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Die Filmstarts der Woche: Von „Das Glückrad“ bis zu „Freibad“ von Doris Dörrie

Komödien und Dramen halten sich diese Woche gut die Waage: Filmkünstlerisch ragt sicher „Das Glücksrad“ von Ryūsuke Hamaguchi heraus. Aus Deutschland probieren sich Doris Dörrie mit „Freibad“ und Julia Becker mit „Over & Out“ im komischen Fach. Dazu gibt es Schauspielkunst mit Isabelle Huppert („Die Zeit, die wir teilen“) oder Tilda Swinton („Three Thousand Years of Longing“). Die Filmstarts der Woche im tipBerlin-Überblick.

Das Glücksrad

„Das Glücksrad“ von Ryusuke Hamaguchi. Foto: Film Kino Text

DRAMA Episodenfilm des japanischen Regisseurs Ryūsuke Hamaguchi („Drive My Car“), der sich in drei Episoden gliedert, die sich ihrerseits wiederum in drei Segmente gliedern, jeweils mit längeren Dialogpassagen zwischen zwei Schauspieler:innen. Es geht um Zufälle, falsche Entscheidungen und die daraus resultierenden Konsequenzen sowie die Geister der Vergangenheit, die auch in der Gegenwart immer wieder ihr Haupt erheben, und die Frage, wie man sie vertreiben kann. Lars Penning

Japan 2021; 121 Min.; R: Ryūsuke Hamaguchi; D: Kotone Furukawa, Katsuki Mori, Fusako Urabe; Kinostart: 1.9.

Over & Out

„Over & Out“ von Julia Becker. Foto: Warner

KOMÖDIE Drei Freundinnen werden unter dem Vorwand einer spontanen Hochzeit nach Italien gerufen – wer einmal als Teenager etwas geschworen hat, kann im Alter von 38 nicht einfach mit irgendwelchen Ausreden kommen. Nach einer Überraschung finden sich Lea, Steffi und Toni auf einer seltsamen Pilgerreise wieder, auf der sie zunehmend improvisieren müssen. Sie lernen einander aber auch neu kennen, treffen schräge Leute, und haben viel Zeit, nicht nur über das Leben nachzudenken, sondern das auch zu besprechen. Julia Becker geht es in „Over & Out“ darum, einer vielfältigen Generation zu einem gemeinsamen Nenner zu verhelfen: die Phase des Überschwangs ist vorbei, die Rezepte für das eigene Leben haben sich aber noch nicht verfestigt. Man kann etwas probieren, und muss nicht schon von einer Midlife-Krise sprechen.

Als Komödie wandelt „Over & Out“ auf vertrauten Pfaden (man denke an das Männer-Pendant „25 km/h“ und so viele andere Selbstfindungs- und Freundschaftsfahrten), findet aber doch seinen eigenen Weg. Die Chemie zwischen den Darstellerinnen Jessica Schwarz, Petra Schmidt-Schaller und der Regisseurin, die selbst eine Hauptrolle spielt, ist gut, allerdings sind die Dialoge oft eine Spur zu alltäglich, als dass sie das Geschehen ein wenig auf Trab bringen könnten. „Over & Out“ leistet sich den Luxus eines (nicht nur äußerlich) relativ gemächlichen Tempos, im Hintergrund deutet sich sogar ab und zu ein melancholischer Moment an, der Feelgood-Stimmung tut das aber letztlich nur gut. Bert Rebhandl

D 2022; 109 Min.; R: Julia Becker; D: Jessica Schwarz, Petra Schmidt-Schaller, Julia Becker; Kinostart: 31.08.

Die Zeit, die wir teilten

„Die Zeit, die wir teilen“ von Laurent Larivière. Foto: Camino

DRAMA Auf einem ihrer Wege durch Paris begegnet die erfolgreiche Verlegerin Joan Verra ihrer ersten Liebe, Doug, den sie vor vielen, vielen Jahren in Dublin zurücklassen musste, und der nicht weiß, dass er kurz danach Vater geworden ist. Etwas aus der Bahn geworfen, begibt sich Joan in ihr Landhaus, um nachzudenken. Und schon beginnen das Damals, das Gestern, das Heute, die Zukunft und die Möglichkeiten unmerklich ineinander überzugehen. Joan erinnert sich an ihre Mutter, die die Familie für ihren Karatelehrer verlassen hat und nach Japan zog. Sie denkt an den Schriftsteller Tim Ardenne, der ihr hartnäckig nachstellte und mit seinen Kapriolen schließlich doch ihr Herz eroberte. Sie vermisst ihren Sohn Nathan, der nach Kanada ging – und just im Moment die Allee zum Haus heraufkommt.

