Zu konventionell gedacht: Buñuel im Land der Schildkröten
Von allen Methoden, einen Film zu finanzieren, war dies eine der bizarrsten: Der spanische Anarchist Ramón Acin kaufte ein Los der Weihnachtslotterie und versprach seinem Freund Luis Buñuel, ihm im Falle eines Gewinns das Geld für ein Projekt zu geben. Prompt gewann Acin – und hielt Wort. Das Ergebnis war der halbstündige Doku-Fiktionsfilm „Las Hurdes“ (1932/33), in dem Buñuel Bilder von den Lebensbedingungen in einem der ärmsten Landstriche Spaniens mit dem ironisch wirkenden Kommentarton eines x-beliebigen Reisefilms kontrastierte.
Der Animationsfilm „Buñuel im Land der Schildkröten“ von Salvador Simó schildert nun nach einer Graphic Novel von Fermín Solis recht frei die Dreharbeiten zu „Las Hurdes“, flicht dabei Ausschnitte des Originalfilms ein und verbindet dies mit psychologisierenden Albträumen Buñuels, die von seinem (Über-) Vater, den surrealen Bildwelten Salvador Dalís und einer Hühnerphobie handeln.
Doch auch, wenn der Film gerade mit dem Europäischen Filmpreis für den Besten Animationsfilm ausgezeichnet wurde – wirklich überzeugend wirkt das alles nicht. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Autoren offenbar glaubten, aus dramaturgischen Gründen eine gewisse Fallhöhe zu benötigen, heißt: die Wandlung eines egomanisch-eitlen Künstlers, dem alberne Provokationen wichtiger sind als seine Freunde und sein Film, zu einem mitfühlenden Menschen. Was aber derartig bürgerlich-konventionell gedacht ist, dass der derart desavouierte Meisterregisseur den Filmemachern vermutlich – in Gedanken – auf die Zeichnungen gespuckt hätte.
Buñuel im Labyrinth der Schildkröten, Buñuel en el laberinto de las tortugas (OT), E/NL 2018, 80 Min, R: Salvador Simó,
Start: 26.12.