Sun City liegt in der Sonora-Wüste in Arizona, kann auf satte 300 Sonnentage im Jahr stolz sein und bietet mit trockener Wärme ein ideales Klima für morsche, alte Knochen
Die Stadt wurde 1960 von der Del Webb Corporation als sogenannte Seniorenresidenz für US-Bürger*innen gegründet und das Mindestalter auf 55 Jahre festgesetzt. Es gibt hier dementsprechend mehr Apotheken als Diskotheken, die Straßen sind breit genug, um Manövrierfehler auszugleichen, und die Bordsteinkanten abgeflacht. Ein Paradies für die Generation Rollator also, zumal kein Jungvolk mit mahnenden Worten oder missbilligenden Blicken den Ollen den Spaß an ihrem dollen Treiben verdirbt. Denn soviel ist klar, wer sich hier noch einigermaßen bewegen kann, der/die lässt es krachen.
Sun City ist ein hybrider Ort, ein künstlich geschaffenes Alten-Ghetto, in dem sich aber alle ziemlich wohl fühlen, weil es ihnen zumindest wirtschaftlich nicht schlecht geht. Und darin liegt die Crux der über viele Jahre hinweg entstandenen Dokumentation „Gestorben wird morgen“, die Susan Gluth als Beitrag zum Umgang der Gegenwartsgesellschaft mit dem demografischen Wandel verstanden wissen will. Gluth lässt eine ganz Reihe mehr oder minder rüstiger 70- bis 90-Jähriger gut gelaunt aus ihrem Alltag erzählen und nimmt damit dem Alter und der Gebrechlichkeit etwas von ihrem immanenten (Sterben! Tod!) Schrecken.
Wer aber bezahlt das alles? Abgesehen davon, dass viele der knapp 40.000 Einwohner sich ehrenamtlich an Stadtverwaltung und Organisation beteiligen, erfährt man wenig über die eigentliche Struktur und über die tatsächlichen Kosten. Außerdem fällt auf, dass weit und breit kaum einmal eine Person anderer Hautfarbe zu sehen ist. Das macht diese Ansiedlung ein wenig unheimlich und lässt den Film letztlich auf eine eher nichtssagende Ansammlung von Impressionen zusammenschrumpfen. Denn die letztlich banale Erkenntnis, dass Altwerden eine Frage der Einstellung ist, muss man sich auch erstmal leisten können.
Gestorben wird morgen D 2018, 74 Min., R: Susan Gluth, Start: 28.3.