Leonie Benesch spielt in „Heldin“ von Regisseurin Petra Volpe eine überarbeitete Pflegefachkraft. Zwischen Golden Globes und Berlinale haben wir die Schauspielerin zum tip-Covershooting getroffen und außerdem mit ihr über den Pflegenotstand, die Berliner Kulturkürzungen, „September 5“ und die Berlinale gesprochen.

tipBerlin Leonie, wie bist du zu deiner Rolle in „Heldin“ gekommen?
Leonie Benesch Die Regisseurin Petra Volpe hatte, glaube ich, aufgrund der Ähnlichkeiten zum „Lehrerzimmer“ erst Hemmungen, mich zum Vorsprechen anzufragen. Aber dann hat sie mir das Drehbuch doch geschickt. Nach dem Casting hat Petra hat mich dann angerufen, als ich gerade mit İlker Çatak im Flugzeug auf dem Weg von New York nach Telluride saß, und mich gefragt, ob ich Floria spielen will.
tipBerlin Was hat dich an dem Stoff und an der Rolle fasziniert?
Leonie Benesch Ich finde, man merkt beim Lesen eines Drehbuchs sehr schnell, ob die Leute ihre Hausaufgaben gemacht haben. Ob sie Recherche betrieben haben, ob sie wissen, worüber sie sprechen. Und das war hier vollkommen der Fall. Außerdem fand ich den Appell schön, einen Film zu machen, der dem Pflegeberuf eine Plattform bietet. Weil es eben ein Beruf ist, der hauptsächlich von Frauen ergriffen wird, und der dementsprechend nicht wirklich gewürdigt und nicht richtig gut bezahlt, sondern für selbstverständlich genommen wird.
tipBerlin Hast du selbst einen Bezug zum Pflegeberuf, durch Familie oder Freunde?
Leonie Benesch Ich hatte mal eine Mitbewohnerin in London für anderthalb Jahre, die für die NHS (Anm. d. Red.: die britische Gesundheitsversorgung) gearbeitet hat. Wir haben uns aber sehr wenig gesehen, weil sie immer Schicht hatte.
tipBerlin Kannst du Blut sehen oder war das Krankenhaus-Umfeld ein Problem für dich?
Leonie Benesch Das war kein Problem, aber ich habe auch nicht so viel Blut gesehen. Man sieht viele Katheter und andere Flüssigkeiten außer Blut, eine Wunde mal hier und da. Lustigerweise finde ich Blut sehen ein bisschen schwieriger, seit ich erwachsen bin. Ich habe früher in London sehr regelmäßig Blut gespendet, aber mittlerweile muss ich da weggucken.
Leonie Benesch hat vor dem „Heldin“-Dreh Schichten im Krankenhaus begleitet
tipBerlin Wie hast du dich auf die Rolle und den Film vorbereitet? Hast du Pflegekräfte bei ihrer Arbeit im Krankenhaus begleitet?
Leonie Benesch Ich habe vor dem Dreh fünf Tage im Kantonsspital Baselland Menschen bei ihrer Schicht begleitet. Für mich bestand die Aufgabe darin, sehr genau zu beobachten, wie die Leute im Krankenhaus sich bewegen, was ihre Routinen sind, welche Handgriffe stimmen müssen. Die Wohnung, in der ich in Zürich untergebracht war, war voll mit Spritzen und Kanülen, damit ich diese Handgriffe üben konnte. Also: Kleber drauf, dann unterschreiben, nicht erst unterschreiben und dann den Kleber drauf.
Das sind so kleine Dinge, die man lernt, wenn man Personen beobachtet: Wie die Hand nach einer Tür greift und sie aufmacht. Oder auch beim Zugang-Legen: Wann macht man den Gurt dran, wo staut sich das Blut? Du siehst einfach, ob jemand überlegen muss, was er macht, ob es routinierte Handgriffe sind. Wir hatten außerdem eine medizinische Beratung am Set, die selbst 20 Jahre in der Notaufnahme gearbeitet hat, und jetzt einen kaputten Rücken hat, weil es echt harte physische Arbeit ist. Petra war es sehr wichtig, dass alle Abläufe bis ins Kleinste korrekt sind.
Dass Kliniken wie Unternehmen geleitet werden, ist fatal.
Leonie Benesch
tipBerlin Was, glaubst du, muss sich in der Gesellschaft und in der Politik ändern, damit die Bedingungen in der Branche besser werden?
Leonie Benesch Ich finde es absurd, dass Kliniken hauptsächlich von Leuten gemanagt werden, die in Harvard Business studiert haben. Diese Menschen haben keinerlei ärztliches Know-how. Dass Kliniken wie Unternehmen geleitet werden, ist fatal.
tipBerlin Welche Wirkung erhoffst du dir von „Heldin“ beim Publikum?
