Doch obwohl im Nachbarland etwa jede dritte Kinokarte für eine einheimische Produktion gelöst wird, ist die dortige Filmszene hier weitgehend unbekannt – von wenigen großen Regienamen wie Miloљ Forman oder Jan Sverбk einmal abgesehen. Mit „Czech on Tour“ kann man nun anfangen, diese Lücke zu füllen – eine Filmreihe von neun Dokumentar- und Spielfilmen, die von der Adoleszenz-Story bis zum Vбclav-Havel-Porträt reichen, sowie einigen Kurzfilmen. „Die Auswahl soll widerspiegeln, wie vielseitig Kino und Filmsprache in Tschechien sind“, erklärt Markйta Љantrochovб vom Czech Film Center. „Außerdem wollen wir Filme zeigen, die etwas über die tschechische Gesellschaft sagen – über die Gegenwart, aber auch über die Vergangenheit.“ Gleich mehrere Beiträge schweifen daher zurück in vergangene Jahrzehnte, vor allem in die Zeit des Kommunismus. „… und es kommt noch schlimmer“ taucht schwarz-weiß ab in den wilden tschechischen Underground der frühen 1970er-Jahre. Als Langzeitbeobachtung mehrerer Paare wird „Ivana & Vбclav“ zum Spiegel der gesellschaftlichen Umwälzungen seit Mitte der 80er-Jahre. Äußerst amüsant und skurril hingegen ist Erika Hnнkovбs Doku „Der Heiratsvermittler“, in der der Bürgermeister eines kleinen Örtchens die Familienplanung der Singlebewohner in Bewegung bringen will.
Text: Sascha Rettig
Czech On Tour Filmreihe Do 6.12. bis So 9.12. im Filmmuseum Potsdam; www.filmmuseum-potsdam.de; http://berlin.czechcentres.cz/programm/reisen/czech-on-tour/