Im Mittelpunkt von Laurent Larivières sanftem Drama „Die Zeit, die wir teilten“ steht Isabelle Huppert, die in der Titelrolle das Publikum durch das Leben ihrer Figur führt. Selbstverständlich würde sie den Film auch ganz alleine auf ihren schmalen Schultern tragen, hat aber mit Lars Eidinger als Liebhaber und Swann Arlaud als Sohn zwei temperamental unterschiedliche Schauspieler zur Seite, die mehr als nur flankieren. Sie stellen vielmehr zwei zusätzliche Klangfarben, die das Zusammenspiel der Figuren mit ihrer jeweiligen Melodieführung spannungsreich gestalten. Bis die Geschichte schließlich eine Volte vollführt und die Perspektive ändert. War unsere Erzählerin verlässlich? Und wenn sie es nicht war, was ist dann die Wahrheit über Joan? Erinnerung ist trügerisch, Verdrängung kann die Realität verändern; ein sanftes Drama kann auch eine psychologische Studie sein. Alexandra Seitz

F/D/Irland 2022; 101 Min.; R: Laurent Larivière; D: Isabelle Huppert, Lars Eidinger, Swann Arlaud; Kinostart: 31.8.

Freibad

„Freibad“ von Doris Dörrie. Foto: Constantin

KOMÖDIE Doris Dörrie, die vor vielen Jahren einmal mit einem Film über „Männer“ reüssierte, hat jetzt einen Film über Frauen gemacht. Über weibliches Selbstbewusstsein und die Dellen, die ihm drohen, wenn die Attraktivität nachlässt, und über die Bilder, die „die Frauen“ über sich selbst und über andere Frauen im Kopf haben. Dabei erfüllt der Film zugleich alle internationalen Diversitätskriterien. Ob augenzwinkernd oder nicht, lässt er offen.

Im Mittelpunkt der Komödie um ein Freibad nur für Frauen stehen Eva (Andrea Sawatzki), die verarmte Ex-Schlagersängerin, und die reiche Gabi (Maria Happel), die aber genauso einsam ist wie Eva. Rund um die beiden etwa 50-Jährigen, die jeden Tag lästernd, streitend und diskutierend im Bad aufschlagen, gruppiert sich der Rest der Damen: auf Seiten des Personals die resolute Betreiberin, eine schwarze Bademeisterin und ein:e trans Bratwurstverkäufer:in, auf Seiten der weiblichen Gäste eine selbstbewusste Muslima, eine junge Lesbe mit fülliger Figur und eine Gruppe von komplett burkaverhüllten Frauen.

Da brechen sich dann allerlei Vorurteile Bahn, die unseligen „Monsieur Claude“-Filme kommen einem in den Sinn: keine gute Assoziation. Am schlimmsten aber ist die merkwürdige Volte, die der Film mittendrin macht: Die schwarze Bademeisterin muss gehen, wird ausgetauscht gegen ein männliches Pendant. Und schwupp ist es mit der weiblichen Selbstachtung der Beteiligten vorbei, schamlos wanzen sie sich nun an den armen Kerl heran, der nicht weiß, wie ihm geschieht. Oder ist mir da die Ironie durch die Lappen gegangen? Vielleicht. Und ist das alles wirklich lustig? Nein. Lars Penning

D 2022; 103 Min.; R: Doris Dörrie; D: Andrea Sawatzki, Maria Happel, Nilam Farooq; Kinostart: 1.9.

Three Thousand Years of Longing

„Three Thousand Years of Longing“ von George Miller. Foto: Leonine

DRAMA 3000 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, erst recht, wenn man sie eingepfercht in einer Flasche verbringen muss. Verständlich, dass der Dschinn seiner Erlöserin die Erfüllung von drei Wünschen verspricht. Dr. Alithea Bingle allerdings, die die Flasche auf einem Basar in Istanbul erworben hat, ist skeptisch. Als Wissenschaftlerin, die sich mit dem Erzählen beschäftigt, agiert sie mit der gebotenen Vorsicht. Wird es dem Dschinn gelingen, die kühle Britin mit seiner Lebensgeschichte zu überzeugen? Denn erst, wenn er die Wünsche erfüllt hat, ist er wirklich frei.