Leonie Benesch Ich finde die Frage schwierig, weil das eine Agenda unterstellt, und ich nicht das Gefühl habe, dass wir als Filmemacher:innen eine Lehrfunktion haben oder haben sollten. Unser Film bietet dem Publikum eine Möglichkeit, sich anzuschauen, was so eine Schicht bedeuten kann, ohne selbst da zu sein. Was man daraus mitnimmt? Ich hoffe, ein besseres Verständnis dafür, was der Beruf bedeutet und was Gelder streichen reell bewirkt. Ich sage mal so: Wir landen alle früher oder später mal im Krankenhaus, und dann wollen wir auf einmal umsorgt werden. Ist es wirklich so schwierig zu erkennen, dass Sparen an dieser Stelle extrem kurzsichtig ist?
tipBerlin Wenn du nicht Schauspielerin wärst – könntest du dir vorstellen, im Pflegebereich zu arbeiten?
„Die Umstände sind wirklich beschissen“
Leonie Benesch Tatsächlich könnte ich mir das eher vorstellen, als als Lehrerin zu arbeiten, aber die Umstände sind wirklich beschissen. Ich glaube, die Arbeit an sich läge mir gar nicht so fern, aber das Ausmaß an Geduld, das man aufbringen muss, wie man sich von Patienten und Patientinnen behandeln lassen muss, das finde ich krass. Und dann noch die absurden Arbeitszeiten. In der Schweiz ist es so (wir haben dort gedreht, deswegen weiß ich nicht, wie es in Deutschland ist): Wenn die Klinik im Ausnahmezustand ist, dann kriegst du deine freien Tage nicht. Als ich im Krankenhaus Mäuschen spielen durfte, habe ich mit einer Pflegerin gesprochen, die ihre 21. Schicht am 21. Tag in Folge gearbeitet hat, sie hatte seitdem keinen einzigen Tag frei.
tipBerlin Der Film heißt „Heldin“ – siehst du deine Rolle Floria als Heldin?
Leonie Benesch Ja. Mit ihr sind alle gemeint, die diese Art von Care-Arbeit leisten. Meistens Frauen.
tipBerlin Gibt es aus deiner Sicht überhaupt Helden und Heldinnen? Hast du selbst Helden?
Leonie Benesch Viele meiner Helden sind Tiere. Ich finde es grundsätzlich eher schwierig, Menschen zu Helden zu erklären, aber ich verstehe, wieso Petra diesen Titel gewählt hat. Diesem Film diesen Titel zu verleihen, bedeutet eine Hommage an alle Pflegenden.
tipBerlin Die Rollen in „Heldin“ und „Das Lehrerzimmer“ sind sich ziemlich ähnlich – du spielst überhaupt oft selbstbewusste, eigensinnige Frauen – suchst du dir solche Rollen bewusst aus oder landen die eher zufällig bei dir?
Leonie Benesch Es ist natürlich ein gezieltes Ja-Sagen, aber das waren einfach zufällig die besten Drehbücher, die bei mir gelandet sind. Das ist aber nichts Geplantes.
tipBerlin Deine beiden aktuellen Filme, „September 5“ und „Heldin“ sind Filme von Schweizer Regisseur:innen. Ist das Zufall?
Leonie Benesch Ja, komplett! Die beiden sind sich aber netterweise vor Kurzem bei einem Screening von „September 5“ in New York begegnet. Tim und ich waren dort auf Promotour und Petra kam, um uns zu unterstützen. Das war sehr schön.
tipBerlin Ist die Arbeit mit Schweizer Kolleg:innen anders als mit deutschen?
Leonie Benesch Oh, das ist schwer zu beantworten. Ich glaube nicht. Die Arbeit mit Tim war ja an einem hauptsächlich englischsprachigen Set in Deutschland. Wohingegen ich für „Heldin“ ja wirklich für sechs Wochen in Zürich war. Sowohl Petra als auch Tim sind auf beste Art und Weise besessen davon, ihrem Film gerecht zu werden. Das ist eine schöne Regie-Eigenschaft, aber nichts, das sich auf die Schweiz beschränkt.
tipBerlin Du warst 2023 als European Shooting Star auf der Berlinale, mit „Das Lehrerzimmer“ und „Der Schwarm“. Jetzt bist du mit „Heldin“ wieder da. Welche Bedeutung hat die Berlinale für dich, beruflich und persönlich?
