Im Rahmen des 1978 ins Leben gerufenen Interkosmos-Programms schickte die Sowjetunion Kosmonauten aus zehn sozialistischen Bruderstaaten auf ihre Raumstation. Dort sollten sie wissenschaftliche Experimente durchführen, vor allem aber sollten sie den Herrschaftsanspruch des kommunistischen Systems auf das All ausdehnen. Der Proletarier in der Raumkapsel war ein taugliches propagandistisches Signal. Ein Tschechoslowake, ein Pole, ein Ungar, ein Bulgare, ein Rumäne, ein Mongole, ein Vietnamese, ein Afghane, ein Kubaner und ein DDR-Bürger wurden solcherart politisch instrumentalisiert und zu Hoffnungsträgern stilisiert.
Doch Marian Kiss geht in ihrer Dokumentation nicht nur der Frage nach, was aus diesen Männern geworden ist. Ihre Montage aus aktuellen Gesprächen und Archivmaterial stellt einen Kontrast her zwischen unterschiedlichen individuellen Erinnerungen und einer medialen Helden-Inszenierung, die sich in allen Ländern glich. Und so fragt sich plötzlich auch, was nach dem Zusammenbruch des Ostblocks von all den schönen Utopien geblieben ist? Genau dann aber bleibt „Fliegerkosmonauten“ im Privaten stecken.
Text: Alexandra Seitz
tip-Bewertung: Zwiespältig
Orte und Zeiten: „Fliegerkosmonauten“ im Kino in Berlin
Fliegerkosmonauten, Deutschland 2009; Regie: Marian Kiss; 88 Minuten
Kinostart: 21. Januar