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Deutsche Wiedervereinigung: 12 Filme, die man jetzt (wieder) sehen sollte

Die Wiedervereinigung ist schon lange her, aber trotzdem immer noch ein wichtiges Thema. Aus gegebenem Anlass präsentieren wir 12 Filme, die sich mit der Zeit der Wende, dem Mauerfall und den Zuständen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs – in BRD und DDR – beschäftigen. Es sind lustige, dramatische und abgründige Einblicke in die deutsch-deutsche Geschichte. Diese Ost-West-Filme solltet ihr in diesen Tagen mal wieder sehen.


Good Bye, Lenin! (2003, R: Wolfgang Becker)

Filme zur Wiedervereinigung: Daniel Brühl inszeniert den DDR-Alltag. Foto: Imago/Prod.DB
Daniel Brühl inszeniert den DDR-Alltag. Foto: Imago/Prod.DB

Deutschland im Jahr 1990: Mutter Kerner (Katrin Saß) erwacht aus einem Koma. Vom Fall der Mauer weiß sie nichts. Weil ihr krankes Herz die Wende vielleicht nicht verkraften würde, spielt Familie Kerner auf Verlängerung der guten alten Zeit. Alex (Daniel Brühl) führt Regie, der flotte Wessi Denis (Florian Lukas) macht „Aktuelle Kamera“.


Das Leben der Anderen (2006, R: Florian Henckel von Donnersmarck)

Ulrich Mühe in seiner wichtigsten Rolle, als Stasi-Spitzel im DDR-Drama "Das Leben der Anderen". Foto: Imago/Prod.DB
Ulrich Mühe in seiner wichtigsten Rolle, als Stasi-Spitzel im DDR-Drama „Das Leben der Anderen“. Foto: Imago/Prod.DB

Für sein Spielfilmdebüt hat Florian Henckel von Donnermarck einige der besten deutschen Schauspieler gewonnen, wie Ulrich Mühe, Martina Gedeck, Sebastian Koch und Ulrich Tukur. Es geht um einen linientreuen Stasi-Hauptmann Mitte der 80er Jahre, der auf Geheiß eines ZK-Funktionärs ein Liebespaar aushorchen soll: das Vorzeigepaar der DDR-Künstlerszene.

Von seinem Versteck unter dem Dach aus erlebt er, wie die beiden immer tiefer in eine Atmosphäre aus Misstrauen und Angst geraten. Ulrich Mühe brilliert in der Rolle des graumäusigen Abhörspezialisten, der eine heimliche Faszination für seine Opfer entwickelt.


Sonnenallee (1999, R: Leander Haußmann)

Filme zur Wiedervereinigung: Detlev Buck als Vopo in Leander Haußmanns Erfolgsfilm "Sonnenallee". Foto: Imago/Teutopress
Detlev Buck als Vopo in Leander Haußmanns Erfolgsfilm „Sonnenallee“. Foto: Imago/Teutopress

Leander Haußmann hat mit einem Paukenschlag zur Aufarbeitung der DDR beigetragen. 1999 kam „Sonnenallee“ heraus, wofür Haußmann gemeinsam mit dem Schriftsteller Thomas Brussig und dem Schauspieler Detlev Buck das Drehbuch verfasste. Der Film basiert aber nicht auf Brussigs Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“, vielmehr schrieb Brussig das Buch erst hinterher, inspiriert von den Arbeiten am Film.

„Sonnenallee“ erzählt die Geschichte von Michael und Mario, zwei Freunden, die ihre Jugend im Schatten der Mauer erleben. Ein poppig-amüsanter und bisweilen tragischer Ritt durch einen schrägen Alltag im Ost-Berlin der 1970er-Jahre. Irgendwo zwischen Stasi, der ersten großen Liebe und den Rolling Stones.


Go Trabi Go (1991, R: Peter Timm)

Ein Trabi auf Abwegen. Foto: Imago/Mary Evans
Ein Trabi auf Abwegen. Foto: Imago/Mary Evans

1991 drehte Regisseur Peter Timm die Klamaukkomödie „Go Trabi Go“. Unmittelbar nach Mauerfall und Wiedervereinigung sorgte er mit brachialem Schenkelklopfhumor und (noch nicht ganz abgenutzten) Klischees über Ossis für irritiertes Stirnrunzeln und hysterische Lacher im Kinosaal.

