Die alleinerziehende Roberta steht auf knallenge Röcke, Stöckelschuhe und wechselnde Lover. Das Nachsehen haben ihre drei minderjährigen Kinder, die die Mama morgens regelmäßig als Schnapsleiche vorfinden. Logisch, dass die Familie als Outlaw-Sippe gilt, besonders in einem putzigen Bergdorf, dem Schauplatz des Kinoregiedebüts von Drehbuchautorin Güzin Kar. Im Kern enthält die Geschichte also Stoff für ein Drama. Doch Kar inszeniert sie als sommerliche Komödie mit grotesken Zügen und quietschbunter Farbpalette. Im Figurenreigen um Meret Becker als unmögliche Mama finden sich entsprechend schräge Charaktere in noch schrilleren Outfits. Demgegenüber stehen naturalistisch gezeichnete Figuren wie die zu früh erwachsen gewordene Teenager-Tochter (Elisa Schlott). Mitunter wollen beide Sphären nicht recht zusammenpassen. Allein Meret Becker vollführt das Spiel an der Grenze zwischen Hysterie und Gefühl mit einer Verve, die an die nervösen Damen aus Almodуvar-Komödien erinnert: das klare Glanzlicht des Films.
Text: Ulrike Rechel
Foto: Movienet Film
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Fliegende Fische müssen ins Meer“ im Kino in Berlin
Fliegende Fische müssen ins Meer Schweiz/Deutschland 2011; Regie: Güzin Kar; Darsteller: Meret Becker (Roberta), Elisa Schlott (Nana), Barnaby Metschurat (Eduardo); 84 Minuten; FSK 0
Kinostart: 25. August