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Neu im Kino

Filmstarts der Woche: Von „Moonfall“ zum Virenschocker „The Sadness“

Was ist diese Woche neu im Kino? Roland Emmerich lässt wieder einmal die Welt untergehen. Diesen Satz kann man einigermaßen routiniert hinschreiben, aber „Moonfall“ macht durchaus Spaß. Der Mond gerät aus seiner stabilen Umlaufbahn. Im Fach Science-Fiction-Blockbuster-Thriller-Action fährt Emmerich das volle Programm. Außerdem startet diese Woche der sehr durchgeknallte taiwanesische Pandemie-Schocker „The Sadness“, und Dokumentationen aus beziehungsweise über Nepal und Mexiko. Die Filmstarts vom 10. Februar im Überblick.


Moonfall

„Moonfall“ von Roland Emmerich. Foto: Leonine

ACTION Der Mond war lange Zeit ein verlässlicher Geselle der Erde. In Roland Emmerichs neuem Action-Thriller „Moonfall“ macht er aber plötzlich Faxen: er verlässt seine Umlaufbahn und droht die Erde zu zerstören. Der junge Mann, der das zuerst begreift, ist natürlich ein Nerd: John Bradley, bekannt als Bücherwurm Samwell Tarly aus „Game of Thrones“, ist der unwahrscheinliche Held KC Houseman in „Moonfall“. Er tut sich zusammen mit dem verbitterten Astronauten Brian Harper (Patrick Wilson) und dessen Kollegin Jo (Halle Berry), die damals im All waren, als die Ursache für die drohende Katastrophe sich zum ersten Mal zeigte.

Das Drehbuch zu „Moonfall“ verbindet geschickt krude Theorien mit populären Motiven von einer künstlichen Intelligenz, die sich gegen die Menschen richten könnte (die „Terminator“-Filme dienen hier noch einmal als Inspiration). Während ein kleines Team sich direkt mit dem herabstürzenden Mond beschäftigt, wird auf Erden kräftig familiendramatisch gearbeitet: Scheidungskinder suchen in den verschneiten Bergen von Colorado nach einer Zuflucht. „Moonfall“ passt in die gegenwärtige Tendenz, dass Blockbusterfilme nicht mehr einfach ein Problem lösen, sondern dabei auch noch eine Großtheorie über die Menschheit verbreiten müssen. Roland Emmerich vermengt das alles kompetent zu einem gerade wegen seiner bizarren Fantasien unterhaltsamen Reißer mit einigen sehr schönen Katastrophenszenen und einem Selbstzitat am Ende: da herrscht einmal mehr Eiszeit in New York, nur kam die dieses Mal so schnell, dass das Klima kaum hinterherkommt. Bert Rebhandl

USA 2022; 130 Min.; R: Roland Emmerich; D: Patrick Wilson, John Bradey, Halle Berry; Kinostart: 10.2.


Mahendra Highway

„Mahendra Highway“ von André Hörmann. Foto: Salzgeber

DOKU Der Mahendra-Highway verläuft gute 1000 Kilometer in Ost-West-Richtung quer durch Nepal, jeweils begrenzt durch die Staatsgrenze zu Indien, von dem das vor allem bei Bergsteigern und Trekking-Touristen beliebte asiatische Land an drei Seiten umschlossen wird. In seiner Reisedokumentation „Mahendra Highway“ schlägt sich Regisseur André Hörmann – salopp gesprochen – links und rechts in die Büsche und berichtet von den verschiedenen Landschaften, Ethnien, Religionen und Kulturen des Landes.

Der Film streift durch grüne Täler und die eisigen Regionen der Berggipfel des Himalaya, es geht um Tee- und Reisanbau, zwischendurch segnet ein  Priester Autos (damit die nicht vom Steinschlag hinweggefegt werden). Die Kamera blickt auf das Gewusel großer Städte und auf die überschaubare Welt kleiner, nur über Trampelpfade erreichbarer Dörfer. Ein Mahut berichtet von seiner Arbeit mit einem Elefanten. Ein fünfjähriges Mädchen wird als lebendige Kindergöttin verehrt. Gaviale stehen unter Artenschutz, und der Königstiger tritt irgendwann auch mal aus dem Regenwald.

Das alles ist zweifellos recht interessant und schön anzuschauen, doch wirklich vertieft – darüber muss man sich klar sein – wird in diesem Vorüberhasten an den reichhaltigen Attraktionen des Landes nichts. „Mahendra Highway“ arbeitet mit dem archaischen Mittel einer Sprecherstimme, die von wenigen O-Tönen abgesehen praktisch ununterbrochen zu hören ist – mit dem Ergebnis, dass das Ganze letztlich wirkt wie ein solider Diavortrag an der Volkshochschule. Im Fernsehen (ZDF und arte haben mitproduziert) lässt man sich das möglicherweise gefallen, im Kino ist das schon etwas zäh. Lars Penning

D 2021; 85 Min.; R: André Hörmann; Kinostart: 10.2.


The Sadness

„The Sadness“ von Rob Jabbaz. Foto: Capelight

SCHOCKER Man muss gar nicht mittels eines theoretisierenden Überbaus um den hier servierten blutigen Brei herumreden: „The Sadness“ ist zuallererst Genreware für Menschen, die sich gerne gruseln oder gar ekeln – hier spritzt das Blut, es wabern die Gedärme. Die Effekte sind exzellent, die Geschichte einigermaßen plausibel und spannend.

