Wo Fliegen herumschwirren, ist Dreck. Für den 1933 geborenen russischen Künstler Ilya Kabakov symbolisieren die lästigen Insekten zudem die omnipräsente, alles beobachtende Macht der einstigen Sowjetunion. Eine beindruckende Installation hat er mit den Viechern bestückt, ein anderes Mal kriechen sie über Zeichnungen oder markieren Ikonen: Fliegen lieben Müll — auch ideologischen.
„Fliegen und Engel“ heißt die vielschichtige und subtile Dokumentation von Kerstin Stutterheim und Niels Bolbrinker. Den Künstler und seine Frau Emilia im Fokus, beleuchten sie nicht nur sein Werk, sondern auch Kabakovs Überlebensstrategien. Als Kinderbuchillustrator hat er begonnen und früh gelernt, sein Können als Rolle zu interpretieren. Kabakovs Kunst ist durchdrungen von Humor und Sehnsucht nach Freiheit und will gleichzeitig auch ein Gefühl vom Alltag in der UdSSR vermitteln, von dessen existenzieller wie metaphysischer Ebene. Beidem haben die Filmemachern nachgespürt, um dem facettenreichen Werk und Denken Kabakovs gerecht zu werden. Ihre gelungene Dokumentation zeigt nicht nur den Schaffensprozess und den fruchtbaren Gedankenaustausch mit Künstlergattin Emilia, sondern lässt auch Raum für Reflexionen.
Text: Cristina Moles Kaupp
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Fliegen und Engel“ im Kino in Berlin
Fliegen und Engel – Ilya und Emilia Kabakov, Deutschland 2010; Regie: Kerstin Stutterheim & Niels Bolbrinker
Kinostart: 13. Mai