zu einem Reich der Stille werden lassen, und die schwarze Komödie „Breaking News in Yuba County“ – mit der wunderbaren Alison Janney in einem Streifen, der uns bei den Filmstarts der Woche ansonsten enttäuscht. Unsere Kritiken.


No Sudden Move

„No Sudden Move“ von Steven Soderbergh. Bild: Warner

Gangsterfilm Steven Soderbergh ist ein Filmemacher mit vielen Gesichtern. Er hat schon fast alles einmal ausprobiert, von dem Kunstfilmdrama „Sex, Lügen und Video“, mit dem er berühmt wurde, über unterhaltsame Starproduktionen wie die „Oceans“-Serie. Besonders gut ist er aber oft mit kleinen Genreproduktionen: „Out of Sight“ zählt bis heute zu den Höhepunkten in seinem Werk.

In diese Kategorie gehört nun auch „No Sudden Move“. Im Mittelpunkt steht ein Mann namens Curtis Goynes (Don Cheadle), ein Schwarzer, der (wir sind in den 1950er-Jahren) gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und dem ein kleiner Auftrag angeboten wird. Drei Stunden jemanden „babysitten“, dafür soll es 5000 Dollar geben. Klingt verlockend, klingt aber vor allem verdächtig. Curt lässt sich trotzdem darauf ein und steht bald darauf im Wohnzimmer von Matt Wertz, einem Angestellten in der Automobilindustrie, der unter Druck gesetzt werden soll, ein Dokument aus einem Safe in seinem Büro zu beschaffen.

Damit wird eine komplizierte Geschichte in Gang gesetzt. Das Drehbuch von Ed Solomon ist souverän konstruiert, für eine Weile geht beinahe der Überblick verloren, bald merkt man aber, dass die Gangstergruppen und Bosse, die es hier miteinander zu tun haben, nach einem ausgesprochen klugen erzählerischen Schema miteinander verbunden sind.

Die Autoindustrie als organisiertes Verbrechen? „No Sudden Move“ von Steven Spielberg

„Was war die Brücke?“, fragt Matt Damon irgendwann, und wir wissen: Der ganze Film ist eine „Brücke“ zwischen einfachen Leuten wie Curtis und den Magnaten der amerikanischen Autoindustrie, die in den 1950er-Jahren ein Komplott zur Vermeidung von Umweltauflagen schmiedete.

Dieser Aspekt ist aber nicht unbedingt wichtig. Bedeutsam an „No Sudden Move“ ist allein die Form: ein gelassen erzählter, Schritt für Schritt vorgehender Gangsterfilm mit tollen Schauplätzen, vielen spannenden Schauspieler:innen und einer herausragenden Dramaturgie. Steven Soderbergh zeigt sich einmal mehr von seiner besten Seite. BR

USA 2021; 115 Min.; R. Steven Soderbergh; D: Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour; Kinostart: 24.6.


A Quiet Place 2

„A Quiet Place 2“ von John Krasinski. Bild: Paramount

Science-Fictin-Thriller „A Quiet Place“ aus dem Jahr 2018 war eine riesengroße Überraschung: Für schmale 17 Millionen Dollar gedreht, spielte die beängstigende, nahezu stumme Dystopie, die wie eine B-Film-Version einer Corman-McCarthy-Verfilmung wirkte, weltweit 340 Millionen Dollar ein. Eine Fortsetzung MUSSTE also her. Doch das erwies sich als schwerer als vermutet. Zunächst mal hatte Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller John Krasinski überhaupt keine Idee für einen zweiten Teil. Aber dann keimte die Saat des zweiten Teils des „Paten“. Wie bei diesem Meisterwerk setzt „A Quiet Place 2“ unmittelbar nach dem Ende des ersten Teils ein und erzählt seine Geschichte dann in zwei Richtungen: vorwärts und rückwärts.

