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Filmkritik

Drama von Liebe und Krieg: „Eine private Angelegenheit“ von den Brüdern Taviani

Kriegsdrama Ein vernebeltes Tal des Piemont. Miltons Waffe zielt auf den schwarz angezogenen Faschisten, der einige Meter vor ihm läuft, die Arme erhoben. Der Faschist rennt los, Milton schießt, mehrmals, trifft – und bleibt verzweifelt zurück. Er wollte ihn nicht erschießen, sondern gegen seinen Freund Giorgio eintauschen. Mit dieser dramatischen Begebenheit beginnt der Film „Eine private Angelegenheit“ von den Brüdern Taviani.

Eine private Angelegenheit von den Brüdern Taviani
„Eine private Angelegenheit“ von den Brüdern Taviani. Foto: Kairos Film

Paolo und Vittorio Taviani gingen von dem gleichnamigen Roman von Beppe Fenoglio aus dem Jahr 1968 aus. Der junge Partisan Milton (Luca Marinelli) macht sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf die Suche nach seinem Freund Giorgio (Lorenzo Richelmy), der – wie er – vor dem Krieg ein Auge auf die schöne Fulvia (Valentina Bellè) geworfen hatte.

Dabei streift Milton durch den Nebel, und versteckt sich vor den einheimischen Faschisten, während ihn immer wieder lebhafte Erinnerungen heimsuchen, die auf sein Leben vor dem Krieg zurückblicken lassen. In satteren Farben und einer Leichtigkeit, die er in seinem ziellosen Dasein als Partisan verloren hat.

Drama von Liebe und Krieg: „Eine private Angelegenheit“ von den Brüdern Taviani

Luca Marinelli gibt einen überzeugenden Protagonisten, der sich die nächste an der letzten Zigarette anzündet, und dessen Augenringe immer dunkler werden. Trotz seiner Waffe passt er nicht in die Kriegsszenerie, würde lieber Englisch lernen und Fulvia Briefe schreiben. Und doch bringt ihn seine Suche näher zu sich selbst und lässt ihn seine rastlose Realität letzten Endes akzeptieren.

Man merkt, dass das Liebes-Kriegs-Drama auf einem Roman basiert: die Szenen sind schlüssig, verlieren sich aber in eingestreuten Nebenhandlungen. Stark ist das Drama, wenn es bei Milton und seiner Perspektive bleibt. Das italienischen Brüder Taviani lassen eine eindrucksvolle Filmographie zurück: Mit „Padre Padrone“ gewannen sie 1977 die Goldene Palme, 2012 einen Goldenen Bären für „Cäsar muss sterben“.  Vittorio Taviani erlag im April 2018 einer langen Krankheit.

Una questione privata (OT); I 2017; 84 Min.; R: Paolo und Vittorio Taviani; D: Luca Marinelli, Lorenzo Richelmy, Valentina Bellè; Kinostart: 3. 9. 2020

Alle Filmstarts vom 3. September; die Filmstarts vom 27. August; die tip-Filmkritik zu „Tenet“ von Christopher Nolan; die Filmstarts vom 20. August

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