„In Ramleh gab’s einen Schlamassel“: So beginnt die Geschichte von „Ajami“, einem Film in fünf Kapiteln über ein Viertel in der israelischen Stadt Jaffa, die seit über 50 Jahren ein Teil der Metropole Tel Aviv ist. Ein muslimischer Mann setzt sich gegen einen Schutzgelderpresser zu Wehr, daraus entsteht eine Fehde, und plötzlich muss der 19 Jahre alte Omar die Verantwortung nicht nur für seine Familie tragen, er sieht sich auch noch einer Möglichkeit gegenüber, durch einen Drogendeal an das Geld zu kommen, das er für die teuren Befriedungszahlungen braucht. Scandar Copti und Yaron Shani (beide in Israel geboren, mit palästinensischem bzw. jüdischem Familienhintergrund) beginnen die Geschichte aber nicht nur mit dem Schlamassel in Ramleh, sie verzweigen sie in viele Richtungen, sie nehmen in den weiteren Kapiteln weitere Figuren näher in den Blick (den Palästinenser Malek, der illegal in Tel Aviv arbeitet; den Polizisten Dando, dem es in Ajami vorkommt „wie in Gaza“; den Christen Abu Elias, der als Vermittler wirkt, aber seine Tochter niemals einem Muslim zur Frau geben würde). In allen diesen Fällen bleibt „Ajami“ so nahe an den alltäglichen Lebensumständen der Menschen, dass die dramatische Konstruktion des Films niemals überzogen oder überfrachtet wirkt – das Panorama ist immer in erster Linie konkretes Drama, aber der Gesamteindruck ist dann doch so, dass die Lebensverhältnisse in Israel in ihrer ganzen kulturellen, religiösen, ethnischen und politischen Komplexität sehr plastisch werden.
Text: Bert Rebhandl
tip-Bewertung: Sehenswert
Orte und Zeiten: „Ajami“ im Kino in Berlin
Ajami, Deutschland/Israel 2009; Regie: Scandar Copti und Yaron Shani; Darsteller: Shahir Kabaha (Omar), Ibrahim Frege (Malek), Fouhad Habash (Nasir); Farbe, 120 Minuten
Kinostart: 11. März
Lesen Sie hier: Ein Interview mit den Regisseuren S. Copti und Y. Shani