Die Wissenschaftlerin und der Flaschengeist: Was das an Potenzial in sich trägt, verwirklicht sich am eindringlichsten in jenen Szenen, in denen die beiden im Hotelzimmer miteinander reden, getragen von der Schauspielkunst von Tilda Swinton und Idris Elba. Andere, viel aufwendigere Szenen, die die Magie aus „1001 Nacht“ heraufbeschwören sollen, wirken eher wie eine Demonstration der Möglichkeiten digitaler Effekte. Da hätte man sich mehr von der physischen Kraft gewünscht, die Regisseur George Miller in seinen „Mad Max“-Filmen so perfekt beherrschte. Schade, dass der Film sein Anliegen einer Meditation über die Liebe, über Schicksal und Zufall damit so herabsetzt. Frank Arnold

AUS/USA 2021; 108 Min.; R: George Miller; D: Idris Elba, Tilda Swinton; Kinostart: 1.9.

Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors

„Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors“ von Alice Agneskirchner. Foto: Real Fiction

PORTRÄT Für Menschen, die sich in Berlin für das Kino interessieren, war und ist die Begegnung mit dem Schaffen von Erika und Ulrich Gregor praktisch unausweichlich. 1971 initiierten die Gregors mitverantwortlich das Internationale Forum des jungen Films, zunächst als Gegenveranstaltung, dann als Ergänzung der Berlinale, und schufen damit eine Sektion der Festspiele, die sie lange Jahre mit ihrer Kenntnis und ihrem Enthusiasmus für das Kino jenseits der roten Teppiche prägten.

Noch wichtiger im Alltag aber war das Kino Arsenal, das die von den Gregors mitbegründeten Freunde der Deutschen Kinemathek seit 1970 in der Welserstraße betrieben. Das spielte jeden Tag mehrere Vorstellungen, und sein Programm war sogar noch breiter gefächert als jenes des Forums. Ob Stummfilme mit Klavierbegleitung des legendären Willy Sommerfeld, umfangreiche filmhistorische Retrospektiven oder Avantgarde aus New York: Das Arsenal bot einen Blick in alle Welt und eine umfangreiche Filmbildung, historisch und zeitgemäß aktuell, wie man sie nicht besser hätte erträumen können.

„Ich glaube, so etwas wie einen schlechten Film kennen die Gregors gar nicht. Da wird erst einmal alles als diskussionswürdiges filmisches Werk anerkannt“, sagt die Regisseurin Alice Agneskirchner, die jetzt mit „Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors“ ein schönes dokumentarisches Porträt von Erika und Ulrich Gregor geschaffen hat. Ihr Film verknüpft durch Interviews, Archivmaterial und insgesamt vierzig Filmausschnitte Leben und Schaffen der Gregors mit der Zeitgeschichte sowie der Wirkungsgeschichte bestimmter Filme, die von den Gregors mitbestimmt wurde. Dabei werden die unterschiedlichen Charaktere und Ansichten des Paares – das sich gleichwohl stets symbiotisch ergänzt – deutlich, Lebensmarksteine gesetzt (wie das erste Kennenlernen bei einer Vorführung von „Menschen am Sonntag“), und persönliche Freundschaften wie etwa mit dem ungarischen Regisseur István Szabo treten hervor.

Mit ihrem Film hat Agneskirchner dabei auch jene Zuschauer:innen im Blick, die mit dem Wirken der Gregors nicht so vertraut sind: „Es war mir dann schon wichtig, auch die Zeitgeschichte zu erzählen”, erläutert Agneskichner. „Wer von den heute Zwanzigjährigen weiß denn schon, was ‚Der geteilte Himmel‘ für eine Bedeutung hat, und warum das etwas Besonderes war. Das kann man ja kaum mehr nachvollziehen, ohne die Zusammenhänge zumindest etwas zu skizzieren.“ Lars Penning

D 2022; 155 Min.; R: Alice Agneskirchner; Kinostart: 1.9.

L’État et moi

„L’État et moi“ von Max Linz. Foto: Salzgeber

KOMÖDIE Manchmal bedarf es wenig, um einen Drehbuchautor zu inspirieren und ein neues Buch auf den Weg zu bringen: Bei der Recherche stieß Max Linz auf die Information, dass das Strafgesetzbuch in seiner heutigen Form im Mai 1871 in Kraft trat. Kurz zuvor hatte er Brechts Stück „Die Tage der Commune“ gelesen, das genau von dieser Zeit handelt, dem Mai 1871, als mit der Pariser Kommune ein kurzlebiges, brutal niedergeschlagenes Experiment in gelebtem Kommunismus stattfand.

