Etwa 1000 Bewohner hat das Kibbuz Hazorea im Norden von Israel. Es lebt von der Fischzucht und von der Baumwolle. Auch wenn mittlerweile das Essen im Speisesaal kostet – Hazorea versucht noch immer eine sozialistische, genauer: eine kollektive Variante des Alltags zu organisieren. Doch der Druck der Veränderung steigt, das Durchschnittsalter liegt bei 58 Jahren, die Jungen wandern ab.
Ulrike Pfaff beobachtet quer durch die Generationen die Wochen vor einer Abstimmung, die weitere Reformen bringen soll, Privatisierungen, Kapitalismus, individuellen Entscheidungsraum. Sie streckt damit die Hände zum Kern der gerade heftig geführten Debatten um einen der Gründungsmythen des Staates Israel. Leider erreicht der Film diese Auseinandersetzung nicht, benötigt zu viele Erklärungen und illustrierte Anfänge. Deshalb hören sich die Auseinandersetzungen vor den idyllischen Bildern befremdlich an: Die Menschen räkeln sich im Gemeinschaftsbad, ihre Kinder lachen, aber sie wollen anders leben. Während beim Feierabendbier wieder einmal der Sozialismus als unlebbare Utopie verbannt wird, bleibt der Inhalt der Rede um Selbstbestimmung und Individualismus leer.
Text: Lennart Laberenz
tip-Bewertung: Zwiespältig
Zeite und Orte: „Hazorea – Leben im Kibbuz“ im Kino in Berlin
Hazorea – Leben im Kibbuz, Deutschland/Israel 2008; Regie: Ulrike Pfaff; Farbe, 80 Minuten
Kinostart: 13. August