Das tip-Ranking der Filmstarts der Woche am 23. Juli vergibt zweimal ein herausragend. Und zwar für den Dokumentarfilm „What We Gonna Do When the World’s On Fire“, der in den Themenkreis #blacklivesmatter gehört, und für das queere Tanzdrama „Als wir tanzten“. Zudem starten der DFFB-Film „Dreißig“, der das junge Berlin von heute zeigt, und die Biografie „Edison“.
Afroamerikanischer Alltag: „What You Gonna Do When the World’s on Fire?“
Dokumentarfilm „We was fucking doomed a long time ago as black people“, sagt Judy Hill, Betreiberin einer Bar in New Orleans. Wir Schwarzen sind schon lange dem Untergang geweiht. Judy ist die zentrale Figur in Roberto Minervinis Dokumentarfilm. Der gebürtige Italiener, der schon lange in Amerika lebt, erzählt von der Kultur des amerikanischen Südens, von Rassismus und Polizeigewalt, aber auch von gemeinschaftlichem Engagement und einem Zusammenleben aus dem Geist der musikalischen Traditionen des Blues. Mardi Gras ist das Fest, das Touristen mit New Orleans verbinden. Minervini zeigt dazu eine Hinterseite, eine differenzierte, auch poetische und zugleich politische Sicht auf den afroamerikanischen Alltag. BR
I/F/USA 2018; 123 Min.; R: Roberto Minervini
Mehr zu dem großartigen Film findet ihr hier.
Traumbesetzung: „Als wir tanzten“
Drama Tanz ist ein beliebter Topos im queeren Film. In diesem Fall geht es um Merab und Irakli, zwei Tanzschüler in Georgien, beide wollen es ins Nationalensemble schaffen. Und sie begehren einander. „Als wir tanzten“ ist so herausragend, weil der Film den Tanz nicht als folkloristisches Dekor benutzt, sondern als Medium des Erzählens absolut ernst nimmt. Die große schwule Love Story des Jahres. Levan Gelbakhiani ist eine Traumbesetzung. SH
And Then We Danced. Georgien/S 2019; 105 Min.; R: Levan Akin; D: Levan Gelbakhiani, Bachi Valishvili, Anna Javakishvili
Lest auch die ausführliche Kritik hier.
Dreißig
Generationenporträt Övünc hat Geburtstag. Er wird dreißig, und seine Freunde haben sich für ihn eine ganz besondere Überraschung ausgedacht. Sie soll hier nicht verraten werden, um eine wichtige Szene aus Simona Kostovas Film nicht zu verderben. Die aus Bulgarien stammende Regisseurin, die an der DFFB studiert hat, zeichnet das Porträt einer Generation in Berlin: in langen Sequenzen geht es einmal durch einen Tag und in eine lange Nacht. Das Ergebnis ist eigentümlich skeptisch: fast so, als würde da eine Generation auf sich schauen, und sich fragen, sind das wirklich wir? BR
D 2019; 120 Min.; R: Simona Kostova; D: Övünc Güvenisik, Kara Schröder, Pascal Hounus
Schwarze Milch
Heimatfilm Uisenma Borchu, deutsche Filmemacherin, geboren in der Mongolei, erzählt mit sich selbst in der Hauptrolle von einer Rückkehr in das Land der Herkunft. Sie nennt sich selbst pointiert Wessi, besucht eine Schwester namens Ossi, und macht in der Steppe eine insgesamt doch etwas plakative erotische Erfahrung. BR
Mongolei/D 2020; 91 Min.; R: Uisenma Borchu; D: Uisenman Borchu, Gunsmaa Tsogol, Franz Rogowski
Edison
Filmbiografie Biopic rund um den amerikanischen Erfinder Thomas Alva Edison und die in den 1880er Jahren erfolgte flächendeckende Elektrifizierung der USA. Spannung mag im „Stromkrieg“ zwischen Edison und seinem Konkurrenten Westinghouse allerdings nicht aufkommen: Stoisch schleppt sich der Film durch historisch verbürgte und schlaglichtartig hingeworfene Ereignisse und vermag dabei weder die wirtschaftlichen Hintergründe der Auseinandersetzung hinreichend zu beleuchten noch ein spannendes Charakterporträt der Hauptprotagonisten zu liefern. LP
USA 2017; 105 Min.; R: Alfonso Gomez-Rejon; D: Benedict Cumbernbatch, Michael Shannon, Katherine Waterston
Die ausführliche Kritik findet ihr hier.
Weiterhin im Kino: die Filme aus der Startwoche 16. Juli.