Film

Lilith Stangenberg will 2021 mehr dem Zufall überlassen

Ohne Theaterauftritte und Drehs am Seit hat die Schauspielerin
Lilith Stangenberg unglaublich viel freie Zeit – in der sie Baudelaire liest und Kurosawa-Filme schaut. Wir haben sie gefragt, was 2021 auf sie zukommt.

Lilith Stangenberg kennt man auch von der Berliner Volksbühne. Foto: Imago Images/Mary Evans
Lilith Stangenberg kennt man auch von der Berliner Volksbühne. Foto: Imago Images/Mary Evans

Vor bald einem Jahr konnte man Lilith Stangenberg in Kreuzberg bei einer Veranstaltung erleben, wie sie jetzt gerade nicht möglich sind: ein improvisiertes Konzert in einer kleinen Galerie in der Oranienstraße, aus Anlass des Films „Orphea“, der bei der Berlinale Premiere gehabt hatte. Sie spielt darin die Hauptrolle. Dafür hat sie in Manila gedreht, denn der philippinische Regisseur Khavn de la Cruz hat in Teamarbeit mit Alexander Kluge den Mythos von Orpheus und Eurydike neu gedeutet.

Mit dem Theater ist Lilith Stangenberg eine Säule weggebrochen

Der Filmstart von „Orphea“ in den nächsten Wochen (der genaue Termin steht noch nicht fest) ist einer der ersten Fixpunkte von Stangenberg in diesem Jahr. „Bisher habe ich Theater gemacht, und nebenher Filme.“ Das Theater war die Säule, „die ist mir weggebrochen“.

Der Film „Orphea“ mit Lilith Stangenberg spielt in den Straßen Manilas. Foto: Karos/Rapid Eye Movies
Der Film „Orphea“ mit Lilith Stangenberg spielt in den Straßen Manilas. Foto: Karos/Rapid Eye Movies

Im Februar und März sollte sie in Marokko mit John Malkovich drehen, „On the Creation of Earthquakes“, einen Film über den römischen Philosophen Seneca von Robert Schwentke. Das ist nun auf Herbst verschoben, das bedeutet, dass vor Stangenberg „eine Wüste“ liegt – sie hat viel freie Zeit.

„Ich habe angefangen, E-Gitarre zu lernen. Und ich lese gerade Baudelaire. Da bin ich ein bisschen spät dran, man sagt ja eigentlich, Baudelaire sollte man bis 30 gelesen haben“, sagt sie. „Ansonsten schaue ich gerade Kurosawa-Filme, und wenn ich damit fertig bin, bleibe ich wohl in Japan.“ Das Kino vermisst sie sehr, ein guter Beamer zu Hause hilft aber aus dem Gröbsten heraus.

„Vielleicht ist das mein Modus für das neue Jahr: nichts zu planen.“

Als Schauspielerin wird Stangenberg für jedes Projekt angestellt, das bedeutet aber auch, dass sie dazwischen keine Unterstützung bekommt. Sie muss jetzt also eine beträchtliche Zeit auch finanziell überbrücken. „Ich habe zum Glück im August und September 2020 in Budapest einen großen Film gedreht, ,Die schwarze Spinne‘ nach Jeremias Gotthelf, da spiele ich die Christine, die für ihr Dorf einen Pakt mit dem Teufel eingeht.“

Mit diesem Film könnte es Festivalteilnahmen im Jahr 2021 geben, aber dazu müsste man erst einmal wissen, wie Festivals konkret ablaufen werden. Und wenn man wieder reisen kann, was stünde da auf dem Programm? „Die Philippinen. Ich war für ,Orphea‘ zehn Tage dort, davon haben wir aber acht Tage rund um die Uhr gedreht. Da wäre noch viel mehr zu erleben.“

Von „Orphea“ hat Lilith Stangenberg auch eine Erfahrung mitgebracht, die ihr in der gegenwärtigen Situation hilft: „Wir versuchen im Westen ja immer, alles zu planen. Vielleicht ist das mein Modus für das neue Jahr: nichts zu planen.“


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