Eine interessante historische Parallele, aus der Linz einen Film gemacht hat, den man als typisch Linz bezeichnen muss. Mit seinen ersten beiden Filmen „Ich will mich nicht künstlich aufregen“ und „Weitermachen Sanssouci“ hatte sich Linz als wichtiger Vertreter einer neuen Tendenz im jungen deutschen Film etabliert, den man als Diskurs-Komödie bezeichnen könnte. Eine neue Berliner Schule bilden Linz, der ebenso an der DFFB studierte wie Susanne Heinrich („Das melancholische Mädchen“) und Julius Radlmaier („Blutsauger), die vergleichbare filmische Ansätze wählen, dezidiert politisch sind, ihre Bildung offensiv zur Schau stellen und einen Humor bedienen, der sich irgendwo zwischen Farce, Slapstick und gediegenem Bildungsbürgerwitz bewegt.

Bei Linz beginnt das schon beim Titel, der Louis XIV. berühmten Ausspruch um zwei Buchstaben abwandelt, was ein bisschen clever ist, aber auch nicht mehr. Um das Verhältnis von Staat zu Bürger geht es auch im weitesten Sinne, denn Linz bewegt sich in seinem dritten Film im Bereich des Assoziativen. In seinen ersten beiden Filmen hatte er den Kunst- bzw. den Unibetrieb diskursiv und oft sehr pointiert auseinandergenommen, diesmal begibt er sich mehr denn je in filmische René Pollesch-Gefilde und hat sich die dafür passende Besetzung an Bord geholt: Die Pollesch-erfahrene Sophie Rois ist in den beiden Hauptrollen zu sehen, was grundsätzlich ja schon mal gut ist. Mehr Rois ist ja nie verkehrt.

Sie gibt die Richterin Praetorius-Camusot, die für eine eher liberale Auslegung des Strafgesetzbuches plädiert, und den Komponisten Hans List, der aus der Pariser Kommune in die Gegenwart katapultiert wird und mit seinen liberalen Ansichten gerade im modernen Berlin auf Gegenwind stößt. Beide Figuren bewegen sich im Dunstkreis der Staatsoper, Praetorius-Camusot als Mitglied des Freundeskreises, List bald als Statist der aktuellen Inszenierung „Die Elenden“, für die er – wie die Kostümbildnerin mit großer Begeisterung feststellt – ohnehin die ideale, höchst authentische Kleidung trägt.

Komponist oder Kommunist? In „L’État et moi“ von Max Linz läuft viel durcheinander

An Rois‘ Seite spielen die ebenfalls schon oft bei Pollesch eingesetzten Bernhard Schütz und Jeremy Mockridge, wobei letzterer eine Variante seines in den letzten Jahren auf der Bühne des Deutschen Theaters erprobten Typs stotternder Tollpatsch gibt. Was gut zum Ton von „L’État et moi“ passt, der sich immer wieder als moderne Slapstick-Komödie versucht, dabei oft aber weniger an die Helden der Stummfilmzeit erinnert, als an „Bully“ Herbigs oder Götz Georges Chargieren in den weniger gelungenen Momenten von Helmut Dietls Werk. Dort wären auch Scherze wie die ständige Verwechslung der Begriffe Komponist und Kommunist nicht fehl am Platz, Flachwitze, die mit ermüdender Beharrlichkeit von substanzielleren Momenten ablenken. Allerdings sind diese deutlich rarer gesät als im bisherigen Werk Max Linz’, der diesmal wenig mehr zeigt, als ein gediegen elitäres Spiel mit Referenzen und Assoziationen, das befürchten lässt, dass die Methode Linz langsam an ihr Ende gekommen ist. Michael Meyns

D 2022; 85 Min.; R: Max Linz; D: Sophie Rois, Jeremy Mockridge, Bernhard Schütz; Kinostart: 1.9.

