Hong Sangsoo hat mit „Inteurodeoksyeon“ („Introduction“) einen Film gedreht, der sich um die Beziehungen zwischen den Generationen dreht. Fans des koreanischen Regisseurs werden vertraute Versatzstücke entdecken in diesem Film, der zwar unspektakulär ist, aber in langen Einstellungen seine Schönheit entfaltet – und hintersinnigen Humor. Die tipBerlin-Filmkritik.
Der koreanische Regisseur Hong Sangsoo gehört zu den Lieblingen des internationalen Festivalkinos, insofern ist es grundsätzlich erfreulich, dass er seine Filme schon seit einigen Jahren auf der Berlinale zeigt. In rund 25 Jahren Schaffenszeit haben Hongs Filme mittlerweile den Status eines poetischen Gesamtkunstwerks erlangt, in dem jeder neue Film stets einen weiteren Baustein einer niemals endenden Geschichte darstellt, die um das Leben und die Liebe kreist, und darum, wie man das alles am besten bewerkstelligt.
Ein Werk über die Generationen
Während Hongs frühe Filme meist von Männern handelten, die es sich in ihren Beziehungen zu Frauen möglichst einfach machen, ging es ihm in den letzten Jahren dann vor allem um die Sichtweise von Frauen. Mit „Inteurodeoksyeon“ („Introduction“) erweitert der Autor und Regisseur sein Repertoire nun um die Beziehungen zwischen den Generationen.
Youngho und Juwon sind ein Liebespaar Anfang Zwanzig, der Film zeigt sie in verschiedenen Situationen mit ihren Eltern: Juwons Mutter hat ihrer zum Studium nach Berlin gezogenen Tochter ein Zimmer bei einer befreundeten Malerin besorgt, doch die eingeschüchterte Juwon reagiert ziemlich ängstlich. Die Mutter von Youngho lädt ihn zu einem Essen mit einem berühmten Bühnenkünstler ein, der ihm eventuell den Weg als Schauspieler ebnen könnte, aber Youngho hat sich beruflich schon anders entschieden.
„Inteurodeoksyeon“ ist unspektakulär – aber schön!
Die „Introduction“ des Filmtitels ist dabei durchaus doppeldeutig: Einerseits wird den beiden jungen Leuten tatsächlich jeweils eine fremde Person vorgestellt, andererseits handelt die Geschichte eben auch von der Einführung in einen Lebensabschnitt, der von den Protagonist:innen eigene Entscheidungen erfordert.
Das ist inhaltlich und filmisch gänzlich unspektakulär – und trotzdem schön. Lange Konversationen entfalten oft in einer einzigen Einstellung mit Blick auf so manche Absurdität des Lebens einen hintersinnigen Humor.
Hong-Enthusiasten werden auch in „Inteurodeoksyeon“ vertraute Versatzstücke wiedererkennen, derer sich der Regisseur immer gern bedient: der Strand, ein Traum, Diskussionen über den Zusammenhang zwischen Schauspiel und Leben, Unterhaltungen, die mehr Fragen als Antworten beinhalten. Und natürlich das unvermeidliche Essen, das angesichts gesteigerten Alkoholkonsums aller Beteiligten langsam aus den Fugen zu geraten droht.
Und sonst? Werden in diesem Film so viele Zigaretten geraucht wie seit den amerikanischen Noir-Krimis der 1940er-Jahre nicht mehr. Dazu müsste man Hong dann aber vielleicht einmal selbst befragen.
Inteurodeoksyeon ROK 2021, 66 Min., R: Hong Sangsoo, D: Shin Seokho, Park Miso, Seo Younghwa, Kim Minhee
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