Die Filmstarts vom 1. Oktober im Überblick: Das amerikanische Teenager-Drama „Niemals Selten Manchmal Immer“ von Eliza Hittman ist unser Film der Woche: Mit dem Thema Abtreibung hat er angesichts der politischen Ereignisse in den USA auch große Aktualität. Dazu startet Oskar Roehlers Auseinandersetzung mit Rainer Werner Fassbinder, „Enfant Terrible“; unter der Regie von Sofia Coppola läuft ein neuer Film mit Bill Murray in den Kinos; ein neues Abenteuer nach den Kinderbuchklassikern von Michael Ende, „Jim Knopf und die wilde 13“; das deutsche Patientendrama „Gott, du kannst ein Arsch sein“ von André Erkau; und aus Amerika ein Stück verfilmter Zeitgeschichte: „Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution“.
„Niemals Selten Manchmal Immer“ von Eliza Hittman
Drama Die 17-jährige noch bei den Eltern wohnende Schülerin Autumn ist schwanger. Doch mit Mutter und Stiefvater kann Autumn nicht darüber sprechen. Und so macht sie sich, begleitet von ihrer Cousine Skylar, auf den Weg ins große, anonyme New York, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen.
„Niemals Selten Manchmal Immer“ ist einerseits ein Film über ein immer konservativeres Amerika, aber mehr noch geht es um die meist wortlose, sich in kleinen Gesten ausdrückende weibliche Solidarität, die Autumn mit ihrer Cousine verbindet. Und nicht zuletzt um einen Trip zu sich selbst – was für Autumn vor allem bedeutet, die Kontrolle über ihren Körper wiederzuerlangen. LP
Never Rarely Sometimes Always (OT); USA 2020; 101 Min.; R: Eliza Hittman; D: Sidney Flanigan, Talia Ryder, Théodore Pellerin, Sharon Van Etten; Kinostart: 1. 10. 2020
Gibt es ein Recht auf Abtreibung mit 17 Jahren? Hier die Filmkritik zum Drama „Niemals Selten Manchmal Immer“.
„Enfant Terrible“ von Oskar Roehler
Biografie Oskar Roehler lässt das Leben des Kino-Kamikazes Rainer Werner Fassbinder Revue passieren. Mit großem Cast in bewusst billigen Kulissen und einem verausgabungswilligen Oliver Masucci im Zentrum soll eine Idee von der schöpferisch-destruktiven Energie Fassbinders vermittelt werden – nicht selten hart am Rande der Karikatur. BR
D 2020; 135 Min.; R: Oskar Roehler; D: Oliver Masucci, Hary Prinz, Katja Riemann; Kinostart: 1. 10. 2020
Aller Ehren wert, aber nicht überzeugend: Hier die tipBerlin-Filmkritik zu „Enfant Terrible“.
„On the Rocks“ von Sofia Coppola
Komödie Laura vermutet eine Affäre ihres Mannes Dean, und ihr Vater (Sofia Coppolas Lieblungsschauspieler Bill Murray), ein altgedienter Schwerenöter, gießt mit antiquierten Theorien über das Geschlechterverhältnis noch ordentlich Öl ins Feuer. Gemeinsam beginnen die beiden, Detektiv zu spielen. In Wirklichkeit geht es der charmanten Komödie von Sofia Coppola jedoch viel mehr um die Beziehung von Vater und Tochter: um bislang Unausgesprochenes, das endlich mal beredet wird, um alte seelische Verletzungen und um beständige Liebe. LP
USA 2020; 96 Min.; R: Sofia Coppola; D: Rashida Jones, Bill Murray, Marlon Wayans, Jesssica Henwick; Kinostart: 2. 10. 2020 + Streaming verschiedene Anbieter: ab 23.10.
Die traurigen Augen des Bill Murray als Erfolgsrezept: die tip-Filmkritik zu „On the Rocks“.
„Jim Knopf und die wilde 13“ von Dennis Gansel
Kinderfilm Ein wenig lebhafter als im ersten Teil geht es in der zweiten „Jim Knopf“-Verfilmung nach dem Kinderbuch-Klassiker von Michael Ende schon zu. Dafür sorgen schon allein die Piraten der Wilden 13 – es gibt sogar eine Seeschlacht (immer gut!). Trotzdem ist teurer Bombast in einem Kinderfilm nicht der beste Ratgeber. Und Solomon Gordon ist mit seinen 15 Jahren der Jim-Knopf-Rolle eigentlich schon entwachsen. LP
D 2020; 110 Min.; R: Dennis Gansel; D: Solomon Gordon, Henning Baum, Uwe Ochsenknecht, Annette Frier; Kinostart 1. 10. 2020
Der Zauber der Augsburger Puppenkiste fehlt leider. Die tipBerlin-Kritik zum Kinderfilm „Jim Knopf und die wilde 13“.
„Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution“ von Philippa Lowthorpe
Komödie Auf Grundlage historischer Ereignisse verbindet die britische Regisseurin Philippa Lowthorpe die Geschichte der Miss World Wahlen in London 1970 mit dem Aufkommen der feministischen Bewegung Women‘s Liberation Movement. Deren Londoner Ableger (darunter Keira Knighley als frauenbewegte Spät-Studentin Sally Alexander) denkt sich dazu eine Aktion aus, um den Ablauf der Veranstaltung zu stören und auf die eigenen Inhalte aufmerksam zu machen. Besonders schwungvoll kommt die routinierte Komödie bei alledem allerdings nicht daher, den Unterhaltungswert retten bestenfalls die guten Schauspielerinnen. LP
Misbehaviour (OT); GB/F 2020; 106 Min.; R: Philippa Lowthorpe, D: Keira Knightley, Greg Kinnear, Kajsa Mohammar, Jessie Buckley, Start: 1. 10. 2020
„Gott, du kannst ein Arsch sein“ von André Erkau
Drama Ein krebskrankes Mädchen flüchtet vor ihrer Therapie und reist mit einem Zirkusartisten Richtung Paris. Routiniert inszenierte Tragikomödie nach einer wahren Begebenheit, hervorragend besetzt, aber mitunter etwas artifiziell. MS
D 2020; 97 Min.; R: André Erkau; D: Sinje Irslinger, Max Hubacher, Til Schweiger, Heike Makatsch; Kinostart: 1. Oktober 2020
Newcomerin Sinje Irslinger ist eine Entdeckung. Hier die tip-Filmkritik zu „Gott, du kannst ein Arsch sein“.
Weiterhin im Kino: die Filmstarts vom 24. September; die Filmstarts vom 17. September; die Filmstarts vom 10. September. In nostalgischer Stimmung? 12 Filme zu 30 Jahren Wiedervereinigung, die man wieder sehen sollte.