Und so beginnt „A Quiet Place 2“ mit einer grimmigen, apokalyptischen und furiosen Actionsequenz, in der gezeigt wird, wie die Aliens über die Menschheit hergefallen sind. Sprung in die Zukunft: Evelyn Abbott (Emily Blunt, auch im echten Leben die Ehefrau von Krasinski) ist allein mit ihren drei Kindern und versteckt sich – möglichst ohne ein Geräusch zu machen, denn das löst eine tödliche Jagd durch die Aliens aus – in der Wildnis.

Suche nach einer neuen Zivilisation in „A Quiet Place 2“

Bei ihrer Suche nach einem neuen Versteck stößt sie nun auf einen alten Freund (Cillian Murphy), der sich zunächst dagegen wehrt, zu einer Form der familiären Solidarität verpflichtet zu werden. Und dann gibt es da ja auch noch Hinweise auf eine weitere menschliche Zivilisation, „somewhere, beyond the sea“.

Keine Frage, „A Quiet Place 2“, seit März 2020 immer wieder verschoben, ist ein spannender, unterhaltsamer Film, einer, mit dem man die Wiedereröffnung der Kinos nach den Monaten der Pandemie feiern kann, ein Film, bei dem einen im Kino der Atem stockt und man ganz still wird. Aber dem überraschenden ersten Teil setzt er leider keine neuen Elemente hinzu, folgt einfach nur der altbekannten Hollywood-Logik von größer, teurer, besser. Und endet – so viel sei verraten – mit einem fiesen Kliffhänger. LuG

USA 2020; 96 Min.: R: John Krasinski; D: Emily Blunt, Millicent Simmonds, Cillian Murphy; Kinostart: 24.6.


Breaking News in Yuba County

„Breaking News in Yuba County“. Bild: Constantin

Schwarze Komödie „Ich bin wertvoll, ich bin wichtig“ wiederholt Sue Bottoms (Allison Janney) mantraartig, und ähnliches muss sich auch der Zuschauer von Tate Taylors missglückter Satire immer wieder einbläuen, um nicht zu vergessen, um was es hier eigentlich geht. Die Geschichte von „Breaking News in Yuba County“ beginnt an Sues Geburtstag, an den sich niemand erinnert, nicht einmal ihr Mann. Der kauft zwar Blumen, doch die sind für seine Geliebte, die er in einem Motel-Zimmer trifft, wo er in flagranti von Sue ertappt wird – und durch einen Herzinfarkt stirbt. Aus unerfindlichen Gründen ruft Sue jedoch nicht die Polizei, sondern verbuddelt ihren Mann im Sandkasten, und mit ihm – ohne es zu wissen – eine Tasche mit drei Millionen Dollar.

Fortan gibt Sue die erschütterte Ehefrau, deren Mann vorgeblich entführt wurde, und erfährt endlich die Aufmerksamkeit, die sie schon lange angestrebt hat. In der rührseligen Reality-TV-Show von Gloria Michaels (Juliette Lewis) ist sie plötzlich der Star, ihre Halbschwester Nancy (Mila Kunis) beachtet sie, dumm nur, dass auch lokale Gangster hinter ihr und den Millionen her sind.

Große Vorbilder wie „Fargo“ standen bei „Breaking News in Yuba Country Pate“

Überdeutlich spürt man die großen Vorbilder im Drehbuch von Amanda Idoko, das vor einigen Jahren sogar auf der so genannten „Black List“ auftauchte, einer jährlichen Zusammenstellung der besten unverfilmten Drehbücher, die in Hollywood kursieren. Erstaunlich, wirkt „Breaking News in Yuba County“ doch wie ein sehr verspäteter Abklatsch der frühen Coens und Tarantino.

Absurde Amateur-Gangster à la „Fargo“, extreme Gewalt wie in „Reservoir Dogs“, dazu eine inzwischen mehr als veraltete Mediensatire à la „To Die For“. Verschenkt wirken die potentiell starken Schauspieler, nur in Momenten scheint die tragische Geschichte einer Frau durch, die für Ruhm und Anerkennung alles, wirklich alles tun würde. Michael Meyns

USA 2021; 96 Min.; R: Tate Taylor; D: Alison Janney, Regina Hall, Mila Kunis; Kinostart: 24.6.


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