Nach der zornigen Animations-Collage „The Green Wave“ über die Niederschlagung der iranischen Protestbewegung widmet sich Ali Samadi Ahadi erneut einem Thema des Nahen Ostens. Vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Israel und Palästina erzählt der Iraner mit deutscher Adresse von dem skurrilen Roadtrip eines palästinensischen Brüderpaars. Das zerstrittene Duo muss den verstorbenen Vater unbemerkt von Ostjerusalem in palästinensisches Autonomiegebiet schaffen, um den Alten wunschgemäß jenseits der Grenze zu beerdigen. Bei nur 45 Minuten Luftlinie verlängert sich die Transportfahrt allerdings erheblich, als die Brüder an korrupte Grenzer, Gauner und diverse palästinensische Kampfgruppen geraten. An spaßigen Momenten ist der Film mit seinem Mix aus Buddy-Movie, Familienkomödie und einer Portion Romantik reich, doch Ahadis Gespür für sein ernstes Thema geht dabei zum Glück nicht verloren. Beiläufige Szenen, etwa zur unwürdigen Situation an den Grenzstationen, verleihen Ahadis Grenzstress-Komödie eine willkommen grimmige Note.
Text: Ulrike Rechel
Foto: Zorro Film
tip-Bewertung: Annehmbar
Orte und Zeiten: „45 Minuten bis Ramallah“ im Kino in Berlin
45 Minuten bis Ramallah, ?Israel/Jordanien/Deutschland 2013; Regie: Ali Samadi Ahadi; ?Darsteller: Karim Saleh (Rafik), Navid Akhavan (Jamal), Julie ?Engelbrecht (Olga); 87 Minuten; FSK 12
Kinostart: 5. Dezember
Lesen Sie hier: Ein Interview mit Regisseur Ali Samadi Ahadi