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„Universal Language“ zeigt eine neue Kino-Vision auf

Der kanadische Oscar-Kandidat „Universal Language“ erzählt eine absurde Geschichte in einem winterlichen, höchst surrealen Kanada-Iran-Verschnitt. tipBerlin-Kritiker Bert Rebhandl findet, Regisseur Matthew Rankin ist damit ein ungeheuer tiefsinniger und dabei sehr witziger Film gelungen.

In der abstrakten Welt von „Universal Language“ sind Stadtviertel nach Farben benannt. Foto: Rapid Eye Movies

„Universal Language“-Regisseur Matthew Rankin ist erkennbar vom iranischen Kino inspiriert

Winnipeg ist eine Stadt in Kanada, in der man eigentlich erwarten würde, vor allem Englisch oder eine indigene Sprache zu hören. Doch in Matthew Rankins „Universal Language“ wird in Winnipeg vor allem Persisch (Farsi) gesprochen. Das hat verschiedene Gründe. Erstens gibt es dort wohl eine größere iranische Community. Vor allem aber ist der Filmemacher, der aus Winnipeg stammt, ein großer Fan von Abbas Kiarostami, einem der größten Künstler des Kinos, dessen Laufbahn mit Kinderfilmen in den 1970er Jahren in Teheran begann.

Auch „Universal Language“ ist eine Art Kinderfilm. Er beginnt in einer Schulklasse mit einem nervösen Lehrer und setzt sich dann fort in einer merkwürdigen Außenwelt, die von einer Architektur dominiert wird, in der Viertel nach Farbtönen (beige oder braun) unterschieden werden, und in der alles sehr abstrakt wirkt. Zwei Kinder finden einen Geldschein, der allerdings in einer Eisschicht eingefroren ist. Sie brauchen also eine Axt oder ein anderes Werkzeug und machen sich auf den Weg, so etwas zu finden. Dabei treffen sie allerlei Leute, überhaupt laufen verschiedene Handlungsstränge durcheinander, vor allem der eines Mannes namens Matthew, der seine Mutter in Winnipeg besuchen will. Er wird gespielt von Matthew Rankin. Was für ein Zufall!

Zufälle sind in diesem subtil komponierten, ungeheuer tiefsinnigen und dabei sehr witzigen Film immer genau choreographiert. Rankin ist als Filmemacher nicht vom Himmel gefallen, neben Abbas Kiarostami („Wo ist das Haus meines Freundes?“) ist er offensichtlich auch von dem absurden Kino eines Roy Andersson (dessen Film „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ wurde 2014 in Cannes mit dem Goldenen Löwen als Bester Film ausgezeichnet) geprägt. Doch diese Einflüsse sind verarbeitet in eine Vision, die dem Kino neue Wege aufzeigt. Denn das Kino ist natürlich selbst die „Universal Language“, von der im Titel die Rede ist. Und das Persische ist das neue Englisch – also die Sprache, auf die sich die ganze Welt einigen sollte, in einer Vision einer alternativen Geschichte, einer nicht imperialen, sondern einer, in der Kinder die Macht haben könnten.

  • Universal Language (Une langue universelle) Kanada 2024; 89 Min.; R: Matthew Rankin; D: Matthew Rankin, Rojina Esmaeili, Pirouz Nemati; Kinostart: 23.1.

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