Museum of the Revolution

„Museum of the Revolution“ von Srdan Keča. Foto: deja-vu-Film

DOKUMENTARFILM Am Rande von Belgrad sollte es entstehen: das Museum der Revolution. Geplant Anfang der 60er-Jahre, als die Hoffnung bestand, dass der Sozialismus jugoslawischer Prägung eine Alternative zwischen den Blöcken darstellen könnte. Bevor mit dem Bau begonnen werden konnte, starb mit Josip Tito jedoch der Mann, der den Vielvölkerstaat zusammenhielt. Allein Keller wurden gebaut, die inzwischen verfallen und Menschen beherbergen, die im modernen Serbien, das zunehmend kapitalistisch wird, am Rand der Gesellschaft leben. Drei von ihnen stehen im Mittelpunkt von Srdjan Kecas essayistischen Dokumentarfilm, der beobachtet, mit Metaphern arbeitet, dabei bisweilen allzu enigmatisch bleibt.

Die Hauptperson des Films heißt Milica, ein vielleicht achtjähriges Mädchen, das mit ihrer Mutter Vera in den Ruinen lebt, zusammen mit einer Art Ersatzoma namens Mara. Roma sind sie und als solche noch mehr Außenseiter als ohnehin schon, verdienen sich mit dem Putzen von Windschutzscheiben etwas Geld, das Vera ihrem im Gefängnis sitzenden Mann schickt. All das erzählt Keca weniger, als das er es andeutet, durch Leerstellen und Auslassungen, durch Halbsätze und Bilder, die viel Raum zur Interpretation lassen.

Am Ende lebt „Museum of the Revolution“ stark von der Präsenz seiner jungen Hauptfigur, die trotz eines Lebens am Rand der Gesellschaft, deutlich unterhalb der Armutsgrenze, von bemerkenswert sonnigem Gemüt erscheint. Inzwischen hat sie Pflegeeltern gefunden und vielleicht die Chance auf eine bessere Zukunft, aber auch das erfährt man nicht im Film selbst, einem rätselhaften, eigenwilligen Porträt des modernen Serbiens.  Michael Meyns

Serbien/Kroatien 2021; 91 Min.; R: Srdjan Keca; Kinostart: 1.9

Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel

„Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel“ von Enrique Gato. Foto: Paramount

ANIMATIONSKOMÖDIE Alle fünf Jahre bringt der spanische Animationsfilmer Enrique Gato eine neue „Indiana Jones“-Parodie rund um den tollpatschigen Möchtegern-Archäologen Tadeo Jones heraus (aus dem die deutsche Betitelung bereits 2012 einen Tad Stones gemacht hatte). Das Thema ist offenbar so wenig tot zu bekommen wie die quicklebendigen Mumien, die durch die „Tad Stones“-Filme geistern: Auch der inzwischen 80-jährige Harrison Ford wird in seiner Paraderolle als Indiana Jones im kommenden Jahr noch einmal auf die Leinwand zurückkehren.

Wie das Original richten sich auch die Trick-Parodien an ein internationales Familienpublikum; die Gesamtanmutung der Filme nähert sich dabei so weit als möglich US-amerikanischen Vorbildern an. Was nicht weiter verwunderlich ist: Die iberischen Trickstudios haben über viele Jahre hinweg als Zulieferer für die amerikanische Studios gearbeitet; entsprechendes Know-how ist also vorhanden. Doch das enthebt niemanden der Verpflichtung, dann auch noch ein vernünftiges Drehbuch zu schreiben.

Genau das ist bei „Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel“ nicht so richtig gelungen: Das neue Abenteuer, das Tad und seine Freund:innen, die Top-Archäologin Sarah, eine redselige Inka-Mumie sowie einen Hund und einen Papagei, von ägyptischen Königsgräbern rund um die Welt führt, wirkt reichlich chaotisch und zerfahren. Der beste Gag dreht sich um die Mumie der unbekannten Zwei-Tage-Pharaonin Ra-Amon-A, die sich immer wieder darüber verärgert zeigt, dass sie ständig alle Ramona nennen. Lars Penning

Spanien 2022; 90 Min.; R: Enrique Gato; KInostart: 25.8.

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Derzeit in vielen Kinos: „Die Känguru-Verschwörung“ von Marc-Uwe Kling – wir haben mit dem Regisseur und „Kleinkünstler“ gesprochen. Weiterhin zu sehen und von uns sehr empfohlen:„Grand Jeté“ von Isabelle Stever – ein Gespräch mit ihr lest ihr hier. Schließlich empfehlen wir den amerikanischen Film „Nope“ und porträtieren den Kultregisseur Jordan Peele hier. Was läuft wann? Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin. Alle aktuellen Texte zu Filmen, Kino und Stream sind in dieser Rubrik.

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