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Filmkritik

Arthouse aus Taiwan: So gut ist „Nina Wu“ von Midi Z

Drama Als Nina Wu vom Land in die taiwanische Hauptstadt Taipeh zieht, erhofft sie sich eine ruhmreiche Schauspielerkarriere, träumt von dem Glamour des Kinos und ihrem Durchbruch. Doch stattdessen muss sie sich jahrelang als Komparsin und mit Werbefilmen durchschlagen, stets in der Hoffnung auf den einen großen Auftritt. Diese Geschichte erzählt der Film „Nina Wu“ von Midi Z.

Nina Wu von Midi Z
„Nina Wu“ von Midi Z. Foto: rapid eye movies

Als sie eines Tages die Aussicht auf die Hauptrolle in einem Spionagefilm hat, ist sie fest entschlossen, alles zu geben, um endlich in der Filmindustrie Fuß zu fassen. Immer wieder übt sie den Text für das Vorsprechen, schluchzend spricht sie darüber, dass ihr nicht nur der Köper, sondern auch die Seele genommen wird. Diese Worte passen nicht nur auf die von ihr im Film gespielte Rolle, sondern auch auf sie selbst und ihre Erlebnisse in  der gnadenlosen Filmbranche.

Denn der im Nachklang der #metoo-Debatte entstandene Film thematisiert Missbrauch, Härte und psychische Belastungen am Set. Wir beobachten Nina Wu dabei, wie sie zunehmend an den Demütigungen beim Dreh zerbricht, und dringen dabei tief in ihre Psyche ein. Genauso wie ihr fällt es uns bald schwer, zwischen Realität, Traum und Fiktion zu unterscheiden.

Entfremdete Welt: „Nina Wu“ von Midi Z

Auch visuell unterstreicht Regisseur Midi Z durch sterile, hochauflösende Aufnahmen und starke Kontraste die Einsamkeit und Verlorenheit Nina Wus in einer ihr entfremdeten Welt. Der Film zeichnet sich durch eine minimalistische Geräuschkulisse  aus, in der einzelne Soundelemente hervorgehoben werden. Viele Szenen sind sogar mit Geräuschen ohne jeden direkten Bezug auf das visuelle Geschehen untermalt, oftmals unangenehme wie Herzklopfen, heftiges Atmen oder aufeinander geriebenes Styropor.

Ke-Xi Wu, die Nina Wu verkörpert, trat mit der Idee für das Drehbuch an den in Taiwan für seine atmosphärischen Arthouse-Filme bekannten Midi Z heran. Mit dem so im gemeinsamen Schreiben entstandenen Plot verarbeitet Wu auch persönliche Erfahrungen aus der Filmindustrie und hinterlässt den Zuschauer mit einem beklemmenden Gefühl. Benedikt Kendler

Juo ren mi mi (OT); Taiwan 2019; 103 Min.; R. Midi Z; D: Wu Ke-xi, Vivian Sung, Kimi Hsia, Ming-Shuai Shih; Kinostart: 3. 9. 2020

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