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Filmkritik

„Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“: Extrem-System Fleischindustrie

Dokumentarfilm Wegen einer Vielzahl von Corona-Infektionen in fleischverarbeitenden Betrieben vor allem in Nordrhein-Westfalen wurde dieses Jahr wieder deutlich, unter welchen Bedingungen vor allem Menschen aus Ost- und Südosteuropa in Deutschland für das Billigfleisch in den Kühlregalen der Diskonter sorgen, und für die Profite einer Branche, die auch stark exportorientiert ist. Yulia Lokshina beschäftigt sich in ihrem Dokumentarfilm „Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“ unter verschiedenen Aspekten mit diesem Thema, ohne dass sie dessen plötzliche Aktualität irgendwie selbst mit drastischen Mitteln provozieren wollte.

"Regeln am Band, mit hoher Geschwindigkeit"
„Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“. Foto: jip

Die in Russland geborene, in München ausgebildete Regisseurin zeigt keine Bilder von den Fließbändern, sondern zeigt nur in einigen, wesentlichen Szenen auch Menschen, die in diesen Fabriken arbeiten, und die oft in improvisierten, wo nicht völlig unwürdigen Quartieren leben.

Brutale Ökonomie: „Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“ von Yulia Lokshina

Yokshina umkreist ihr Thema eher, sie filmt bei öffentlichen Diskussionen, einmal auch in einer Sitzung eines Integrationsrats, und sie begleitet eine Münchner Schulkasse bei der Erarbeitung des Stücks „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Brecht.

„Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“ ist nicht so sehr ein Aufdeckerfilm, der skandalöse Zustände deutlich machen will, als eine Art Betrachtung über einen Sachverhalt, den die deutsche Gesellschaft so lange wie möglich von sich fern zu halten versuchte, der aber sehr viel über sie erzählt. Die brutale politische Ökonomie des billigen Fleisches stößt hier auf Engagement und Empathie.

D 2020; 96 Min.; R: Yulia Lokshina; Kinostart: 22. 10. 2020

Außerdem diese Woche neu im Kino: die Filmstarts vom 22. Oktober; weiterhin zu sehen sind auch die Filmstarts vom 15. Oktober und die Filmstarts vom 8. Oktober. Und hier ein Interview mit der Regisseurin Yulia Lokshina.

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