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Filmkritik

„Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“: Neue große Kinostimme

Schon die Musik verdient eine eigene Fanfare, und überhaupt ist „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ ideenreich und extrem intelligent. Regisseur Alexandre Koberidze könnte eine große neue Stimme des Kinos werden. Unsere Kritik.

Berlinale 2021: Ani Karseladze im Film "Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen". Foto: Faraz Fesharaki/DFFB
Ani Karseladze im Film „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“. Foto: Faraz Fesharaki/DFFB

Verwünschungen sind etwas aus einer anderen Zeit. Wenn das stimmt, dann ist aber auch der Film „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ von Alexandre Koberidze aus einer anderen Zeit. Nicht unbedingt aus einer besseren, denn es gab niemals bessere Zeiten, die nicht auf eine andere Weise auch furchtbar gewesen wären.

„Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“: Einer der besten Filme der Berlinale 2021

Sicher ist, dass es sich um einen georgischen Film handelt, an dem Berlin einen großen Anteil hat, denn Koberidze hat an der DFFB studiert und auch deutsche Filmförderung bekommen. Es war gut angelegtes Geld. „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ war im Wettbewerb der Berlinale 2021 einer unserer großen Favoriten auf den Goldenen Bären. Ein großartiges Kinoerlebnis verspricht er auch: selten hat sich eine Online-Sichtung so sehr wie ein Versprechen auf eine Vorführung unter den dann richtigen Umständen angefühlt wie in diesem Fall.

Eine verwunschene Liebesgeschichte ist es, die Koberidze mit "Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen" erzählt. Foto: Faraz Fesharaki/DFFB
Eine verwunschene Liebesgeschichte ist es, die Koberidze mit „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ erzählt. Foto: Faraz Fesharaki/DFFB

Koberidze erzählt von einer verwunschenen Liebesgeschichte in der Stadt Kutaisi in einem Jahr in einer nicht genau bestimmten Zeit, in einem Sommer, in dem eine Fußballweltmeisterschaft stattfindet. Lisa und Giorgi sind in einem Cafe verabredet, nachdem sie einander zufällig über den Weg gelaufen sind. In der Nacht vor diesem Date aber geschieht etwas Rätselhaftes: beide wachen in anderer Gestalt auf, und erkennen zuerst sich selbst im Spiegel nicht wieder, und danach natürlich auch einander nicht.

Wie bei einem Spiel, bei dem sie alle Zeit der Welt haben

Dass sie trotzdem schließlich zusammenfinden, versteht sich jedoch von selbst, denn Koberidze weiß sehr genau, was in Erzählungen warum und mit welchen Logiken passiert und was er dem Zufall überlassen kann. Dass er immer wieder Kinder ins Bild rückt, die der Wirklichkeit im besten Fall noch begegnen wie einem Spiel, bei dem sie alle Zeit der Welt haben, ist dabei durchaus Programm.

„Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ ist überreich an Ideen und Intelligenz, die Musik verdient eine eigene Fanfare. Es ist keineswegs übertrieben, zu sagen: das Kino hat eine große, neue Stimme.

Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen (OT: Ras vkhedavt, rodesac cas vukurebt?) 150 Min.; Georgien/Deutschland 2021; R: Alexandre Koberidze; D: Ani Karseladze, Girogi Bochorishvili, Oliko Barbakadze, Giorgi Ambrodladze


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