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Neu im Kino

Filmstarts der Woche: Von „The Menu“ bis „Einfach mal was Schönes“

Was ist neu in den Kinos in der Woche vom 17. November? Komödie schlägt diese Woche eindeutig Drama. Für alle Foodies gibt es mit „The Menu“ eine Speisenfolge, die ans Eingemachte geht. Und Karoline Herfurth wirbelt mit „Einfach mal was Schönes“ die Lebensentwürfe von Frauen durcheinander. Dazu gibt es das mexikanische Künstlerdrama „Bardo“, eine Doku über Leonard Cohen, und mehr. Die Filmstarts der Woche im tipBerlin-Überblick.

The Menu

„The Menu“ von Mark Mylod. Foto: Disney

SCHWARZE KOMÖDIE Der Chefkoch Slowik (Ralph Fiennes) himself hat geladen: ein exquisites Dinner auf einer winzigen Insel im legendären Restaurant Hawthorn. Der Zuschauer betritt das Eiland zusammen mit Tyler (Nicholas Hoult) und dessen Begleitung Margot (Anya Taylor-Joy). Die ist für eine andere Frau eingesprungen und steht somit nicht auf der Einladungsliste Slowiks. Was sich noch als problematisch herausstellen wird, schließlich hat der Gourmetkoch seine Gäste exakt ausgesucht. Als da sind: eine arrogante Restaurantkritikerin nebst devoter Begleitung, drei üble Typen, die in der High-Tech-Branche Geld scheffeln, ein reiches älteres Paar, das im Grunde hier nur teilnimmt, weil es sich das leisten kann, und ein abgehalfterter Schauspieler nebst Begleiterin. Nicht zu vergessen Tyler, ein mehr als leidenschaftlicher Anhänger von gutem Essen, Foodie genannt. Und das Menu mit all seinen Extravaganzen, das hat es wirklich in sich und birgt jede Menge Überraschungen.

Der als Serienregisseur („Game of Thrones”, „Shameless”) bekannt gewordene Mark Mylod lädt die exklusive Szenerie von Beginn an mit einer gewissen Spannung auf. Man spürt: Hier auf dieser Insel, an diesem Abend, kann wirklich alles passieren. Und der Gourmetkoch mit seinen Monologen vor den einzelnen Gängen heizt diese Stimmung noch an. Und so entwickelt sich „The Menu“ mit gnadenloser Konsequenz zu einer schwarzhumorigen Satire, bei der die zu verköstigende Klientel ebenso ihr Fett abkriegt wie der seit Jahren anhaltende Food-Hype. Und mittendrin: ein Koch, der für seine Sache bedingungslos brennt. Ralph Fiennes spielt ihn vielschichtig und ganz und gar nicht als nur irren Perfektionisten. Martin Schwarz

USA 2022; 106 Min.; R: Marl Mylod; D: Ralph Fiennes, Anya Taylor-Joy, Nicholas Hoult; Kinostart: 17.11.

Künstlerdrama: „Bardo“ widmet sich den großen Fragen

„Bardo“ von Alejandro González Iñárritu. Foto: Netflix

DRAMA In Mittelpunkt dieser „erfundenen Chronik einer Handvoll Wahrheiten“ (so der Untertitel des Films) steht Silverio Gama, ein Fernsehjournalist, der schon längere Zeit in den USA lebt, nun aber nach Mexiko zurückkehrt, weil er dort einen bedeutenden Preis verliehen bekommen soll. Vor einer großen Zeremonie sind viele Menschen ein bisschen nervös oder besonders sensibel, und so ist das auch bei Silverio. Er weiß nicht so recht, wo er eigentlich hingehört, da kann seine Frau noch so sehr auf ihn aufpassen. Die Kinder sind sowieso längst amerikanisiert, da hilft es auch nicht, dass der Vater in seinen Visionen von der Kolonialzeit träumt, als Mexiko von den spanischen Konquistadoren heimgesucht wurde, und jene komplizierte Kultur entstand, die nun unter anderem in Silverio verkörpert ist. Ein sensibler Macho, längeres, gewelltes Haar, grauer Bart, ein attraktiver Mann nach geläufigen Kriterien, auf der Toilette aber ein kleiner Junge, dem sein Vater erscheint.

