„Sad Jokes“ von Fabian Stumm überzeugt mit vielen seltsamen Pointen. Dem Regisseur gelingt der Umgang mit dem Bittersüßen. tip-Kritikerin Carolin Weidner hat den Film gesehen.
___STEADY_PAYWALL___
„Die ganze Geschichte, das ist alles schwarz“, resümiert Gero (Godehard Giese), als er versucht, seinen Unmut über Josephs Drehbuch in Worte zu fassen. Joseph, gespielt von Regisseur Fabian Stumm, scheint produktiv, aber auf einer seltsamen Spur. So ist sein Drehbuch gespickt von Personen, die sich in einem Gasofen das Leben nehmen oder von einer ungewöhnlichen Angst geplagt sind: Automatonophobie – der Angst vor Statuen. In „Sad Jokes“ streifen einen Josephs Einfälle immer wieder. Sie sind eingeflochten in eine eher schwierige Lebensphase: Joseph im Streit mit seiner besten Freundin Sonya (Haley Louise Jones), mit der er den zweijährigen Pino großzieht, Joseph beim Versuch, drei Jahre nach der Trennung von seinem Exfreund Marc (Jonas Dassler) wieder zu daten, Joseph als Teil der neurotischen Filmwelt oder in einem Aktmalkurs.
„Sad Jokes“: Viele seltsame Pointen
Seine Pointen für „Sad Jokes“ sucht und findet Stumm nicht selten im absurden Alltagsgeschehen, in den kleineren und größeren Fiesheiten. Oft ist es nur ein Detail, das alles zum Kippen bringt, wie im Lieblingswitz des Regisseurs vom depressiven Espresso, dem „Despresso“. Großartig die Szene, in der das Stelldichein mit einem potenziellen Liebhaber mehrfach durch ein weinendes Kleinkind im Nebenzimmer unterbrochen wird: Rasch schwindet das Begehren, während Joseph beim Besänftigen durchs Babyphon zu hören ist.
Stumm, der erst vor einem Jahr für „Knochen und Namen“ auf der Berlinale mit dem Heiner-Carow-Preis ausgezeichnet wurde, versteht den Umgang mit Bittersüßem. Dass sich dennoch verlässlich Erleichterung einstellt, ist klar dem Komischen zu verdanken – aber auch Erkenntnissen wie dieser, die Joseph einmal in einem Gespräch mit der weisen schwedischen Künstlerin Elin (Ulrica Flach) zuteilwird: Angst rührt vielleicht auch daher, dass man weiß, wie viel Glück man hat.
- Sad Jokes D 2024; 96 Min.; R: Fabian Stumm; D: Fabian Stumm, Haley Louise Jones, Jonas Dassler; Kinostart: 12.9.
Kampf gegen das Ost-Patriarchat: „Die Unbeugsamen 2“. Kevin Costner will mehr: Sein Mega-Western „Horizon“ soll in ganzen vier Teilen ins Kino kommen. Auch ein anderer Schauspieler hat einen Western gemacht: So ist „The Dead Don’t Hurt“ von und mit Viggo Mortensen. Space-Cowboys und Schleimattacken statt Sheriff und Büffeljagd: Das Franchise geht mit „Alien: Romulus“ weiter. Einst Jugend-Star aus „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, heute etablierte Regisseurin: So ist die neue Sommerkomödie „Zwei zu eins“ von Natja Brunckhorst. Der Kult-Schocker der Berlinale: Wir finden, „Love Lies Bleeding“ ist der Noir-Thriller des Jahres. Nochmal schnell hin, bevor der Sommer vorbei ist: Hier ist das Programm der Berliner Freiluftkinos. Was läuft sonst gerade? Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin. Mehr aus der Filmwelt lest ihr in unserer Kino-Rubrik.