Leonie Benesch Ich habe lange Jahre nicht in Deutschland gelebt, und war wirklich selten hier für die Berlinale. Das ist erst seit einigen Jahren wieder etwas anders. Aber gerade die Berlinale 2023 hat den Anfang eines sehr verrückten Jahres markiert und uns mit dem Lehrerzimmer eine tolle Startmöglichkeit geboten. Ich hoffe, dass ich zur Berlinale 2025 da sein kann! Es ist natürlich grossartig, dass ein A- Festival in Berlin stattfindet. Da versammeln sich dann immer wirklich viele Menschen aus der ganzen Filmwelt und es ergeben sich Gespräche und Möglichkeiten und wir feiern und zeigen Filme. Das ist toll.
tipBerlin Wie war es, 2023 als European Shooting Star auf der Berlinale zu sein? Welchen Effekt hatte das auf deine Karriere?
Leonie Benesch Das kann ich nicht so genau sagen. Ich weiß, dass „Das Lehrerzimmer“ meine Karriere nachhaltig verändert hat. Aber was da jetzt wie geholfen hat… Das Phänomen mit dem „Lehrerzimmer“ war, dass der Film schon monatelang fertig war, aber niemand ihn haben wollte. Dann ist die Berlinale passiert, und die Shooting Star-Auszeichnung kam; damit kam dann ein bisschen Presse-Aufmerksamkeit zu dem Film. Auch die Buyers-Screenings waren dann unerwartet voll. Ich glaube, es hat sich viel gegenseitig befeuert, und auf einmal hatten wir diesen verrückten Buzz während der Berlinale 2023. Das war wirklich, wirklich unerwartet und ich bin mir sicher, dass die Shooting Star-Presse auch geholfen hat. Viele Menschen scheinen jetzt davon auszugehen, dass ich „Das Lehrerzimmer“ gemacht habe, und sich daraus „September 5“ ergeben hat. Es war aber überhaupt nicht so. Ich habe „September 5“ gedreht, bevor irgendjemand „Das Lehrerzimmer“ gesehen hat. Trotzdem weiß ich natürlich, dass mir „Das Lehrerzimmer“ jetzt andere Türen aufmacht.
tipBerlin Bist du noch in Kontakt mit einigen der anderen Shooting Stars?
Leonie Benesch Die Connection war schön, das war gut. Ich bin mir sicher, wir werden uns immer wieder sehen, aber der Kontakt hat sich inzwischen ein bisschen verlaufen. Letztes Jahr hat sich Katharina Stark (Anm. d. Red.: Deutscher European Shooting Star 2024) bei mir gemeldet, weil sie wissen wollte, wie man das am besten für sich nutzt. Wir sind uns letzte Woche bei einer Veranstaltung begegnet, das war schön.
tipBerlin Trägt diese Auszeichnung deiner Erfahrung nach zum europäischen Austausch bei?
Leonie Benesch Ja bestimmt. Ich finde solche Programme total schön, weil Menschen aus unterschiedlichen Ecken, die sich für dasselbe begeistern, zusammengeführt werden.
tipBerlin Du spielst viel in europäischen Koproduktionen, wo am Set mehrere Sprachen und Kulturen zusammenkommen, zuletzt in „Der Schwarm“, „In 80 Tagen“ und „Moresnet“. Ist diese Art von Zusammenarbeit aus deiner Sicht eine Art neues Zeitalter?
Leonie Benesch Ja, schon. Wobei „In 80 Tagen“ war, „Der Schwarm“ 2021, „Moresnet“ war letztes Jahr. Gerade geht es der Branche echt schlecht und es werden ordentlich Abstriche gemacht. Ich habe das Gefühl, es ist fast schon wieder vorbei, aber ich bin gespannt auf das neue Filmförderungsgesetz, das ist ein guter Schritt. Aber vor allem, weil ich in den letzten Wochen wieder viel in den USA war, merke ich: Es schielen viele nach Europa. Auch mit Blick auf den state of the race bei den diesjährigen Oscars sind viele Filme dabei, die großteilig mit europäischer Handschrift, mit europäischen Geldern entstanden sind.
tipBerlin Du hast in einem Interview gesagt, der ganze Hollywood-Rummel nach „Das weiße Band“ und die Einblicke ins Filmbusiness haben dich damals sehr von dieser eigenartigen Branche abgeschreckt. Du bist dann nach Berlin gegangen, hast dich an der Ernst Busch-Hochschule beworben – hast du damals überlegt, statt im Film im Theater zu spielen?