Der gefeierte mexikanische Filmemacher Alejandro Gonzalez Iñárritu lässt in „Bardo“ seiner Fantasie die Zügel schießen. Das Thema der Migration von Mexiko in die Vereinigten Staaten zieht sich durch, und führt zu einer großen, ehrgeizigen Szene, in der Silverio sich mit der Kamera in eine Menge stürzt, die fast schon sinnbildlich das Anbranden des globalen Südens an die Festung des Nordens erkennbar machen soll. Iñárritu ist mit seinem filmischen Apparat im Nacken von Silverio, man erkennt deutlich, dass er sich hier ein Alter Ego geschaffen hat. Nicht von ungefähr denken viele Zuschauer bei „Bardo“ an Fellinis Klassiker „Achteinhalb“, eines der großen verschlüsselten Selbstporträts des Kinos. Heute haben es solche Männer-Selbstbespiegelungen nicht mehr ganz so leicht. „Bardo“ wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Aber das ist ja auch Thema des Films selbst. Bert Rebhandl

Mexiko/USA 2022; 154 Min.; R: Alejando González Iñárritu; D: Daniel Gimenez Cacho, Griselda Siciliani, Ximena Lamadrid; Kinostart: 17.11.

Einfach mal was Schönes

„Einfach mal was Schönes“ von Karoline Herfurth: Foto: Warner Bros.

KOMÖDIE Regisseurin Karoline Herfurth selbst spielt die Radiomoderatorin Karla, eine Frau Ende 30, die, wie man so sagt, die biologische Uhr ticken hört, und sich ein Kind und möglicherweise auch eine Familie wünscht. Kaum ist der Gedanke angesprochen, ist der aktuelle Partner schon aus der Tür, und auch Karlas weitere Begegnungen mit bizarren Dates und potenziellen Samenspendern enden tragikomisch. Bis sie den zehn Jahre jüngeren Ole (Aaron Altaras) kennen und lieben lernt, der sich über Familienplanung aber auch noch keine Gedanken gemacht hat.

„Einfach mal was Schönes“ erzählt nicht episodisch, gruppiert aber um die Hauptfigur Karla eine ganze Reihe von vermeintlich erfolgreicheren Frauen mit eigenen Geschichten, allen voran Karlas Schwestern Jule (Nora Tschirner) und Johanna (Milena Tscharntke). Jule hat bereits Mann und Kind, während Johanna gerade glücklich verliebt in eine Fußballerin ist und äußerst penibel ihre Traumhochzeit plant. Dann gibt es da noch die beste Freundin Senay (Jasmin Shakeri), die mit Rat und Tat zur Seite steht, sowie die Mutter der Schwestern, Marion (Ulrike Kriener), die viel zu viel trinkt und sich vom Leben und ihrem Ex-Gatten ausrangiert fühlt.

Auch wenn der Film gegen Ende vielleicht etwas zu exemplarisch die verschiedenen Krisen dieser anderen Frauen durchexerziert, damit Karla endlich die Erkenntnis dämmert, nicht immer alles vorausplanen zu wollen, guckt man dem Ganzen und vor allem Karoline Herfurth doch immer mit Vergnügen und Interesse dabei zu, wie ihre liebenswerte Karla mit nur bedingtem Erfolg versucht, eine tragfähige Struktur in ihr Leben zu bekommen. Lars Penning

D 2022; 116 Min.; R: Karoline Herfurth; D: Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Milena Tscharntke, Aaron Altaras; Kinostart: 17.11.

Black Mambas

„Black Mambas“ von Lena Karbe. Foto: Karbe Film

DOKU In ihrem ersten langen Dokumentarfilm porträtiert die Münchener Produzentin und Regisseurin Lena Karbe drei afrikanische Wildhüterinnen und ihre weißen Vorgesetzten. Über einen Zeitraum von zwei Jahren vermittelt sie authentische Einblicke in die Arbeits- und Lebensrealität der sogenannten „Black Mambas“, die am Zaun des südafrikanischen Kruger Nationalparks (benannt nach Paul Kruger, 1882-1902 Präsident und Militärchef der Burenrepublik Transvaal) patrouillieren, um Wilderer aufzuspüren.

Herrenmenschen-Mentalität: Die „Black Mambas“ haben es nicht leicht

Der Gründer der rein weiblichen, unbewaffneten Einheit unterzieht die Rekrutinnen einem militärischen Training und lässt sie mit spürbarem Vergnügen am Herumkommandieren strammstehen und exerzieren, wobei er sich wie ein Drill-Feldwebel geriert. Seine herablassend überhebliche Art zeugt von der traditionellen, tendenziell rassistisch-chauvinistischen Gesinnung weißer Männer im ehemaligen Apartheid-Staat. Während der Mamba-Befehlshaber ansatzweise selbstreflektiert ist, macht ein anderer Ausbilder keinen Hehl aus seiner Herrenmenschen-Mentalität und Abneigung gegen die Afrikanerinnen. Beiden Männern bedeuten ihre Hunde mehr als die ihnen untergebenen schwarzen Frauen..

