Haben Maria, Niels und Chloe in „Heute oder morgen“ dieselben Gefühle füreinander?
Wir sind in Berlin, also probiert man sich und die anderen aus, warum auch nicht? Niels und Maria schmeißen sich schon mal gern an Fremde ran, an Ben in der Bar zum Beispiel, den Künstler aus Israel, bis sich herausstellt, dass der gar nicht auf Schwänze steht. Shit happens. Maria und Niels haben einen dynamischen Charme miteinander, trotz leicht aufgesetzter (und sehr glaubwürdig gemimter) Berlin-Coolness. Das Spiel von Paula Knüpling und Maximilian Hildebrandt ist ein schönes Plus in dieser Beziehungsdramödie.
Dann treffen die beiden auf Chloe in der S-Bahn, und die hat nicht nur knackige Radieschen in der Lunchbox, sondern so allerlei anderes auch noch zu bieten. Doch statt auf einen Dreier setzt Maria zunächst auf Geheimniskrämerei und Fremdgehen mit – sehr katholisch – erzwungener Beichte hinterher. Denn irgendwie will Maria Chloe für sich. Niels will sie beide. Und dann probieren sie es eben zu dritt, was sexuell einfacher geht als emotional, denn Niels und Chloe haben aneinander viel zu kritteln. Doch sie grooven sich ein.
Prima, dass der Film seinen Hauptcharakteren in weiten Teilen eine glaubwürdige Entwicklung gönnt, mit einer lebensechten Mixtur aus schönen Momenten und Rückschlägen, wie man sie in einem Hollywood-Drehbuch kaum je so finden würde. Gerade will man dem Film lobend zugutehalten, dass er endlich mal nicht auf das bei Dreierfilmen übliche Muster verfällt, eine ultimative Krise mit zugehöriger Katastrophe anzusteuern – dann entscheidet sich das Drehbuch im letzten Drittel leider doch noch für den eher konventionellen Kurs.
Heute oder morgen D 2019, 93 Min., R: Thomas Moritz Helm, D: Paula Knüpling, Maximilian Hildebrandt, Tala Gouveia, Start: 19.9.