Leonie Benesch An der Ernst Busch habe ich mich direkt nach dem Abi beworben, also 2012, aber aus den falschen Gründen. Thomas Ostermeier hatte Kontakt zu mir aufgenommen und gesagt: Geh doch an die Ernst Busch! Damals dachte ich, wenn Thomas Ostermeier das sagt, ist das eine gute Idee. Aber turns out, das reicht überhaupt nicht als Motivation, sondern du musst schon genau wissen, was du von der Schule willst. Und das wusste ich nicht, deswegen wurde ich nicht genommen. Aber 2013 habe ich mir dann richtig fest vorgenommen, dass ich das unbedingt machen will, dass ich an die Guildhall School in London will. Und wenn du das genau weißt und dich auch gut vorbereitest, dann hast du eine Chance.
tipBerlin Und was war dann die spezifische Motivation in London?
Leonie Benesch Mir war klar, dass ich eine Ausbildung machen will, dass ich das Handwerk erlernen möchte. Ich habe mich an drei unterschiedlichen Schulen beworben, und wurde an zwei genommen. Aber ab dem Moment, in dem ich mein erstes Vorsprechen an der Guildhall hatte, dachte ich: Hier will ich hin. Das ist schwer zu begründen, und hat wahrscheinlich mit einer Laune zu tun, aber auch mit einem Gefühl von “das ist der richtige Ort für mich”. Als ich an der Guildhall genommen wurde, war das wirklich das Schönste für mich.
tipBerlin Wo hattest du dich noch beworben?
Leonie Benesch Am Drama Centre und an der Central School of Speech and Drama, auch beide in London. Das Drama Centre gibt es inzwischen nicht mehr.
tipBerlin Du hast schon vor deiner Londoner Zeit kurz in Berlin gelebt, und wohnst schon seit einigen Jahren wieder hier. Ist Berlin deine Stadt oder zieht es dich demnächst woanders hin?
Wenn das jetzt mit den 130 Millionen Einsparungen in der Kultur wirklich in die Tat umgesetzt wird, dann weiß ich nicht, was Berlin noch ausmacht
Leonie Benesch
Leonie Benesch Ganz ehrlich, ich bin eigentlich sehr gerne zuhause in Berlin. Aber wenn das jetzt mit den 130 Millionen Einsparungen in der Kultur wirklich in die Tat umgesetzt wird, dann weiß ich nicht, was Berlin noch ausmacht. Dann würde ich mir wirklich überlegen, ob ich gehe. Auf lange Sicht kommt niemand hierher, um sich die Architektur anzuschauen oder das Brandenburger Tor. Die Leute kommen für die Clubs und für die Kultur. Wenn das so umgesetzt wird wie geplant, dann ist von dieser Stadt in ein paar Jahren nicht mehr viel übrig. Dann würde ich mich auch verabschieden.
tipBerlin Wohin?
Leonie Benesch Das ist eine gute Frage, Vielleicht nochmal nach London? Aber dafür müsste ich erst mal so richtig viel Geld verdienen (lacht).
tipBerlin Du hast schon eine ganze Bandbreite an Rollen und Erzählformaten angesammelt – was spielst du am liebsten? Gibt es eine Rolle, ein Genre, das du unbedingt einmal umsetzen möchtest?
Leonie Benesch Nee, gibt es nicht. Das kommt auf die Leute an, es ist so unterschiedlich. Ich weiß immer erst, was ich machen will, wenn ich das Drehbuch lese.
tipBerlin Gibt es etwas, das du gar nicht machen willst, was du ausschließen würdest?
Leonie Benesch Es gibt durchaus Themenbereiche, Historienabschnitte, auf die ich erstmal keine Lust habe. Aber auch da kommt es darauf an, wer das macht, aus welchen Gründen und wie.
Leonie Benesch würde gern mit Jane Campion und Pedro Almodóvar
arbeiten
tipBerlin Mit welchem Regisseur:in oder Schauspieler:in würdest du gerne einmal zusammenarbeiten?
Leonie Benesch Da gibt es viele! Jane Campion, Pedro Almodóvar. Die zwei auf jeden Fall. Dann natürlich PTA (Paul Thomas Anderson, Anm. d. Red.), Justine Triet, Charlie Kaufmann, Sean Baker, Paweł Pawlikowski und so weiter und so weiter. Es gibt so viele tolle Schauspiel-Kollegen und Kolleginnen, da wüsste ich nicht, wo ich anfangen soll.
tipBerlin Du warst schon zweimal in Hollywood, „Das Lehrerzimmer“ wurde international gefeiert und du spielst regelmäßig in internationalen Produktionen wie „The Crown“ oder gerade in „September 5“. Willst du in Zukunft noch internationaler werden, oder immer auch in der deutschen bzw. europäischen Filmlandschaft bleiben?