Die Sketchparade hangelt sich entlang einer chaotischen Urlaubsreise, die eine ostdeutsche Familie vom heimatlichen Bitterfeld ins sonnige Neapel unternimmt. Im himmelblauen Trabant „Schorsch“. Selbstredend erlebt sie dabei allerhand irre Abenteuer und Schicksalsschläge.

Wer Gefallen an dem Film gefunden hat: Es gibt auch noch eine Fortsetzung aus dem Jahr 1992.


Russendisko (2012, R: Oliver Ziegenbalg)

Adaption von Wladimir Kaminers Bestseller "Russendisko". Foto: Stephan Rabold/Black Forest Films
Adaption von Wladimir Kaminers Bestseller „Russendisko“. Foto: Stephan Rabold/Black Forest Films

Die Geschichte führt von einem illustren Schauplatz zum nächsten: in abgerockte Fabrikhöfe, in denen die junge Bohème Partys macht oder auf ranzigen Ledersofas chillt, auf staubige Plätze, auf denen Mauerspechte Souvenirs aus dem Beton klopfen, an die Tresen alter DDR-Kneipen mit vergilbten Tapeten.

In der Kinoadaption von Wladimir Kaminers Bestseller „Russendisko“ ist Matthias Schweighöfer als filmisches Alter Ego Kaminers zu sehen. Das Berlin der Wendezeit wird dabei zur illustren Kulisse einer romantischen Komödie. 

Mit Wiedervereinigungsthemen kennt sich das Filmteam aus: Matthias Schweighöfer spielte zuvor schon in „Friendship!“ (2010) eine der Hauptrollen. „Russendisko“-Regisseur Oliver Ziegenbald schrieb das Drehbuch.


Max & Moritz Reloaded (2005, R: Thomas Frydetzki)

Filme zur Wiedervereinigung: Anarchistische Wiedervereinigungs-Komödie der etwas anderen Art. Foto: Imago/United Archives
Anarchistische Wiedervereinigungs-Komödie der etwas anderen Art. Foto: Imago/United Archives

Auf einem abgelegenen Kasernengelände des ansonsten entvölkerten deutschen Ostens betreiben die einstigen NVA-Offiziere Axel und Henry ihr Resozialisierungslager für schwererziehbare Jugendliche, Fälle die im Westen niemand mehr haben will. An an den Hamburger Rabauken Max und Moritz aber beißen sie sich die Zähne aus; zunächst jedenfalls.

Anarchistische Wiedervereinigungs-Komödie der etwas anderen Art: Von Beginn an setzt Regisseur Thomas Frydetzki Zeichen der Verweigerung, verweist damit auf die strikt unkorrekte Fahrtrichtung der kommenden 90 Minuten. Dank der sprunghaften, gezielt überzeichneten Erzählweise eines Comics und der Spiellaune des lustvoll chargierenden Ensembles wird der Film zum politisch völlig inkorrekten Vergnügen.


Herr Lehmann (2003, R: Leander Haußmann)

Erwin, Karl und Herr Lehmann haben den Berlin Blues. Foto: Imago/Mary Evans
Erwin, Karl und Herr Lehmann haben den Berlin Blues. Foto: Imago/Mary Evans

„Sonnenallee“-Regisseur Leander Haußmann erzählt in seiner Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Sven Regener die letzten zwei Monate vor dem Mauerfall aus West-Berliner bzw. Kreuzberger Sicht. Das bislang wohlgeordnete Leben auf der Kreuzberg-36-Insel läuft für Herrn Lehmann langsam aus dem Ruder.

Ein Hund bedroht ihn, die Eltern kommen zu Besuch, die Sache mit der umschwärmten Katrin kommt nicht voran, sein 30. Geburtstag steht vor der Tür. Ein beiläufiger, manchmal charmant unfertig wirkender Bilderbogen, der mit vielen gelungenen Szenen aufwartet. Zum Beispiel, als Frank Lehmann (Christian Ulmen) an der Grenzabfertigungsstelle auf einen misstrauischen DDR-Zöllner trifft, den tatsächlich Thomas Brussig spielt.

