Mala Emde spielt im Thriller „Köln 75“ die junge Managerin, die den Jazzpianisten Keith Jarrett zu einem legendären Klavierkonzert überredete. tipBerlin-Kritiker Michael Meyns hat den Film über den Meister der Improvisation gesehen.

Was macht man, wenn man einen Spielfilm über ein historisches Ereignis drehen möchte, der Hauptbeteiligte allerdings kein Interesse an einer Zusammenarbeit hat? Vor diesem Problem standen die Produzenten von „Köln 75“, die von der Genese eines der berühmtesten Konzerte der Musikgeschichte erzählen wollten, dem Köln Concert, bei dem der Jazz-Pianist Keith Jarrett am 24. Juni 1975 in Köln etwas mehr als eine Stunde, allein auf der Bühne der Oper sitzend, einem baufälligen Flügel spektakuläre Improvisationen abrang.
Fast so legendär wie das Konzert selbst sind die Umstände: Über Nacht reiste Jarrett mit seinem Manager per Auto aus der Schweiz an, chronische Rückenschmerzen raubten ihm den Schlaf, und zu allem Überfluss erwies sich der bereitgestellte Flügel bei der Probe als verstimmt und reparaturbedürftig.
„Köln 75“: Das Konzert machte Keith Jarrett endgültig zur Legende
Und hier kommt nun die Person ins Spiel, über die es der Produktion schließlich doch gelang, per Umweg einen Zugang in die Geschichte zu finden und diesen Film zu ermöglichen: Vera Brandes (Mala Emde), eine damals 18 Jahre junge Promoterin, die das Unmögliche möglich machte, mit Mut und Chuzpe ein Konzert organisierte und am Ende auch Keith Jarrett zu jenem Auftritt überredete, der ihn endgültig zur Legende werden ließ.
Ido Fluks Film jedoch beginnt nicht mit Jarrett, sondern mit der 16-jährigen Vera Brandes, die 1973 offiziell noch zur Schule geht, aber lieber in Jazz-Clubs feiert. Sehr zum Unwillen ihrer konservativen Eltern, die für Vera einen bürgerlichen Lebensweg vorgesehen haben und sich wenig begeistert von den beruflichen Ambitionen der Tochter zeigen. Denn die erweist sich als clevere Geschäftsfrau, der es dank ihrer großen Klappe gelingt, die deutsche Konzertszene aufzumischen. So zumindest wird es in „Köln 75“ erzählt, in einer sehr zeitgemäßen Emanzipationsgeschichte, die allerdings nur den zweitinteressantesten Aspekt des Films darstellt.
Denn da ist ja noch Keith Jarrett (John Magaro), ein musikalisches Genie, was hier allerdings nicht zu hören ist: Keine Note von Jarretts Musik durfte in „Köln 75“ verwendet werden, wie gesagt, das Rechteproblem.
Man musste also improvisieren – was letztlich ja auch ganz gut zu einem Film über einen Meister der Improvisation passt –, und das gelang mit einigem Erfolg. Vor allem allerdings bei Szenen in Jarretts Umfeld, in dem sein deutscher Manager Manfred Eicher (Alexander Scheer) als ruhender Pol agiert, weniger allerdings beim notgedrungenen Zentrum des Films, dem allzu reibungslos erzählten Lebensweg von Vera Brandes.
- Köln 75 Deutschland/ Polen/Belgien 2025; 110 Min.; R: Ido Fluk; D: Mala Emde, John Magaro, Alexander Scheer; Kinostart: 13.3.
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