Durchgeknallt: Isabelle Huppert brilliert als fiese Greta
Das Publikum hat gelernt, von Isabelle Huppert dargestellten Figuren grundsätzlich zu misstrauen. Sie sind meist weder simpel gestrickt noch leicht zu durchschauen. Ziemlich früh in Neil Jordans „Greta“ sieht man das Unheil kommen. Wer braucht Glaubwürdigkeit bei der Faszination, wie Madame Huppert dem Wahnsinn ihrer Figur die Zügel schießen lässt, während sie zugleich die Fassade des vermeintlich Normalen aufrechterhält? Lange fragt man sich, wie durchgeknallt diese Greta denn nun wirklich ist, und ob ihre zunehmende Zudringlichkeit nicht doch irgendwie noch in den Griff zu bekommen wäre.
Das denkt sich wohl auch Frances, die sich mit der verwitweten Greta anfreundet. Doch dann bleibt Frances zu lange in Gretas Nähe; wegen ihres schlechten Gewissens, wegen ihrer Naivität und weil das immer wieder Ausflüge ins Hanebüchene unternehmende Drehbuch es so will.
Also bekommt Frances ihre Quittung, und Jordan nutzt einmal mehr ohne jede Hemmung sämtliche Gelegenheiten, die so ein knackiger Thriller nun mal bietet. Er inszeniert die Mär vom freundlich-Vertrauten, das die Reißzähne zeigt – und die Huppert ist absolut in ihrem Element.
Greta IRL/USA 2018, 118 Min., R: Neil Jordan, D: Isabelle Huppert, Chloë Grace Moretz, Maika Monroe, Start: 16.5.