Nach dem Fall der Mauer war es die Aufgabe der Treuhand-Anstalt, die Produktionsmittel der sozialistischen DDR-Planwirtschaft ins profitorientierte System des globalisierten BRD-Kapitalismus zu überführen, das heißt, die volkseigenen Betriebe schrittweise zu privatisieren. In den vier Jahren ihres Bestehens von 1990 bis 1994 schloss die Treuhand 4.000 Betriebe und vernichtete zweieinhalb Millionen Arbeitsplätze. Glücksritter fielen in den Osten ein wie Kriegsgewinner und ein ganzer Staat wurde zum Selbstbedienungsladen ungebremsten Unternehmertums. Korruption und Subventionsbetrug waren an der Tagesordnung, Wirtschaftsverbrechen in großem Stil wurden begangen, Anklage und Ahndung lassen immer noch auf sich warten.
All dies und viel mehr entnimmt man den Zeitzeugeninterviews und Originalaufnahmen, aus denen „Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand“ geschickt montiert ist. Dass der eigentliche Regisseur nach langwierigen Auseinandersetzungen mit den Produzenten seinen Credit vom Projekt zurückzog, sollte einen nicht davon abhalten, sich diesen hochspannenden und bei aller vermeintlichen Trockenheit der wirtschaftspolitischen Materie erschütternden Film anzusehen.
Text: Alexandra Seitz
Foto: Real Fiction Filmverleih
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand“ im Kino in Berlin
Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand, Deutschland 2011; Regie: keine Angabe; 98 Minuten; FSK 0
Kinostart: 30. August