Konfessionen, Sekten, Splittergruppen wollen hier Anbetung verrichten oder die Ströme der Frommen lenken. Die Katholiken dürfen am Palmsonntag Bänke reinräumen (hinterher aber bitte gleich wieder raus), und so haben auch alle anderen christlichen Gruppen ihre Gewohnheitsrechte, über die manchmal so gestritten wird, dass ein äthiopischer Frommer mit Sehnsucht an das Ende dieser „geplagten“ Welt denkt. Der Dokumentarfilm „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ schildert den Alltag in und an der Grabeskirche und liefert wie nebenbei eine Phänomenologie des Religiösen: Glauben, das heißt eine Beziehung zum Absoluten, die sich konkret aber meistens im Streit um Details verheddert. Denn das menschliche Maß ist nun einmal nicht gemacht für den ganz großen Zusammenhang, der sich in manchen Momenten dann aber doch andeutet. Dafür muss man allerdings gläubig sein, dem Rest des Publikums bleibt nur leichte Verwunderung.
Text: Bert Rebhandl
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ im Kino in Berlin
Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen, Deutschland 2009; Regie: Hajo Schomerus; Farbe, 93 Minuten
Kinostart: 25. März