Christoph Schlingensief ist viel zu früh gestorben, aber seine Filme sind unsterblich. Seit 2015 veranstaltet das Lichtblick-Kino eine Sonderveranstaltung rund um seinen Geburtstag mit einem ausgewählten Schlingensief-Filmprogramm. 2024 ehrt das Kino zudem Schlingensiefs guten Freund Udo Kier, der am 14. Oktober seinen 80. Geburtstag feierte. Die Infos zum Film-Event am 27. Oktober.

Die außergewöhnliche Arbeit von Christoph Schlingensief
Christoph Schlingenschief (24.10.1960–21. 8.2010) war bekannt für seine skandalreiche Kunst und seinen umstrittenen Aktivismus. Er kreierte Werke für Film, Fernsehen, Theater und Oper, die bis heute in Erinnerung bleiben. Seine Inszenierungen waren legendär: die Auftritte als TV-Moderator in der improvisierten Sendung „Talk 2000“, die Festnahme von Schlingensief bei der Kasseler „Documenta 1997“ wegen eines Plakates mit der Aufschrift „Tötet Helmut Kohl“ oder der Container mit Geflüchteten auf den Herbert-von-Karajan-Platz in Wien. Zudem gründete er die Partei „Chance 2000“, mit der er sich für Obdachlose und gesellschaftliche Außenseiter einsetzte.
Bereits in seiner Jugend drehte Schlingensief erste Dokumentarfilme in seiner Heimatstadt Oberhausen. Nach mehreren Arbeiten in TV-Produktionen von ARD und ZDF etablierte er sich als Filmregisseur mit seiner Deutschlandtrilogie: „100 Jahre Hitler. Die letzte Stunde im Führerbunker“, „Das deutsche Kettensägenmassaker“ und „Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“ prägten die deutsche Filmwelt nachhaltig. 2009 war er Jurymitglied bei der Berlinale, gemeinsam mit Henkell Wallander und Tilda Swinton.
Schlingensiefs Vorbild war Rainer Werner Fassbinder, und so wie dieser konfrontierte er die Deutschen mit ihrer Vergangenheit. Er provozierte mit seiner skurrilen Filmästhetik, bei der Blut fließt, Geschlechtsteile auf der Leinwand erscheinen und Kleinbürgerlichkeit ins Lächerliche gezogen wird. Viele seiner Schauspieler wurden zu festen Größen in seinen Filmen, darunter Margit Carstensen, Irm Hermann und natürlich auch Udo Kier.
Christoph Schlingensief und Udo Kier: Eine innige Freundschaft
Mit Udo Kier drehte Schlingensief mehrere Filme, darunter das erste gemeinsame Projekt, „Egomania – Insel ohne Hoffnung“. Kier spielte in Filmen von Rainer Werner Fassbinder, Lars von Trier und Andy Warhol mit. Auch in Hollywood machte sich Kier einen Namen und lebt seit mehreren Jahren in Los Angeles. Kier und Schlingensief verband jahrelang eine künstlerische und persönliche Freundschaft. Ihre gemeinsame Leidenschaft für unkonventionelles Autorenkino war ihr Antrieb, mit und im Film zu arbeiten. Diese Vertrautheit ist auch zu spüren, als Udo Kier bei „Talk 2000“ am 19. Oktober 1997 gastiert. Schlingensief empfängt ihn mit großer Begeisterung, hüpfend auf dem Moderationssessel, während Carl Alexander Prinz von Hohenzollern als weiterer Gast in der Runde untergeht.
Am 27. Oktober zeigt das Lichtblick-Kino folgende Filme:
- „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“
- „100 Jahre Hitler. Die letzte Stunde im Führerbunker“
- „Tod eines Weltstars. Portrait von Udo Kier“
- „Egomania – Insel ohne Hoffnung“
- „Die Schlacht der Idioten“
- „Terror2000 – Intensivstation Deutschland“.
Einen ganzen Abend werden Schlingensiefs Klassiker mit Udo Kier gezeigt. Die Einnahmen des Abends gehen zum Teil an das von Schlingensief initiierte Kulturprojekt „Operndorf Afrika“ in Burkina Faso.
- Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg, 27.10. ab 16 Uhr, Programm und Tickets hier
Wenn ihr mehr über Christoph Schlingensief erfahren möchtet, dann schaut euch die 12 Stationen seines Lebens an. Wie Schlingensief bei Interviews war, könnt ihr hier herausfinden. Noch mehr Aktionskunst? Hier sind für euch nochmal alle Aktionskünstler:innen aus Berlin aufgelistet. Ihr wollt mal wieder ins Kino gehen? Hier findet ihr das aktuelle Kinoprogramm. Mehr Infos, Ankündigungen und Rezensionen findet ihr in unserer Film-Rubrik.