Autor und Regisseur Rob Jabbaz bedient sich zwar beim Zombiemythos, variiert diesen aber geschickt. Gleich im Vorspann erkennen wir Viren wie jenes namens Corona, doch das hier ersonnene Alvin-Virus ist eine ganz andere Nummer: Durch eine Mutation greift der Erreger das limbische System der Befallenen an. Die Folge: Sie mutieren nicht zu öden Untoten, die in Zeitlupe Jagd auf Menschenfleisch machen, sondern zu menschlichen Bestien, die in orgiastischer Weise in Taipeh herumziehen und morden, foltern und vergewaltigen.

Im Zentrum: das Paar Jim (Berant Zhu) und Kat (Regina Lei), zwei junge Taiwanesen, denen die Zukunft offen steht. Kat ist in der U-Bahn auf dem Weg ins Büro, als die Mutante zuschlägt. Ein Mann mit Sonnenbrille sticht wahllos auf Mitreisende ein, ein biederer Geschäftsmann wird zum Monster, das es explizit auf Kat abgesehen hat. Die kämpft sich schließlich zum nächsten Krankenhaus durch. Währenddessen erlebt Jim in den Straßen der Stadt unfassbare Gräueltaten und erreicht schließlich auch das Hospital. Trotz der exzessiven, oft ins Surreale abgleitenden Gewaltdarstellungen lässt sich der Film natürlich auch als bitterböse Gesellschaftsmetapher lesen: Die dünne Haut der Zivilisation ist geborsten, das Monster im Menschen erscheint. Das aber trifft ja auf alle guten Zombiefilme zu. Martin Schwarz

Taiwan 2021; 100 Min.; R: Rob Jabbaz; D: Regina Lei, Berant Zhu, Tzu-Chiang Wang; Kinostart: 3.2.


Was geschah mit Bus 670?

„Was geschah mit Bus 670?“ von Fernanda Valadez. Foto: MFA

DOKU Obwohl er noch minderjährig ist, lässt Magdalena ihren Sohn Jesús gemeinsam mit dessen bestem Freund Rigo in Richtung US-amerikanische Grenze ziehen; nach Arizona wollen die beiden mexikanischen Jungs, Geld verdienen, ihr Leben verbessern. Nach zwei Monaten des Schweigens wird Rigos Leiche gefunden. Nun macht sich Magdalena auf die Suche nach dem weiterhin verschollenen Jesús. Selbst wenn sie ihn nicht finden sollte, so will sie wenigstens herausfinden, was passiert ist.

Aber je weiter Magdalena vordringt in den Norden und in Richtung Grenzgebiet, desto gefährlicher wird es, desto schwieriger gestaltet sich das Vorankommen, desto mehr Misstrauen und Angst bestimmen das Verhalten der Menschen, denen sie begegnet. Magdalena ist eine einfache Frau, eine alleinstehende Händlerin, die nicht lesen kann und deren Haare langsam grau werden. Doch unbeirrt verfolgt sie ihren Weg, der sie schließlich zu einem alten Indianer führt, der von Teufelswerk spricht. Aber es ist der Mensch, der in Mexiko des Teufels Werk verrichtet – und die Welt sieht dem Grauen bereits seit Jahrzehnten zu.

Der deutsche Verleihtitel von Fernanda Valadez‘ vielfach preisgekröntem, beklemmenden Langfilmdebüt „Was geschah mit Bus 670?“ lässt an den Fall der im September 2014 in Iguala entführten/ermordeten/verschwundenen 43 Lehramtsstudenten denken. Der spanische Originaltitel „Sin señas particulares“ meint jedoch in etwa „ohne besondere Kennzeichen“ und eröffnet ein weiteres Bezugsfeld: Es kann jeden und jede gleichermaßen treffen; jede:r kann Opfer von Erpressung, Menschenhandel, Zwangsrekrutierung (der Drogenkartelle) werden; jede:r kann in einem Sack in einem Kühllastwagen (der Polizei) enden, als anonymer Leichnam, von niemandem beansprucht, „ohne besondere Kennzeichen“.

Das Drehbuch zu „Was geschah mit Bus 670?“ schrieb Valadez gemeinsam mit Astrid Rondero, realisiert wurde das Projekt mit geringem Budget und einem überwiegend aus Frauen bestehenden Team. Ihr Blick rückt nicht die orgiastische Gewalt, die das Land plagt, in den Vordergrund, er folgt vielmehr geduldig der Perspektive der Protagonist:innen – neben Magdalena sind dies zwei weitere Figuren, deren Schicksal repräsentativ gesehen werden muss. Möglich wird so die Darstellung vielfacher Aspekte der mexikanischen Katastrophe, ohne nach der Moralkeule zu greifen. Dem Bösen muss jeder Mensch auf eigene Weise die Stirn bieten. Alexandra Seitz

MEX/E 2020; 99 Min; R: Fernanda Valadez; D: Mercedes Hernández, David Illescas, Juan Jesús Varelauten; Kinostart: 10.2.


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