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„Infinity Pool“ von Cronenberg: Schonungsloser Horror-Alptraum

Die Hölle, das sind nicht die Anderen: In „Infinity Pool“ stürzt sich Brandon Cronenberg auf nihilistische Motive und Träumereien von Tech-Mogulen – und auf die Abgründe, in die entgrenzter Hedonismus führt. tipBerlin-Filmkritiker Bert Rebhandl hat sich den Horrorfilm angesehen, der konsequent und Schritt für Schritt immer alptraumhafter wird.

Branden Cronenberg hat mit „Infinity Pool“ einen schonungslosen Horrorfilm geschaffen. Foto: Universal Pictures/Neon/Topic
Branden Cronenberg hat mit „Infinity Pool“ einen schonungslosen Horrorfilm geschaffen. Foto: Universal Pictures/Neon/Topic

„Infinity Pool“ ist ein echter Schocker

Wenn reiche Leute Urlaub machen, ergibt das oft Stoff für eine wilde Geschichte. Man denke an „Triangle of Sadness“ oder an die Serie „The White Lotus“. Der neue Film von Brandon Cronenberg geht allerdings noch ein paar Schritte weiter: „Infinity Pool“ ist ein echter Schocker. Das Land, in dem der Schriftsteller James (Alexander Skarsgård) und seine Freundin Em (Cleopatra Coleman) in einem Luxusresort ausspannen, hat keinen Namen. Man kann sich aber eine fiese Diktatur darunter vorstellen, ein finsteres Regime, in dessen Hände man nicht fallen möchte.

Mia Goth ist das pulsierende Zentrum von „Infinity Pool“

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Sollte auch normalerweise kein Problem sein, man darf halt nur das eingezäunte Gelände nicht verlassen. Genau das aber tun James und Em, sie lassen sich von einem anderem Paar zu einem Trip ins Ungewisse verführen: Gabi (die fantastische Mia Goth ist das in allen Farben des Wahnsinns pulsierende Zentrum des Films) und Alban (auch Jalil Lespert schillert herrlich ins Groteske).

Mia Goth in „Infinity Pool“: das in allen Farben pulsierende Zentrum des Wahnsinns. Foto: Universal Pictures/Neon/Topic

Einen Drink, einen Joint und einen Unfall später ist James in einer Situation zwischen Leben und Tod (genauer gesagt: Hinrichtung). Brandon Cronenberg, der selbst das Drehbuch geschrieben hat, spielt in „Infinity Pool“ mit einer ganzen Reihe von Themen: Die weißen Privilegierten finden auch in der höchsten Not einen Weg, sich freizukaufen. Der Preis dafür aber ist hoch, und zwar keineswegs im finanziellen Sinn. „Infinity Pool“ spielt sehr gekonnt mit klassischen Motiven des Nihilismus (die ewige Wiederkehr des Gleichen), aber auch mit den Träumen von Tech-Mogulen, sich quasi selbst in neue Körper hochzuladen und einem ewigen Leben näherzukommen.

Alexander Skarsgard in „Infinity Pool“. Foto: Universal Pictures/Neon/Topic
Alexander Skarsgård spielt James in „Infinity Pool“. Foto: Universal Pictures/Neon/Topic

… weil es einfach zu weird und abgefahren ist

Cronenberg entwickelt alle diese prinzipiellen Themen aber ganz wie von selbst in einer Geschichte, die einfach sehr konsequent Schritt für Schritt immer alptraumhafter wird, während eine Gruppe von zynischen Touristen rund um James gnadenlos ihren sinistren Vergnügen hinterherhetzt. Dass James als Schriftsteller schon längst ausgelaugt ist und jetzt aber etwas erlebt, was er niemandem jemals erzählen könnte, weil es einfach zu weird und abgefahren ist, ist eine weitere Pointe.

„Infinity Pool“ nimmt das Motiv von den Swimming Pools, von denen man an exquisiten Ferienorten „ins Unendliche“ schauen kann, zu einem Ausgangspunkt für einen ziemlich schonungslosen Horrorfilm, der deutlich macht, dass die unendliche Entgrenzung von radikal hedonistischen Subjekten in alle Abgründe führt, die sich Menschen jemals ausgemalt haben. Bert Rebhandl

  • Infinity Pool USA 2023; 117 Min.; R: Brandon Cronenberg; D: Alexander Skarsgård, Mia Goth, Thomas Kretschmann; Kinostart: 20.4

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