Arthouse-Krise in Amerika: Leonie Benesch über Karriere in Europa
Leonie Benesch Ich würde nichts kategorisch ausschließen. Aber für mich steht und fällt es immer mit den Drehbüchern. Es kommt auch immer darauf an, wer anklopft. Aber was mich wirklich freut, ist, dass meine Karriere gerade ist, wo sie ist, und aus Europa heraus gebaut wurde. Ich finde es richtig schön, dass alle meine Projekte, die international Aufmerksamkeit gefunden haben, wie „Das Lehrerzimmer“ oder „September 5“, Projekte aus Europa sind. Die Amerikaner schauen gerade alle nach Europa. Die stecken da echt in der Krise, gerade was Arthouse angeht. Da gibt es keine staatlichen Förderungsstrukturen. Es ist ein riesiges Geschenk, dass wir das hier haben.
tipBerlin Wie unterscheiden sich Dreharbeiten in Deutschland von denen im Ausland?
Leonie Benesch Hauptsächlich kenne ich den Unterschied zwischen Briten und Deutschen. Ich finde, an britischen Sets ist die Hierarchie weniger steil. Das ist jetzt zwar eine große Verallgemeinerung, aber ich finde, grundsätzlich haben meine Schauspielkollegen in England einen besseren Umgangston am Set. In Deutschland wurde uns ein seltsamer Machtstatus zugeschrieben, der oft mit schlechtem Verhalten einhergeht. Das finde ich immer wieder bemerkenswert.
tipBerlin Du bist aktuell mit „September 5“ im Kino zu sehen. Der Film war für einen Golden Globe nominiert und wird als Oscar-Kandidat gehandelt. Bedeutet das für dich wieder einen Trip nach Hollywood oder reicht dir der Rummel jetzt erstmal?
Leonie Benesch Anfang Januar war ich auch nochmal dort, für die Presse. Bei den Oscars glaube ich, ist es nicht unmöglich, aber ich rechne wirklich nicht mit einer Nominierung. Dafür ist der Film dann doch zu klein, aber auszuschließen ist es natürlich nicht. Als ich mit dem „Lehrerzimmer“ bei den Oscars war, war das schon sehr schön. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, gehe ich auf jeden Fall gerne nochmal auf diese Veranstaltung. Die ist sehr gut organisiert und macht sehr viel Spaß. Allerdings bleibt abzuwarten, was nun überhaupt mit der Awards Season passiert nach den verheerenden Bränden in L.A.
tipBerlin Als Kind warst du inspiriert von Hollywood-Blockbustern wie „Gladiator“ und „Fluch der Karibik“ – bist du jetzt da angekommen, wo du damals hinwolltest oder würdest du auch heute gerne noch in so einer Hollywood-Riesenproduktion mitarbeiten? In „Gladiator 2“ bist du ja nicht.
Leonie Benesch Ach, der Traum, die Gründe haben sich total gewandelt. Das war damals ein kindlicher Anknüpfungspunkt zu einer vagen Idee. Aber mit IN 80 TAGEN UM DIE WELT habe ich mir diesen Traum ein bisschen erfüllt.
tipBerlin Woran arbeitest du gerade?
Leonie Benesch Das darf ich nicht sagen, aber ich habe auf jeden Fall zu tun.
- Heldin CH/D 2025; 92 Min.; R: Petra Volpe; D: Leonie Benesch, Lale Yavas, Urs Bihler; Kinostart: 27.2
Es war ein spannendes Festival. Die Preise der Berlinale 2025 nehmen wir hier in den Blick. Gewonnen hat ein norwegischer Film: Goldener Bär für „Drømmer“ („Dreams“) – die Filmkritik. Schräge Vögel: Rezension zu „Bird“ mit Barry Keoghan und Franz Rogowski. Robert Pattinson wird fürs Sterben bezahlt: So ist Bong Joon-hos Sci-Fi-Komödie „Mickey 17“, gesehen auf der Berlinale. Unter Strom: Timothée Chalamet spielt in „Like A Complete Unknown“ Bob Dylan. Die Regisseurinnen Judith Keil und Antje Kruska im Gespräch: „Wie die Liebe geht“ will die Zeit selbst die Geschichte erzählen lassen. Mehr weiblichen Orgasmus wagen: So ist „Babygirl“ mit Nicole Kidman. „Dark“-Star Lisa Vicari über die (Quasi-)-Berghain-Serie „The Next Level“: „Ich bin nicht die allergrößte Raverin“. Was läuft sonst gerade? Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin. Mehr aus der Filmwelt lest ihr in unserer Kino-Rubrik.