Während die weißen Betreiber der Safari-Resorts vom Parktourismus profitieren, grassieren unter den eingeborenen Anwohnern Armut und Arbeitslosigkeit. Die junge Naledi tritt der Truppe voller Enthusiasmus mit der Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben bei, ihre Kameradin Nkateko muss mit dem Sold eine ganze Familie ernähren, ihre zwei erwachsenen Brüder haben noch nie im Leben gearbeitet. Naledi wird zunehmend desillusioniert, ihre Zukunftsträume erfüllen sich nicht. Ralph Umard

D/F 2022; 81 Min.; R: Lena Karbe; Kinostart: 17.11.

Die goldenen Jahre

„Die goldenen Jahre“ von Barbara Kulcsar. Foto: Alamode

Der auch in Deutschland sehr bekannte Stefan Kurt und die Schweizer Actrice Esther Gemsch spielen das Ehepaar Alice und Peter. Alice freut sich sehr über Peters Ruhestand. Hofft sie doch, dass durch die gemeinsame Zeit wieder frischen Wind in die eingerostete Ehe geblasen wird. Eine Kreuzfahrt soll dies anschieben. Doch nicht nur, dass Peter kurzerhand Heinz (Ueli Jäggi), frischgebackener trauernder Witwer und Peters bester Freund, mit auf die Schiffsreise eingeladen hat, der Gatte zeigt auch wenig Ambitionen gegenüber Alice, weder im Bett noch bei Freizeitaktivitäten. Also fasst die gefrustete, im Grunde lebenslustige Frau einen Entschluss und geht nach einem Landgang in Marseille einfach nicht zurück an Bord…

Mit dieser Entscheidung gewinnt auch der bis dahin eher gemächliche Film an Tempo und Faszination. Denn wie die nun getrennt agierenden Ehepartner auf sehr unterschiedliche Art versuchen, einen neuen Weg im Rentnerdasein anzupeilen, das hat Charme und besticht durch eine sensible Figurenzeichnung, der die guten Schauspieler weitere Akzente hinzugeben. Eine erfrischende, mitunter auch nachdenkliche Komödie über das Leben im Alter, über den Plan, Versäumtes nachzuholen, und neue Lebensentwürfe. Martin Schwarz

CH/D 2022; 92 Min.; R: Barbara Kulcsar; D: Stefan Kurt, Esther Gemsch, Ueli Jäggi, Gundi Ellert; Kinostart: 17.11.

Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song

„Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ von Dayna Goldfine and Dan Geller. Foto: Prokino

PORTRÄT Erst 2019 lief die BBC-Dokumentation „Marianne & Leonard: Words of Love“ bei uns im Kino, die sich mit der Beziehung des kanadischen Singer-Songwriters Leonard Cohen zur Norwegerin Marianne Ihle beschäftigt – eine Episode, die in der neuen US-amerikanischen Doku „Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ kurioserweise nicht einmal eine Erwähnung findet.

Stattdessen konzentriert sich der Film von Daniel Geller und Dayna Goldfine vor allem auf Cohens von 1967 bis zu seinem Tod 2016 währenden musikalischen Werdegang, um mittendrin bei seinem wohl berühmtesten Song anzukommen, der dem Film auch seinen Namen gibt: „Hallelujah“ erschien 1984 auf dem Album „Various Positions“, das Cohens US-amerikanische Plattenfirma mangels kommerzieller Perspektive nicht einmal veröffentlichen wollte.

Detailliert und mit vielerlei interessanten Materialien (etwa Cohens eigenen Notizbüchern und Gesprächen mit dem Plattenproduzenten John Lissauer) verfolgt der Film die Entstehung des Songs mit seinen immer wieder veränderten Strophen, sowie die Wirkungsgeschichte durch die unzähligen Coverversionen anderer Künstler:innen. John Cale nahm eine sehr bekannte Version auf, die auch in dem Animationsfilm „Shrek – Der tollkühne Held“ ihre Verbreitung fand („We left out all the naughty bits“, erzählt Regisseurin Vicky Jenson lachend), Jeff Buckley ebenfalls – und wie der Film ausführlich nahezulegen scheint, am Ende eigentlich nahezu jede:r: die Weltkarriere eines Liedes. Insgesamt aber überzeugt „Hallelujah” (der Film) gerade mit der Genauigkeit und dem detailverliebten Interesse, mit denen die Filmemacher:innen hier mehr als nur an der Oberfläche kratzen. Lars Penning

USA 2021; 118 Min.; R: Daniel Geller, Dayna Goldfine; Kinostart: 17.11.

Mehr zum Thema

Spannende neue deutsche Filme gibt es jedes Jahr im Spätherbst bei den Hofer Tilmtagen – für den tipBerlin war Martin Schwarz vor Ort. Was kam vor einer Woche ins Kino? Zum Beispiel „Black Panther – Wakanda Forver“ und „Crimes of the Future“. Immer aktuelle Texte findet ihr in unserer Rubrik zu Kino und Streaming. Was läuft wann? Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin.

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