Einer der wichtigsten Filme, die von West-Berlin vor der Wiedervereinigung erzählen.


In Zeiten des abnehmenden Lichts (2017, R: Matti Geschonneck)

Verwerfungen beim Familienfest, dem dramatischen Höhepunkt der Literaturverfilmung "In Zeiten des abnehmenden Lichts". Foto: Imago/Prod.DB
Verwerfungen beim Familienfest, dem dramatischen Höhepunkt der Literaturverfilmung „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Foto: Imago/Prod.DB

In Ost-Berlin hat 1989 jemand Geburtstag: Wilhelm Powileit, kommunistisches Urgestein, bekommt viel Besuch, und fragmentarisch setzt sich eine Familiengeschichte zusammen. Es ist die aus Eugen Ruges gleichnamigen Bestseller, der hier dramaturgisch geschickt konzentriert, im Detail aber auch ein bisschen zu sehr auf skurril gebürstet wird.


Kleinruppin Forever (2004, R: Carsten Fiebeler)

Filme zur Wiedervereinigung: Komödie über Zwillingsbrüder, die getrennt voneinander, in der DDR und BRD, aufgewachsen sind. Foto: Imago/United Archives
Komödie über Zwillingsbrüder, die getrennt voneinander, in der DDR und BRD, aufgewachsen sind. Foto: Imago/United Archives

Komödie um die kurz nach der Geburt getrennten Zwillinge Tim und Ronnie, die auf zwei verschiedenen Seiten der innerdeutschen Staatsgrenze aufwachsen. Die Geschichte ist simpel: Klassenreise in die DDR, Treffen mit dem bisher unbekannten Zwillingsbruder Ronnie, der Ossi ergreift die Chance, macht rüber zum Klassenfeind, und der arrogante Wessi sitzt hilflos in der Zone fest. Nach einigen Integrationsproblemen bietet sich die Gelegenheit zur Rückkehr, aber inzwischen haben die Macht der Liebe und die heilende Kraft des Kollektivs das ihre getan. 


Gundermann (2018, R: Andreas Dresen)

Liedermacher Gerhard Gundermann. Foto: Pandora/Peter Hartwig
Liedermacher Gerhard Gundermann. Foto: Pandora/Peter Hartwig

Biopic um den ob seiner Authentizität verehrten DDR-Liedermacher Gerhard Gundermann, der 1995 als Stasi-Spitzel enttarnt wurde. Regisseur Andreas Dresen und Alexander Scheer in der Titelrolle erwecken den egozentrischen Gundermann mit all seinen Fehlern zum Leben: Hier stimmen die Dialoge, die Lieder, das Milieu, die Besetzung.


Freies Land (2020, R: Christian Alvart)

Filme zur Wiedervereinigung: Zwei Polizisten, ein Ossi und ein Wessi, fahnden nach einem brutalen Frauenmörder in der mecklemburgischen Provinz. Foto: KMBO
Zwei Polizisten, ein Ossi und ein Wessi, fahnden nach einem brutalen Frauenmörder in der mecklemburgischen Provinz. Foto: KMBO

In der Provinz der ehemaligen DDR stößt ein ungleiches Ost-West-Ermittlerduo, das im Winter 1992 das Verschwinden zweier junger Schwestern untersucht, auf eine Mordserie, die in die Vergangenheit führt. Atmosphärisch dichter Film, mehr als ein Krimi – das Porträt begrabener Hoffnungen. Brillant: Felix Kramer als Polizist mit Stasi-Vergangenheit.


Irgendwann werden wir uns alles erzählen (2023, R: Emily Atef)

Marlene Burow in der Romanadaption „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“. Foto: Pandora Film / Row Pictures

Ein Bauernhof in Thüringen im Jahr 1990: Der Eiserne Vorhang ist Geschichte, aber der Westen ist weit weg. Emily Atef erzählt eine ungleiche Liebesgeschichte von großer Wucht. „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ gehörte zu den Highlights im Wettbewerb der 73. Berlinale. Besonders die Hauptdarstellerin brilliert: Wir sprachen mit Marlene Burow über ihr Verhältnis zu Ostdeutschland, Sexszenen am Set und die Berliner Kinos ihrer Jugend.


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